Kirchheim

Für ein Fest mit wenig Rest

Umweltschutz Müllberge müssen nicht sein: Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Esslingen gibt Tipps für „grüne“ Weihnachten – von Upcycling bis hin zu alternativen Verpackungen. Von Peter Dietrich

Wer seine Geschenke verpackt, sollte Recyclingpapier benutzen und sparsam damit umgehen..Foto: Carsten Riedl
Wer seine Geschenke verpackt, sollte Recyclingpapier benutzen und sparsam damit umgehen..Foto: Carsten Riedl

Die Broschüre „Rund ums Fest - wenig Rest“ des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises Esslingen (AWB) stammt aus den 1990er-Jahren, das Design mit Tannenzweig und Wollknäuel atmet ein wenig Geschichte. Doch der Text ist noch immer verblüffend aktuell. Vielleicht war er ja damals seiner Zeit voraus, Der Begriff „Upcycling“ - so bezeichnet man die Praxis, Neues aus gebrauchten Gegenständen zu schaffen- war ja damals noch nicht erfunden. Irgendjemand beim Abfallwirtschaftsbetrieb hatte schon da aber viele Ideen für alternative Verpackungen zusammengetragen: Wie wäre es zum Beispiel mit Tapetenresten, Zeitungspapier, Kalenderblättern, Kreuzworträtselseiten, Wellpappe, Pralinenschachteln oder Schuhkartons? Oder mit einem Geschenk im Geschenk, also einer Verpackung aus Handtüchern, Geschirrtüchern oder einem Brotbeutel? Vielleicht gehen ja auch die legendären Socken als zusätzliches Geschenk durch, wenn sie als Verpackung verwendet werden. Zur Verzierung riet der AWB damals zu gepressten Blüten und Blättern, getrockneten Kräutern, Gräsern oder Getreidehalmen, zu kleinen Zweigen, Muscheln, Steinchen und Federn. Und zum Verschnüren? Sofern nötig, kämen hierzu Wollreste, Schnürsenkel, Gummibänder, Paketschnur oder Bastfäden infrage.

„Das Internet steckt voller Ideen“, sagt die AWB-Sprecherin Claire Herrmann. „Es gibt Verpackungskünstler, die aus alten Zeitschriften, Kalenderblättern, Dosen, Flaschen, Kleidungsstücken, Geschirrtüchern und so weiter die pfiffigsten Geschenkverpackungen zaubern.“ Upcycling sei das Schlagwort. „Nach der Bescherung kann man das Verpackungsmaterial für später aufbewahren, für weiteres Upcycling“, empfiehlt Claire Herrmann.

Flaschen lieber später entsorgen

Wer dann doch Verpackungsmüll hat, den fordert sie zur korrekten Entsorgung auf: „Verkaufsverpackungen aus Papier dürfen in die Papiertonne, solche mit Kunststoffanteil in den Gelben Sack.“ Bei Verpackungen mit Sichtfenster ist es sinnvoll, Papier und Kunststoff voneinander zu trennen. Dagegen gehört Geschenkpapier aus Kunststoff in den Hausmüll, ebenso wie Geschenkbänder. „Geschenkpapier aus Papier darf in die Papiertonne“, so Claire Herrmann. Altglas sollte auch nicht sofort nach dem Fest zum Container gebracht werden, wenn Entsorgungsunternehmen geschlossen haben und die Leerung sich verzögern kann.

Prinzipiell lautet die Devise des Abfallwirtschaftsbetriebs: Die Vermeidung von Abfällen kommt vor der Entsorgung.

Schon in seiner Broschüre aus den 1990er-Jahren hatte der AWB klargestellt, dass Bäume mit Lametta nicht kompostiert werden dürfen. Bleihaltiges Lametta gehöre schlicht in die Problemstoffsammlung. Statt Blei wird heute auch metallisierter Kunststoff verwendet, doch auch dieser ist nicht kompostierbar. Was im Internet an Lametta angeboten wird - oft aus China und mit schlechten PC-Übersetzungen versehen - ist von der Zusammensetzung höchst fragwürdig. Loriots Klassiker „Früher war mehr Lametta“ ist also ein Ausdruck von Umweltschutz: Finger weg!

Und noch eine weihnachtliche Schadstoffquelle gibt es: Die meisten Kerzen sind aus Paraffin, also Erdöl, hergestellt und können beim Brennen schädliche Stoffe produzieren. Die Dekra Automobil in Stuttgart prüft in ihrem Labor auch Kerzen auf Brennverhalten und Emission. Geprüfte Produkte tragen das RAL-Gütezeichen für Kerzen. Übrigens: Wer lieber Lichterketten hat, spart mit LED sehr viel Strom.

Beim Thema „Nachhaltigkeit“ sollte der Blick aber auch aufs Schenken gerichtet werden, nicht nur auf die Verpackung. Was nützt die Ökoverpackung, wenn das Präsent aus unfairem Handel oder Kinderarbeit stammt - Letzteres betrifft auch Gold, dessen Abbau zudem erhebliche Umweltschäden nach sich zieht. Moderne Elektronik kann Papier ersetzen, wer aber ständig das neueste Modell braucht, macht diese Ersparnis zunichte.

Genaues Hinschauen in Sachen Verpackung und Klimabilanz lohnt auch beim Festtagsmahl und den Getränken. Mag sich eine weitere Anreise bei einem guten Wein noch lohnen, sollte jedoch kein simples Wasser in Einweg-Plastikflaschen aus Frankreich oder Italien auf dem Tisch landen.

Und wenn das erhaltene Geschenk zwar schön ist, aber beim besten Willen im eigenen Haushalt nicht gebraucht wird? Es muss deshalb nicht im Müll landen. Es könnte ja den Weg zu Freunden oder in den Diakonieladen finden.

Lieber selber basteln als kaufen

Schenken „Handgemachte Geschenke sind viel persönlicher als gekaufte“, sagt Dr. Rolf Buschmann, Referent für technischen Umweltschutz beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Allen, die doch lieber Geschenke kaufen, rät er dazu, auf das Umweltlabel „Blauer Engel“ zu achten und Tests von Stiftung Warentest und Ökotest zu Rate zu ziehen. Ein qualitativ hochwertiges Produkt vermeide Enttäuschungen. Als Geschenkideen nennt Rolf Buschmann Persönliches wie die selbst zusammengestellte Rezeptsammlung, das Konzert-Abo, die Monatskarte oder einen Wartungsgutschein fürs Fahrrad.

Schmücken Der BUND empfiehlt, den Christbaum zu Hause mit Essbarem zu schmücken, etwa mit Äpfeln, Nüssen und Gebäck. Auf Lametta solle man verzichten und besser Stoffbänder oder Garn aus Bast verwenden. Die Alternative zu silberbeschichteten Christbaumkugeln sind übrigens solche aus mundgeblasenem Glas oder aus Pappe. Geht eine Kugel kaputt, darf sie in den Altglascontainer oder in die blaue Tonne.

Einpacken Recycling-Geschenkpapier ist ökologischer als Klarsicht- oder Metallfolie. Dagegen ist alubeschichtetes Papier besonders umweltschädlich.

Dekorieren Schnee-, Gold-, Kupfer- und Silbersprays können schädliche Substanzen enthalten. Diese sollten bei der Dekoration im Heim besser nicht eingesetzt werden.pd