Lokale Kultur

Ein Glanzstück sinfonischer Blasmusik

Stadtkapelle Weilheim setzt unter der Leitung ihres neuen Dirigenten ein musikalisches Ausrufezeichen

Das Stammorchester in seinem Element.Foto: Nicole Mohn
Das Stammorchester in seinem Element.Foto: Nicole Mohn

Weilheim. Das Winterkonzert der Stadtkapelle Weilheim stand in diesem Jahr unter ganz besonderen Erwartungen: Die Stammkapelle präsentierte sich zum ersten Mal unter

der Leitung ihres neuen Dirigenten Markus Heim. Und der Auftakt in die neue Ära darf als mehr als gelungen betrachtet werden.

Wer bei Blasmusik immer noch an Humtata und Tätärä denkt, der ist gut beraten, ein Konzert der Stadtkapelle Weilheim zu besuchen. Denn was die Musiker und Musikerinnen unter dem energischen Taktstock von Markus Heim den Zuhörern da in der bestens besuchten Limburghalle auf die Ohren gaben, war konzertante Blasmusik vom Feinsten. Kraftvolle, prickelnde Intensität und musikalische Fülle bot das Orchester seinem Publikum.

Im „Geist eines neuen Zeitalters“ stand das Programm an diesem Abend und führte die Zuhörer vom Mittelalter durch die musikalischen Epochen bis in die Neuzeit. Denn ein Neubeginn ist es für die Stadtkapelle aus mehrfacher Sicht: Nicht nur der erste große Auftritt unter der Leitung von Markus Heim bewegt derzeit den Weilheimer Verein. Mit dem Umzug in die neuen Proberäume im Bildungszentrum Wühle sowie anstehenden Neuverteilungen von Aufgaben in der Führungsetage ist der Titel des Konzertes sinnbildlich für einen neuen Abschnitt in der Vereinsgeschichte.

Musikalisch jedenfalls darf man nach dem fulminanten Konzert am Samstagabend so einiges von der „neuen“ Stadtkapelle erwarten. Große Dramatik schon zum Auftakt, zu dem Markus Heim Orffs Paradestück „O Fortuna“ auswählte. Vielschichtig instrumentalisierte Arrangeur Jay Bocook diesen gewaltigen Chorsatz. Hier bot das Orchester all seine Facetten auf - vom sonoren Altsax bis zur zarten Oboe, steigert es sich zu den furiosen Gipfelpunkten, um wieder zu feinen Klanggespinsten zurückzukehren. Ein Glanzstück konzertanter Blasmusik, das die Stadtkapelle hier präsentiert.

Und weitere sollen folgen. In „The Witch and the Saint“ von Steve Reineke verwandelt Heim seine Musiker in Geschichtenerzähler, die vom ersten donnernden Paukenschlag bis hin zum letzten zarten Glockenschlag ihr Publikum in ihren Bann schlagen. Deutlich moderner arrangiert, mit sattem Schlagzeug-Einsatz, aber ebenso eine Umsetzung einer Begebenheit ist Ben Haemhouts „Pacis Valley“. Und beinahe schon sinnbildlich auch Jan de Haans „Ouverture to a New Age“, die vom Orchester mit brillanten Blechakzenten und subtilen Percussion-Klängen in Szene gesetzt wird. Der Marsch „Apollo“ von Jan Van der Roost zu Ehren der Jubilare schließt den sinfonisch geprägten Teil des Abends.

Denn die Stadtkapelle hat auch noch andere Facetten, wie Heim und seine Musiker im zweiten Teil beweisen. Mal swingen sie in bester Big Band Manier wie bei „Feeling Good“, dem Jazz-Standard: Die Stimme von Michael Bublé, der dem Musical-Song zu Charts-Ehren verholfen hat, übernimmt Julian Linsenmayer am Bariton-Horn mit einem beeindruckenden Solo. Mal rocken sie die großen Hits von Bon Jovi, dann wieder gibt es eine Renaissance der Blasmusik mit „Kaiserin Sissi“, bevor sich das Orchester mit dem neuen Maître mit dem wirklich überraschenden „Tango Surprise“ sozusagen stückchenweise verabschiedet und sich in langer Reihe vor der Bühne den verdienten Applaus des begeisterten Publikums abholt.

Es ist ein beeindruckendes Ausrufezeichen, mit dem die Stadtkapelle Weilheim hier in die neue Zeit mit Markus Heim startet. Ein feines Stück Blasmusik, das Lust macht auf mehr. Viel mehr. Und begierige Nachwuchstalente können es kaum erwarten, in die Reihen dieses hochklassigen Orchesters aufzusteigen, wie der Auftritt des Jugendorchesters unter Leitung von Stefan Koch unter Beweis stellte. Sie interpretierten den Zuhörern zum Auftakt dieses an Höhepunkten so reichen Konzertabends in der Limburghalle Märsche von einem der größten Filmkomponisten unserer Zeit: John Williams. Reminiszenzen aus cineastischen Klassikern wie „Star Wars“ und Indiana Jones erklangen da. Doch auch den Latin-Groove haben die Jungs und Mädels, wie bei Santanas „Smooth“ zu spüren war. Kein Wunder also, dass auch sie nicht ohne Zugabe die Bühne verlassen durften.

Vereine wie die Stadtkapelle können jedoch nur erfolgreich arbeiten, wenn es neben engagierten Dirigenten wie Markus Heim Musiker gibt, die über viele Jahre die musikalische Entwicklung des Orchesters mittragen und den Verein unterstützen. Mit Lisa Müller, Gregor Diez und Dieter Moll zeichneten die Stadtkapelle und der geschäftsführende Präsident des Blasmusikverbandes Esslingen, Ralf Krasselt, gleich drei solcher langjährigen Aktiven aus. Gregor Diez und Lisa Müller setzen sich seit zehn Jahren für ihren Verein als auch die Blasmusik ein. Dafür erhielten sie am Samstagabend die bronzene Ehrennadel. Seit 40 Jahren gehört Dieter Moll zu den großen Aktivposten des Vereins. Er arbeitete viele Jahre im Vorstand mit und führte die Finanzen der Stadtkapelle. Im Orchester gehört der Vollblutmusiker am Flügelhorn und an der Trompete zu den erfahrenen Hasen. Für sein Engagement zeichnet ihn der Landesverband mit dem goldenen Ehrenzeichen mit Diamant aus.