Kirchheim

„Es könnt‘ mir alles wurscht sein“

Musikkabarett Das Programm „Am Ende des Tages“ von Cristof Spörk spannt im Club Bastion einen humorvollen Bogen von Österreich bis Europa und schließt auch Spörks Familie im Burgenland ein. Von Andrea Barner

Christof Spörk ist in Deutschland noch nicht sehr bekannt. In seinem Heimatland Österreich ist er bereits eine große Nummer. Fot
Christof Spörk ist in Deutschland noch nicht sehr bekannt. In seinem Heimatland Österreich ist er bereits eine große Nummer. Foto: Günter Kahlert

Christof Spörk, der österreichische Kabarettist, spielt in Wien, Salzburg, Linz oder Graz vor ausverkauften Häusern. Auch nach Deutschland hat er seit geraumer Zeit seine Fühler ausgestreckt. Er ist ein Lausbub, der sich von der Seele redet, was ihn so bewegt - aber mit Hirn. Stets charmant, auch bissige Bemerkungen kann ihm keiner übel nehmen. Klassischer österreichischer „Schmäh“ halt. Passend zu den flotten Sprüchen gibt’s Musik und Gedichte. Seinen steirisch-burgenländischen Dialekt hat er so im Griff, dass ihn auch das schwäbische Ohr versteht. Meistens jedenfalls.

Bei seinem Auftritt im Club Bastion in Kirchheim überlegt sich Christof Spörk zum Beispiel, was der erst 31-jährige österreichische Bundeskanzler wohl in zehn Jahren so macht. „Schau’ns, mir hom do a Kind als Bundeskanzler - ihr in Deutschland hobts a Mutti.“ Der promovierte Politologe lässt sich über die europäischen Zerfallserscheinungen aus und zweifelt am BIP, dem Bruttoinlandsprodukt. Die Berechnungsmethoden dafür ergeben, dass eigentlich möglichst viel kaputt gemacht werden muss, damit man es hinterher wieder aufbauen kann: „Das Beste, was dem BIP passieren kann, ist ein Massencrash.“ Dazu hat er ein lustiges „Kinderlied“ geschrieben. Er singt es vor, es geht sofort ins Ohr.

Alle Welt ist beleidigt, stellt er später fest und rattert in einem Mordstempo eine lange Liste herunter, wer in welchem Land beleidigt ist und warum. Sein Resümmee: „Die größten Volltrottel sind beleidigt, weil ihnen keiner mehr glaubt. Der größte ist sogar Präsident.“ Eines seiner Lieblingsthemen ist der „Gewerbepark“. Dieses Wort muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Christof Spörk findet: „So ein Gewerbepark hat das Karma eines Menschen, der im Sterben liegt. Sogar das Einkaufszentrum nebenan ist schöner.“

Nein zur schönen Aussicht

Einem weiteren Lieblingswort hat er ein flottes Lied gewidmet: Lärmschutzwand. „Links a Wand und rechts a Wand - keine Aussicht mehr. Riesige Mauern gibt es entlang der Autobahnen. Unter anderem, weil man den Bayern keine kostenlose Aussicht auf unsere herrlichen Berge gönnen will. Und hinter der Mauer nur eine grüne Wiese mit einem lärmgeplagten Froscherl.“

Er berichtet auch von Erziehungsprobleme. Davon gibt es einige. Immerhin hat er vier Kinder. Ein verständnisvoller Vater ist er schon, aber: „Kennt jemand eine Möglichkeit, als solcher seine eigenen Kinder legal zu bestrafen?“, fragt Spörk. Er gibt zu, knapp vor einer Depression zu stehen. Warum? Weil er als Mittvierziger mit allen seinen Kindern alle Schulfächer noch mal durchmachen muss. Aber Bildung ist wichtig, PISA-Studien „mir doch wurscht“.

In Kirchheim gibt Christof Spörk Kostproben von seinem musikalischen Talent. Eigentlich ist die Technik nichts wirklich Neues, aber beeindruckend ist es halt immer wieder, wenn einer eine „Loop-Station“ dabei hat wie der Österreicher. Auf offener Bühne nimmt er damit ein Musikstück auf, lässt es danach abspielen, spielt ein zweites Instrument dazu, dann ein drittes, und am Ende singt er auch noch - fertig ist der Mini-Song. So entsteht in der Bastion ein Motivationslied: „Du musst dich optimieren“ - mehr Text gibt es nicht, das Publikum singt wieder begeistert mit.

Christof Spörks Credo am Ende des Abends spricht vielen Bastionsbesuchern aus der Seele: „Es könnt‘ mir alles wurscht sein, ist es aber nicht.“

Ein Multitalent aus Österreich

Bevor Christof Spörk sich 2011 als Solo-Kabarettist auf den Weg machte, hatte er sein Geld als Profi-Musiker verdient. Keyboard und Akkordeon beherrscht er, auf der Klarinette ist er ein wahrer Künstler.

Mit seiner Band „Global Kryner“ hat er es 2006 mal zum Europäischen Song Contest nach Kiew geschafft, allerdings ohne Erfolg. Die Kryner schieden schon im Halbfinale aus. Dafür war die Band wochenlang in den österreichischen Charts und im Fernsehen. „Vom Stil her war das so verpoppte Volksmusik“, sagt der Kabarettist, „ähnlich wie die in Deutschland besser bekannte ‚La Brass Banda‘.“ ab