Kirchheim

Für die Bauern ist längst nicht alles in Butter

Handel Die Preise für Butter sind auf einem Rekordhoch, weil die Nachfrage nach tierischem Fett steigt. Die Landwirte aus der Teckregion begrüßen diese Entwicklung. Von Heike Siegemund

Die Preise für Butter haben einen Rekordwert erreicht. Auch im Bio-Bereich ist der Preis gestiegen. Trotzdem verkauft Mitarbeite
Die Preise für Butter haben einen Rekordwert erreicht. Auch im Bio-Bereich ist der Preis gestiegen. Trotzdem verkauft Mitarbeiterin Bärbel Barner (links) im Hofladen Gruel in Owen nicht weniger Butter als sonst.Fotos: Heike Siegemund

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Seit Monaten steigt der Preis für Butter. Jetzt hat er einen Rekordwert erreicht: Das Statistische Bundesamt hat für den Zeitraum von Juli 2016 bis Juli 2017 einen durchschnittlichen Preisanstieg von 64 Prozent ausgerechnet, wobei der Preis danach nochmals einen ordentlichen Sprung gemacht hat.

„Das ist seit dem Euro der höchste Preis für Butter“, weiß Siegfried Nägele, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Esslingen. Diese Entwicklung hänge damit zusammen, dass sich der Milchpreis verbessert hat und die Nachfrage nach tierischem Fett weltweit steigt. „Tierisches Fett, und damit auch Milchfett, ist als Geschmacksträger bei der Zubereitung gesucht. Und es ist wohl doch gesünder, als oft erzählt wurde.“

Siegfried Nägele freut sich über diese Preisentwicklung, weil die Landwirte so wieder mehr Geld für ihre Arbeit erhalten. „Wir müssen sicherlich auch beachten, wo wir herkommen: Das vergangene Jahr war eines mit den schlechtesten Milchpreisen“, gibt Nägele zu bedenken. Das Päckchen Butter sei für unter einem Euro „mehr als verramscht“ worden. „Das war eine Beleidigung - nicht nur für die Kuh“, betont der Bissinger. „Hätten wir Preise von 1,50 oder 1,60 Euro gehabt wie zuvor, wäre der Anstieg jetzt nicht so auffällig.“ Ein langsames und regelmäßiges Wachstum wäre den Landwirten lieber gewesen, ergänzt er.

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Foto: Heike Siegemund

Angesichts dieser Preise stehen viele Verbraucher derzeit geschockt vor den Kühlregalen im Supermarkt. Doch Siegfried Nägele betont: „Wenn man sieht, wie lange man für ein Päckchen Butter arbeiten muss, ist der Preis günstig. Butter ist eigentlich mehr wert.“ Er höre oft von Verbrauchern, dass sie bereit seien, mehr für Lebensmittel zu bezahlen und die Landwirte damit zu unterstützen. Deshalb hofft er, dass die Menschen dieses Versprechen nun einhalten und nicht auf günstigere pflanzliche Fette setzen. Es sei ein gewisses Risiko vorhanden, dass die Verbraucher, aber auch Großbäckereien umsteigen und keine Butter mehr kaufen - auch mit Blick auf die kommende Backsaison in der Vorweihnachtszeit.

Preis als Signal für Verbraucher
Vielleicht wirke der Preisanstieg auch als Signal und Denkanregung, gibt Nägele zu bedenken: Es sei nicht selbstverständlich, dass Lebensmittel stets günstig zu bekommen sind und dass von allem ausreichend vorhanden ist. Die Menschen sollten registrieren, dass die Landwirte vor Ort Lebensmittel produzieren. „Die Gesellschaft täte gut daran, sich unter diesem Gesichtspunkt mit uns auseinanderzusetzen, anstatt pauschal über die Landwirtschaft zu urteilen.“ Angesichts der Tatsache, dass die Deutschen gerade mal elf Prozent des Haushaltseinkommens für Lebensmittel ausgeben, wünscht sich Nägele ein bisschen mehr Wertschätzung, „nicht nur, aber eben auch über den Preis“. Denn dies ermögliche es, dass die Landwirte überhaupt noch nachhaltig ihre Felder bestellen und Tiere halten könnten.

„Bauern haben vor einem Jahr praktisch nichts gekriegt“

Wie sieht es in den Geschäften vor Ort aus: Hat der Butterabsatz bereits nachgelassen? Manuela Riexinger hat in ihrem Laden in Lindorf, der die Lebensmittelversorgung im Ort aufrecht erhält, noch keinen Rückgang festgestellt. „Ich verkaufe nicht weniger als sonst, und mir wäre nicht aufgefallen, dass die Leute jetzt mehr Margarine kaufen.“

Auch sie hat sich den Preisen anpassen müssen. Der rasante Anstieg sei schon ein Schock gewesen. „Das war ein großer Schub: Es waren nicht nur zehn oder 20 Cent, sondern gleich 40, 50 Cent auf einmal“, sagt Manuela Riexinger. Sie kann mit dem Preissprung leben - vorausgesetzt, die Landwirte erhalten etwas von dem Geld.

Auch im Hofladen der Familie Gruel aus Owen, in dem Bio-Produkte erhältlich sind, ist der Verkauf von Butter bislang nicht zurückgegangen. Im Bio-Bereich sei der Preis für das Päckchen Butter um 19 Cent gestiegen, was ebenfalls verhältnismäßig viel sei, sagt Andreas Gruel.

Der Bio-Milchmarkt habe sich vor Jahren vom konventionellen abgekoppelt und eigene Milchpreise mit den Molkereien ausgehandelt; so konnte der Preis in den vergangenen Jahren relativ stabil gehalten werden. Er begrüßt die Entwicklung beim Butter-Preis: „Vor einem Jahr haben die Bauern praktisch nichts gekriegt. Wenn jetzt endlich mal wieder was bei ihnen ankommt, sind die höheren Preise absolut in Ordnung.“ hei