Kirchheim

Fahrende Holländer und radelnde Briten

Tausende Besucher strömen auf die Kirchheimer Hahnweide

Am Freitag war Anreisetag für die Piloten aus ganz Europa. Schon morgens dröhnten die Motoren der alten Kisten und immer wieder flogen die Piloten über die Pisten der Hahnweide hinweg und grüßten die Zuschauer mit dem Schwenken der Flügel. Diese standen entlang den Absperrungen und bejubelten die Oldtimer.

Schon der Anreisetag der Piloten mit ihren Maschinen lockte Zuschauer aus dem In- und Ausland auf die Hahnweide.Foto: Markus Brä
Schon der Anreisetag der Piloten mit ihren Maschinen lockte Zuschauer aus dem In- und Ausland auf die Hahnweide.Foto: Markus Brändli

Kirchheim. Sebastian Deschamps aus Nantes reiste mit seiner Familie bereits schon am Donnerstag an: „Wir kommen seit zwölf Jahren immer nach Kirchheim, wenn sich die Piloten der alten Flugzeuge treffen.“ Der Franzose ergänzt, dass er seine Ehefrau Céline zuerst überzeugen musste; aber nach dem ersten Event sei auch sie Feuer und Flamme für die alten Kisten gewesen. Sohn René weiß: „Unsere Patrouille de France kommt, auf den Überflug freue ich mich.“

Die unzähligen Foto- und Videokameras mit riesigen Objektiven zeugen vom großen Interesse an diesem Treffen. Zum Teil sind Fotografen gleich mit Beleuchtungsassistenten angereist. Unweit vom Flugfeld steht der Hangar mit einem der ältesten Flugzeuge der Welt: die Blériot XI von Mikael Carlson. Dutzende Menschen stehen am großen Tor und bestaunen die Holzkonstruktion. Ralf Menzing aus Lübeck kennt das Flugzeug seit seiner Kindheit: „Schon als Zehnjähriger – und das ist jetzt 65 Jahre her – war ich dauernd auf Flugplätzen. Das Fliegen faszinierte mich schon damals, nur hatte ich nie das Geld übrig, um selbst Pilot zu werden.“ Der Flug-Fan war schon bei den ersten Oldtimertreffen in Kirchheim dabei: „Bis jetzt habe ich nur eines verpasst – und solange ich noch so gut auf den Beinen bin, komme ich immer wieder.“ Er freut sich auf das Eintreffen der Ju 52 und schaut sich die Flugzeuge gerne aus der Nähe an.

Fast schon klischeehaft ist Familie Bouder aus Holland mit dem Wohnwagen auf die Hahnweide gekommen. Hans Bouder lacht: „Ja, die Holländer mit ihren Wohnwagen; aber wir lieben diese Art Urlaub und können immer stoppen, wenn uns eine Landschaft besonders gefällt.“ Die Familie aus der Nähe von Den Haag hat dieses Jahr den Urlaub so gelegt, dass auf der Heimreise aus Italien der Halt in Kirchheim möglich ist. „Dieser Event in Kirchheim ist in Holland in aller Munde, man sieht es ja an den vielen Campern hier – fast alle sind Holländer.“ Warum die Menschen aus dem Nachbarland so flugzeugverrückt sind, kann Hans Bouder auch nicht beantworten. „Wahrscheinlich wollen die Leute mal was anderes sehen, als nur Mobilhomes und Wohnwagen.“

Beim Flugplatzrestaurant steht eine Reisegruppe aus England. Deren Leiter, Henry Johnson, zeigt auf eine Ansammlung Mountain Bikes und lobt seine Mitreisenden: „Wir sind fast die ganze Strecke nach Kirchheim gefahren.“ Er grinst und definiert „fast“: „Okay, bis nach Köln ging‘s mit dem Zug, danach per Fahrrad weiter.“ Jetzt sind die sechs aus Bristol auf der Schwäbischen Alb unterwegs und haben von Freunden in England den Tipp mit dem Oldtimertreffen bekommen. „Wir bleiben bis Sonntag hier und wollen unbedingt an der Hangar-Party teilnehmen.“ Fast einstimmig verkünden alle in der Gruppe, dass sie das deutsche Bier lieben.

Fast unscheinbar bahnt sich Helga Rother aus Esslingen den Weg durch die Zuschauer. „Ich bin 80 Jahre alt und nicht mehr so gut zu Fuß unterwegs, aber es zieht mich jedes Jahr wieder her.“ Sie erzählt, dass sie ihr Leben bisher immer rund um die Teck verbracht hat und dass Flugzeuge für sie immer noch ein Wunder der Technik sind. „Ich bin auch oft geflogen, aber immer nur in großen Maschinen, und immer stellte ich mir die Frage, wie es diese schweren Flugzeuge überhaupt in die Luft schaffen.“ Plötzlich heißt es, Ohren zuhalten: Mit durchdringendem Lärm und in den französischen Landesfarben fliegt die „Patrouille de France“ über die jubelnden Besucher der Hahnweide.