Kirchheim

Ein Geständnis in letzter Minute

Der mittelalterliche Krimi des Pädagogischen Fachseminars war spannend bis zuletzt

Kirchheim. Ob sie wohl zum Gesindel oder zu den ehrenwerten Leuten gehöre? Wer zum Mittelalterkrimi des Pädagogischen Fachseminars

in Kirchheim wollte, musste sich erst einer strengen Befragung unterziehen. Nur, wer sich als ehrenwert bezeichnen konnte, erhielt schließlich Eintritt in den Kirchheimer Schlosshof. Drinnen herrschte buntes Treiben: Unter anderem wurden Ablassbriefe der FvkK, der „Freien vernagelten katholischen Kirche“ verkauft. Dazu gab es mittelalterliche Kräuterzubereitungen zu kaufen, inklusive eines mysteriösen Liebeszuckers.

Von diesem Liebeszucker hatten einige auf der Bühne dem Anschein nach etwas viel konsumiert, denn die Frauen und Männer konnten kaum voneinander lassen: Die kostenpflichtigen Dienstleistungen der Schönheit Klara fanden vielfältige Abnahme, und Kunigunde zu Owen, vor zehn Monaten von ihrem Ehemann Giselbert in Kirchheim zurückgelassen, war sogar schwanger.

Was aber noch bedeutender war: Sie war gleich zu Beginn des Stückes tot – so tot, dass auch der eilends zum Arzt erklärte Dr. Molt vom Fachseminar mit dem kleinen roten Köfferchen nicht mehr helfen konnte. Mit Kunigunde war auch ihr Kind tot, das dem ständig betrunkenen Ritter Ulrich die Thronfolge hätte streitig machen können. Das Schwert in Kunigundes Brust stammte aus seinem Zimmer, doch Ritter Ulrich war der Schlüssel gestohlen worden.

Der Mörder müsse sich noch im Schloss befinden, befindet Nestor von Teck, der Abgesandte des Landgrafen: „Schließt die Tore, zieht die Zugbrücke hoch!“ Das Publikum sollte mitraten. Waren es Walburga und Henriette zu Kirchheim? War es Marie, Kunigundes Zofe? War es der schräge Hofnarr Bartholomäus, der immerhin des Diebstahls eines Rings, einer Kette und eines Schinkens überführt wurde? Oder war es Jakob, der hübsche, aber dumme Burgschmied? Oder Emma und Franziska, die Kräuterfrauen? Oder gar Benedikt und Ignatius, die beiden merkwürdigen Mönche vom Orden der Seminarianer, denen mal einer sagen sollte, dass man Weihwasser nicht mit der Klobürste verspritzt?

Nestor fragt jeden nach seinem Alibi und wann er Kunigunde das letzte Mal gesehen hat. Und warum war sie überhaupt an den Beichtstuhl gefesselt? Mit der Zeit kommen Nestor und sein Mitarbeiter Hector zu Lorch sogar auf die Idee, die Leiche herbeibringen und untersuchen zu lassen. Sie finden viele Striemen und eine Platzwunde am Hinterkopf, und sie lassen das ganze Schloss durchsuchen. Schließlich ist auch noch der Schlosshund tot, eine Leiche kommt schließlich selten allein.

Am Ende ist jeder an der Tafel verdächtig. Jeder hat ein Motiv für die grausame Meuchelei. So darf das Publikum abstimmen, die Kräuterfraktion liegt bei den Verdächtigungen knapp vorne. Ja, wie jetzt, ein Urteil per Mehrheitsentscheid, was ist das denn für eine Justiz? Nein, dabei bleibt es nicht, denn die Zofe Marie will keine Unschuldige am Pranger sehen und legt in letzter Minute ein Geständnis ab. Sie, die Kunigunde innig liebte und von ihr abgelehnt wurde, war es gewesen.

So wild, wie diese Story klingen mag, war die ganze Aufführung auch: ein großer Spaß. Nicht alles musste so ganz mittelalterlich sein, so gab es auch „Scarborough Fair“ und noch modernere Titel zu hören. Besonders umjubelt waren die zwei Seminaristen und die Seminaristin, die eine tolle Akrobatiknummer präsentierten: Auf wie viele Arten kann man die umworbene Dame wohl in die Höhe heben?