Kirchheim

Frauenliste beklagt „erbärmliche“ Entwicklung

Gleichberechtigung Kirchheimer Aktivistinnen zeigen am „Equal Pay Day“ etliche Versäumnisse auf.

Viele Frauen verdienen noch immer weniger als Männer. Darauf weist die Kirchheimer Frauenliste hin. Symbolbild
Viele Frauen verdienen noch immer weniger als Männer. Darauf weist die Kirchheimer Frauenliste hin. Symbolbild

Kirchheim. Rund um den Frauen­tag, der wie jedes Jahr am 8. März begangen wurde, ist laut der Kirchheimer Frauenliste überall zu sehen, zu hören und zu lesen, dass es mit der Gleichberechtigung endlich vorangehen muss. In diesem Punkt stimmt die Kirchheimer Lis­te uneingeschränkt zu. „Ja, unbedingt, und zwar mit Tempo bitte!“, heißt es in einer Presse­mitteilung. Die gerechte Bezahlung von Frauen in Deutschland sei im vergangenen Jahr gerade mal um ein Prozent gestiegen. Der Unterschied zu den Durchschnittsgehältern von Männern liege damit bei 19 Prozent. „19 Prozent zu viel und auch sonst kein Grund zur Freude“, empören sich die Kirchheimerinnen. Beim ers­ten deutschen „Equal Pay Day“, dem Tag für gerechte Bezahlung, im Jahr 2008 seien es 22 Prozent gewesen. „In 13 Jahren drei Prozent. Das ist erbärmlich“, heißt es weiter. Schließlich seien die 51 Prozent Frauen in der Gesellschaft systemrelevant. Nicht nur, weil ein großer Teil in Pflege, Betreuung, Verkauf und anderen Berufen arbeitet. Die wurden zwar im vergangenen Jahr mit Applaus bedacht, eine angemessene Bezahlung lasse aber noch auf sich warten. „Frauen tragen den Großteil der Verantwortung für das Familienleben. Mit und ohne Pandemie. Unbezahlt. Und im Alter leben viele in Armut“, führt die Frauenliste aus. In Westdeutschland bekämen sie 58 und in Ostdeutschland 28 Prozent weniger Rente als Männer.

Die Ursachen für die großen Unterschiede im Lebenseinkommen seien vielfältig und lange bekannt. Allen voran schlechtere Bezahlung, geringere Aufstiegschancen, ungleiche Verteilung der Familien- und Sorgearbeit, die zu Teilzeit- und geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen führe. Als alarmierend bezeichnet die Frauenliste das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann-Stiftung von 2020. Dort heiße es: „Auch die heute 30-jährigen Frauen müssen damit rechnen, am Ende ihres Arbeitslebens im Schnitt 40 bis 45 Prozent weniger Lebenserwerbseinkommen als gleichaltrige Männer zu haben.“ Dabei könnte es Lebensarbeitszeitmodelle für alle geben, die Männern mehr Familienzeit und Frauen mehr berufliche, rentenversicherte Tätigkeit ermöglichten. „Nutzen wir dieses Wahljahr, um denen unsere Stimmen zu geben, die Gleichberechtigung nicht nur in Reden zum Frauentag, sondern das ganze Jahr über zum Thema machen und sich wirkungsvoll dafür einsetzen“, so die Frauenliste, die in diesem Jahr keinen Infostand haben wird. pm