Kirchheim

Eine Frau, die stets ihren Mann stand

Nachruf Maria Feeß, Seniorchefin des gleichnamigen Erdbauunternehmens, ist im Alter von 90 Jahren gestorben.

Maria Feeß
Maria Feeß

Kirchheim. Sie war lange Jahre die Seele des Kirchheimer Erdbauunternehmens Feeß und eine Chefin mit Leib und Seele: Maria Feeß kümmerte sich aufopfernd um den Betrieb und seine Mitarbeiter, die sie alle persönlich kannte.

Schwere Arbeit war sie von klein auf gewohnt, wuchs sie doch in Bissingen auf einem Bauernhof auf. Dem Vater ging sie regelmäßig bei Holzarbeiten zur Hand, und schon als 16-Jährige arbeitete sie allein mit Pferden im Wald. Pferde-Kräfte, wenn auch in größerer Zahl und eher technischer Natur, sollten in ihrem späteren Leben eine wesentliche Rolle spielen. Der Jesinger Heinrich Feeß holte die junge Maria Greiner nicht nur mit dem Bulldog zum Tanzen ab, sondern führte sie wenig später auch vor den Traualtar. Gemeinsam wagte das Paar bald den Sprung in die Selbstständigkeit. Zunächst erwarben die beiden einen Lagerplatz für Baustoffe in Jesingen. Ein Traktor und ein Anhänger stellten den Anfang des Fuhrparks dar, der im Nu durch erste Lkws ergänzt wurde. Lkw-Fahren war damals noch Schwerstarbeit und Männersache, dennoch sah man am Steuer oft die Chefin persönlich: Als Fahrerin von Lastzügen und Tiefladern sprang sie spontan ein, übernahm Transporte oder befreite durch kluges Rangieren so manchen Laster aus einer misslichen Situation. Die couragierte Frau half aus, wenn andere keinen Rat mehr wussten, eben wenn „Not am Mann“ war.

Ihren Mann stand die warmherzige Chefin im Betrieb über viele Jahre. Von der Auftragsakquise über Personalmanagement und Bauleitung bis zur Abrechnung führte sie das Unternehmen quasi als „Ein-Frau-Show“, wie sich ihre Mitarbeiter sowie Lieferanten und Geschäftspartner noch gut erinnern. Nebenher zog sie einen Sohn und eine Tochter auf.

Im Laufe der Jahrzehnte verlagerte sich der Geschäftsschwerpunkt. Heute, unter der Ägide von Walter Feeß, ist aus dem einstigen Baustoffhandel längst ein weitbekanntes Recyclingunternehmen mit 200 Mitarbeitern geworden, das hochkarätige Preise und Auszeichnungen für sich verbuchen kann. Darauf war Maria Feeß stolz und brachte all ihre Energie zur Unterstützung ihres Sohnes bei der Unternehmensführung ein.

Bis zuletzt hatte die Seniorin ihr eigenes Büro. Allerdings waren ihre letzten Jahre von Krankheit geprägt. Speziell ein Hundebiss kurz nach ihrem 90. Geburtstag hatte ihr schwer zu schaffen gemacht.Irene Strifler