Kirchheim

Fördermittel werden „umgetopft“

Wohnungsbau Gelder aus dem Sanierungsgebiet „Ortsmitte Ötlingen“ fließen lauteraufwärts in Richtung „Herrschaftsgärten“.

Kirchheim bezuschusst den Abbruch des Wohnhauses in der Alleenstraße mit Mitteln aus dem Sanierungsprogramm.Foto: Carsten Riedl
Kirchheim bezuschusst den Abbruch des Wohnhauses in der Alleenstraße mit Mitteln aus dem Sanierungsprogramm.Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Wieder weicht ein markantes Gebäude aus der Kirchheimer Innenstadt: Das Wohnhaus, das an der Alleenstraße direkt gegenüber vom Schloss stand, wird derzeit abgerissen. Es folgt damit den Gebäuden des pädagogischen Fachseminars, die in seiner unmittelbaren Nachbarschaft schon vor fünf Jahren abgebrochen worden waren. In den Farben des Wandanstrichs hatten sich das Wohngebäude Alleenstraße 26 und das Seminar stark geähnelt - und auch das Abbruchs-Schicksal teilen sie nun.

Trotzdem besteht ein wesentlicher Unterschied, und zwar in der weiteren Nutzung des Grundstücks: Auf dem Seminargelände ist längst der „Bürgerpark Herrschaftsgärten“ entstanden. Weil die historischen Kirchheimer Herrschaftsgärten aber sehr weitläufig waren, trägt auch das Areal zwischen Bürgerpark und Alleenstraße den Namen „Herrschaftsgärten“. Nur entsteht dort eher ein Wohnpark: Fünf massive neue Wohngebäude sind geplant.

Die Ausrichtung der Wohnungen hin zum Bürgerpark und zur Lauter sorgt für den Namen „Lauterterrassen“. Mit Terrassenbau im klassischen, landwirtschaftlichen Sinn hat das aber nichts zu tun. Es geht viel eher um exklusives Wohnen in den vier viergeschossigen Neubauten und im neuen Eckhaus am Kreisverkehr, das sogar mit sechs Etagen aufwarten soll. Bei den „Lauterterrassen“ handelt es sich aus Sicht der Kirchheimer Stadtplaner um eine „städtebaulich prägnante Neubebauung“.

Weil das alles auch noch im Sanierungsgebiet „Herrschaftsgärten“ liegt, gibt es dafür Zuschussgelder, und genau aus diesem Zuschusstopf hat der Bauträger jetzt Gelder für den Abbruch an der Alleenstraße beantragt. Es geht um „Modernisierungsmittel in Höhe von 80 000 Euro“.

Aber dummerweise ist der Topf in diesem Fall leer: Zumindest sind im Kirchheimer Haushalt für 2018 keine Mittel für diese gezielte Abbruchförderung bereitgestellt - weil der entsprechende Antrag bei der Aufstellung des Haushalts noch nicht vorhersehbar war.

An anderer Stelle ist dafür das Gegenteil der Fall: Für das Sanierungsgebiet „Ortsmitte Ötlingen“ sind im laufenden Jahr weit weniger Fördermittelanträge eingegangen als gedacht. Deshalb ist in diesem Fördertopf für 2018 so einiges übrig geblieben. Was also liegt zum Frühjahrsbeginn näher, als „umzutopfen“?

„Umschichten ist ganz normal“

Gernot Pohl, der Leiter der Abteilung Städtebau und Baurecht, und Bürgermeister Günter Riemer verwiesen im Technik- und Umweltausschuss darauf, dass dieser Vorgang ganz normal sei: „Das Umschichten von Fördergeldern in Sanierungsgebieten ist ein laufender Prozess.“ Den Ötlingern werde deswegen auch nichts weggenommen: „Alle Anträge, die aus Ötlingen eingegangen sind, haben wir auch gefördert. Es waren aber überraschend wenige Anträge.“ Die Verwaltung versicherte den Ausschussmitgliedern, dass künftige Mittel für Ötlingen durch die aktuelle Umschichtung in die Herrschaftsgärten nicht beeinträchtigt sind: „Das Sanierungsgebiet Ortsmitte Ötlingen läuft bis 2022. Da ist mit Sicherheit genügend Geld da.“Andreas Volz