Kirchheim

Einfach, klar und konsequent

Wettbewerb Wie sollen Mensa und Mehrzweckhalle an der Eduard-Mörike-Schule einmal aussehen. Vorgestellt wurden 31 Entwürfe mit guten Ideen. Von Peter Dietrich

Sind sich einig über den ersten Preis, von links: Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, Ortsvorsteher Hermann Kik, die Ar
Sind sich einig über den ersten Preis, von links: Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, Ortsvorsteher Hermann Kik, die Architekten Gerhard Bosch und Martin Rau, Professor Hans Klumpp (Vorsitzender des Preisgerichts) und Bürgermeister Günter Riemer.Foto: Peter Dietrich

Bürgermeister Günter Riemer ist mit dem Ergebnis des Planungswettbewerbs für die Mensa und Mehrzweckhalle auf dem Ötlinger Campus Eduard-Mörike-Schule sehr zufrieden. „Es gab 31 Entwürfe, da sind gute Ideen dabei.“ Die Reihenfolge der drei Preisträger und weiterer drei Anerkennungen hat das Preisgericht einstimmig entschieden, ebenso die Verteilung der Preisgelder.

Der erste Preis geht an Herrmann und Bosch Architekten aus Stuttgart - sie haben gemeinsam mit Luz Landschaftsarchitektur aus Stuttgart geplant und erhalten ein Preisgeld von 17 000 Euro. Das Büro hat Gebäude wie das Haus des Sports „Sport Stuttgart“, das Stuttgarter Eislaufzentrum und große Teile der Fachhochschule Esslingen geplant. Im Kirchheimer Raum wäre Premiere - auch wenn es in Stuttgart in der Teckstraße untergebracht ist.

Auf dem zweiten Platz liegen die KLE Architekten Einselen, Kern aus Kirchheim - sie waren mit Wiederkehr Landschaftsarchitektur aus Nürtingen tätig und erhalten 11 000 Euro. Auf dem dritten Platz folgt Rüdenauer-Architektur aus Stuttgart - die Planung gemeinsam mit Eurich Gula Landschaftsarchitektur aus Wendlingen erbrachte 7 900 Euro. Die drei folgenden Anerkennungen waren sich so ebenbürtig, dass die mehr als 20 Juroren das weitere Preisgeld gleichmäßig aufteilten - jeder bekommt 4 000 Euro.

Wer nun den Auftrag bekommt, steht noch nicht fest, der Gemeinderat kann sich zwischen den ersten drei Preisträgern entscheiden. Diese Regelung soll bestimmte Fälle ausschließen: Es könnte ja sein, dass unter den Preisträgern ein Büro ist, das zwar einen attraktiven Entwurf abgeliefert hat, das aber im Ausland liegt oder dem zum tatsächlichen Bau die Erfahrung fehlt. Das ist bei diesem Wettbewerb nicht der Fall, an der hohen Qualifikation aller drei Büros bestehen keinerlei Zweifel.

Auch Kulturbetrieb möglich

Am Anfang, erläuterte Professor Hans Klumpp, der Vorsitzende des Preisgerichts, habe die Aufgabe einfach ausgesehen: Das Raumangebot ist überschaubar, die städtebauliche Situation schien geklärt. Doch dann kamen viele Parkplätze, ein Höhenunterschied von 1,50 Metern und vor allem die Doppelfunktion. Zum einen gehört der Neubau zum Schulcampus und braucht einen Mensaeingang zu dieser Seite, gleichzeitig soll er auch eine öffentliche Adresse für den Kulturbetrieb sein. Beide Säle, Mensa und Mehrzweckhalle, sollten einzeln und gemeinsam genutzt werden können. Wie ist die jeweilige Nutzungsqualität, wie das Licht? Einige Planer wählten eine zweigeschossige Lösung, die jedoch aus Klumpps Sicht eine im Verhältnis zur Nutzung zu aufwendige Erschließung erfordert.

Auch Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker bewertete das Wettbewerbsergebnis sehr positiv. Mit dem Entschluss, vermehrt in Wettbewerbe zu gehen, habe sich die Stadt auf einen sehr guten Weg gemacht, obwohl er etwas mehr Finanzmittel erfordere. Der Gemeinderat habe nochmals Geld draufgelegt, um den Spagat zwischen Schule und Vereinsnutzung zu schaffen. Matt-Heidecker erinnerte daran, dass der Neubau erst während des Schuljahrs 2019/2020 zu Verfügung steht. Die frühere Haumeisterwohnung reiche aber schon im Herbst 2017 nicht mehr als Mensa, die Suche nach einer Alternative sei dringend.

Einfachheit, Klarheit, Konsequenz

Am ersten Preis lobte das Preisgericht die „Einfachheit, Klarheit und Konsequenz“. Der Zugang überzeuge, es gebe kurze Wege und eine flexible Nutzung. Der Baukörper wirke unaufgeregt und leicht. Der Entwurf sei sehr wirtschaftlich und erlaube durch vorgefertigte Holzelemente eine optimale Bauzeit. Beim zweiten Entwurf lobte das Preisgericht, die Funktionalität sei bestechend, fand aber das Erscheinungsbild enttäuschend. Der dritte Preis wurde als schlüssige Ergänzung des vorhandenen Ensembles bewertet. Kritisiert wurden eine Barriere zum Wohnquartier im Norden und ungelöste Höhenunterschiede.

Info Alle Entwürfe sind bis einschließlich Samstag, 22. Juli, in der Eduard-Mörike-Halle ausgestellt, geöffnet ist täglich von 10 bis 20 Uhr.

Wie funktioniert ein Preisgericht?

Zu den Preisrichtern gehörten Architekten, Stadträte, Vertreter der Stadt und der künftige Nutzer. Unterschieden wird zwischen Fach- und Sachrichtern. Nur Erstere haben Stimmrecht, die anderen diskutieren aber mit. Alle Arbeiten sind anonymisiert und mit Nummern versehen.

Beim ersten Rundgang wurden Arbeiten mit grundlegenden Mängeln ausgeschieden. Ein Mitglied beantragt den Rauswurf, er muss einstimmig erfolgen, sonst bleibt die Arbeit drin. Es fielen 13 der 31 Arbeiten aus dem Rennen.

Beim zweiten Rundgang schaute das Preisgericht noch kritischer hin. Nun traf es Arbeiten, die in Teilbereichen bemerkenswerte Lösungen, aber andere Mängel haben. Es war keine Einstimmigkeit mehr nötig. Doch wurden neun Arbeiten einstimmig ausgeschieden. Zweimal gab es bei neun Stimmberechtigten eine Gegenstimme, einmal sogar drei Gegenstimmen.

Nun wurden Arbeitsgruppen gebildet, die die verbliebenen sechs Entwürfe schriftlich beschrieben und beurteilten. Diese Beurteilungen wurden im Gesamtgremium vorgestellt und diskutiert. Dann entschied das Preisgericht über Rangfolge und die Verteilung des Preisgeldes - bei dem zuvor nur die Gesamtsumme feststand.

Ahnt ein erfahrener Architekt bei manchem Entwurf, von wem er stammt? Das sei früher viel wahrscheinlicher gewesen, sagt Professor Hans Klumpp. Durch die Computertechnik und Fremdzeichnungen lasse sich die Handschrift viel schwerer erkennen. Ahne er selbst etwas, müsse er darüber schweigen. Manchmal gebe es auch Überraschungen.

Manche Architekten könnten anhand der - vorher bekannten - Zusammensetzung des Preisgerichts beurteilen, ob sich eine Teilnahme für sie lohne. pd