Lokale Kultur

„Eine runde Sache“ im KornhausÖffnungszeiten

Künstler mit Behinderungen aus dem Atelier 5 Mariaberg präsentieren kreative Werke

Ausstellungseröffnung im Kornhaus, "Eine runde Sache" Arbeiten aus dem Atelier 5 Mariaberg, Präsentation des AKB, Aktionskreis B
Ausstellungseröffnung im Kornhaus, "Eine runde Sache" Arbeiten aus dem Atelier 5 Mariaberg, Präsentation des AKB, Aktionskreis Behinderte zum 40 Jährigen Bestehen

Kirchheim. Die Ausstellung ist eröffnet: Der Aktionskreis für Menschen mit und ohne Behinderungen AKB hat anlässlich seiner 40-Jahr-Feier

Silvia Nickus

das Atelier 5 Mariaberg aus Gammertingen eingeladen, seine Kunstwerke in Kirchheim in der städtischen Galerie im Kornhaus öffentlich zu präsentieren. Jetzt wurde die Kunstausstellung mit dem Titel „Eine runde Sache“ feierlich eröffnet. Elf behinderte Künstler überraschten mit 60 Werken rund 80 Besucher mit ihrem außergewöhnlichen Ideenreichtum und ihrer kreativen Ausdruckskraft.

Im Atelier 5, der Mariaberger Kunstwerkstatt, schaffen Menschen mit Behinderungen seit 1998 Kunst. Die Werkstatt brachte schon einige außergewöhnliche Talente ans Licht, deren Werke viel Beachtung finden, sowohl in Mariaberg, als auch bei Präsentationen in Deutschland und Europa. So stellte zum Beispiel das Atelier 5 schon in Berlin, Stuttgart, Paris und London aus.

Die Exponate gewähren Einblick in die verborgene Welt der Künstler, die alltägliche Dinge aus ihrem ganz eigenen Blickwinkel betrachten und darstellen. Das Sujet der Exponate könnte vielschichtiger nicht sein: klein- und großformatig, linear bis abstrakt, farbig oder grafisch. Mit einem wohligen Bauchgefühl taucht man in die bunten Bilderwelten ein.

Die Motive sind vielfältig wie das Leben: Bleistiftzeichnungen von Rittern und Herrschern, Apfelpflücker von Roland Fischer, wartende Menschen von Franz Stocker, Reiseimpressionen aus London, „Chileflugzeug“-Bilder von Gerd Stauss, Zitteraale von Jasmin Ludwig, oder die Buntstiftzeichnung „45000 Häuser“ des Künstlers Marco Schmitt zum Beispiel. Jedes der 27 Häuser ist anders gestaltet, manche mit bunter Fassade, andere nur mit bunter Haustüre, jedes einzelne aber eine freundliche Herberge, die einlädt, einzutreten.

Bertl Zagst, Künstler und Kunsterzieher in Mariaberg, erläutert exemplarisch die Entstehungsgeschichte einiger Bilder: Die großen rostigen Eisentore von Franz Stocker zum Beispiel, eine Serie von drei gleichen Motivbildern. Die Bleistiftzeichnungen zeigen drei Eisentore, an denen Stocker jeden Tag auf der Fahrt zur Arbeit vorbeifährt. Sie haben sich ihm eingebrannt. Die Farben erscheinen je nach Lichteinfall unterschiedlich, die feinen Nuancen seiner Wahrnehmung hat er zu Papier gebracht. Oder die Baustellen-Kräne des 63-jährigen Künstlers Roland Kappel, die er aus Metallabfällen zusammenschweißt. Sein Exponat „Hilge“ ist 95 Zentimeter groß, minutiös einem echten Kran nachgebaut mit allen Verstrebungen, Zahnrädern, Übersetzungen und dem Führerhäuschen. Verkauft er seine Werke? Kappel lächelt und erzählt, dass auch heute ein Besucher seinen Bagger kaufen wollte, „aber wenn ich alles verkaufe, haben wir ja nichts mehr auszustellen.“

Die Ausstellung findet noch bis zum 24. Juni in der städtischen Galerie im Kornhaus in Kirchheim statt. Öffnungszeiten sind dienstags von 14 bis 17 Uhr, mittwochs bis freitags von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, am Wochenende von 11 bis 17 Uhr.