Kirchheim

Ein kleines Team mit großer Wirkung

Jubiläum Seit 25 Jahren hilft das KiZ bei der Berufswahl, beim Erwachsenwerden und was sonst so ansteht.

Ehemalige KiZ-Besucher und Förderer gratulieren zum Geburtstag.Foto: Peter Dietrich
Ehemalige KiZ-Besucher und Förderer gratulieren zum Geburtstag.Foto: Peter Dietrich

Kirchheim. Wer Geburtstag hat, der bekommt etwas geschenkt. Die Geschenke von Pfarrer Franz Keil und Pfarrer Winfried Hierlemann zum 25-jährigen Bestehen des Kommunikationszentrums für interkulturelle Zusammenarbeit, kurz KiZ, waren zunächst arg sparsam: Wie wäre es mit ein paar Papstbildchen und einer Arbeitshilfe der Diözese, die es ohnehin gratis gibt? Dann rückten die beiden in ihrem humorvollen Auftritt doch noch mit einem schönen Kunstkalender von Sieger Köder und einem Scheck über 200 Euro raus. Der Scheck der Kolpingsfamilie Kirchheim hatte noch eine Null mehr, sie unterstützte das KiZ mit satten 2 000 Euro.

Das KiZ wurde im Jahr 1991 von der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) gegründet. Was es alles kann und bedeutet, erfuhren die Besucher des Jubiläumsfestes in vielen Grüßen an der Infowand und im eingespielten Video. Weihbischof Thomas Maria Renz schrieb, das KiZ erreiche Jugendliche, die die katholische Jugendarbeit sonst nicht erreiche: Hauptschüler, Auszubildende, Arbeitslose. Jugendliche unterschiedlichster Herkunft verbrächten dort ihre Freizeit, treffen Freunde. Landrat Heinz Eininger schätzt das KiZ als „verlässlichen Partner“. Wolfgang Müller vom Bischöflichen Ordinariat schrieb sogar, „hier im wilden Süden Kirchheims hat die Zukunft der Kirche längst begonnen“. Er muss es wissen, war er doch von 1995 bis 2011 als Pastoralreferent von Maria Königin vor Ort. Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker sprach im Video von „wunderbaren Begegnungen mit sehr angenehmen Menschen“. Noch immer ein „warmes Gefühl“ hat ein Jugendlicher, der zwei Jahre lang fast jeden Tag im KiZ war. Es habe ihn von der Straße geholt, „damit ich nicht zu viele Dummheiten mache“. Ein Stück weit sei sie auch erzogen worden, meinte eine ehemalige Besucherin und sprach vom „freundschaftlichen Betreuen“.

Markus Knorpp von der Agentur für Arbeit freut sich, dass das KiZ auch größere Maßnahmen wie ein mehrtägiges Berufsvorbereitungsseminar stemmen kann. Das Angebot ist vielseitig: Von 14 bis 18 Uhr ist das Bohnauhaus offen, das KiZ arbeitet im Ganztagsbereich der Rauner-Werkrealschule, ist im Sommerferienprogramm im Pavillon dabei und vieles mehr. Aus seiner Arbeit ist die heute große Berufsinformationsmesse in der Stadthalle entstanden. Das KiZ-Team aber ist entgegen allem Anschein klein: Zu Leiter Wolfgang Schinko kommen die Diplom-Sozialarbeiterin Doris Kurka mit 75 Prozent, dazu Projektmitarbeiter Ralph Freistädter mit 30 Prozent und Ann-Kathrin Müller im freiwilligen sozialen Jahr. Das war es auch schon – plus Ehrenamtliche.

Doch Schinko schätzt die Kleinheit und Flexibilität. Als die Stadt Kirchheim für ein paar auffällige Viertklässler eine Jungengruppe brauchte und andere noch in ihren Gremien berieten, machte das KiZ bereits das erste Gruppentreffen, eine Woche nach der Anfrage. Woran Schinko jedoch leidet, ist das ständige Ausfüllen von Anträgen für Projektmittel. Wäre die Finanzierung kontinuierlicher, sagte er, könnte er sich noch mehr um die Jugendlichen kümmern.

Die Tombola ohne Nieten wurde komplett von Neuntklässlern der Rauner-Werkrealschule und ihrer Lehrerin Cigdem Büyüktokatli organisiert, die Schüler hatten auch alle Gewinne eingeworben.

Bewegend war die Lesung von Undine Zimmer aus ihrem Buch „Nicht von schlechten Eltern“ über ihr Aufwachsen in einer Hartz-IV-Familie. Bewegend waren auch die Erzählungen der ehemaligen KiZ-Besucher. Zwei Wochen lang hatte Schinko einen ehemaligen Förderschüler gecoacht, bis dieser seine Bewerbung beim Daimler fertig hatte. Heute arbeitet er dort. „Dass es mir so gut geht, wie es mir geht, habe ich Wolfgang und Doris zu verdanken“, sagte er.Peter Dietrich