Lokale Wirtschaft

Gefragt sind Herzblut und langer Atem

Dettingens Innenentwicklung gilt als vorbildhaft – In zehn Jahren wurden 160 Baulücken geschlossen

160 Baulücken waren in Dettingen in den vergangenen zehn Jahren geschlossen worden – eine Zahl, die den Verband ­Region Stuttgart aufhorchen ließ. Er lud die Schlossberggemeinde deshalb zu einem Kongress nach Fellbach ein, bei dem sie ihr erfolgreiches Konzept der Innenentwicklung vorstellen durfte.

Als Beispiel der gelungenen Innenentwicklung in Dettingen nennt Bürgermeister Rainer Haußmann das Berger-Areal, in dem ein Mix a
Als Beispiel der gelungenen Innenentwicklung in Dettingen nennt Bürgermeister Rainer Haußmann das Berger-Areal, in dem ein Mix aus historischen und neuen Häusern entstanden ist.Foto: Jean-Luc Jacques

Dettingen. Vier Kommunen waren vom Verband Region Stuttgart zu der Fachkonferenz eingeladen worden, um ihre beispielhaften Modelle der Innenentwicklung vorzustellen: Neben Dettingen waren dies Esslingen, Ebersbach und Fellbach. „Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann hat schon seit vielen Jahren Eigentümern von Grundstücken nichts „überstülpen“ eine hohe Sensibilität für das Thema Innenentwicklung“, weiß Dorothee Lang vom Verband Region Stutt­gart. „Und er kann eine erfolgreiche Bilanz vorlegen. 160 geschlossene Baulücken – das ist eine beachtliche Zahl“, betont Dorothee Lang.

Der Verband Region Stuttgart hat sich das Ziel gesetzt, den Flächenverbrauch – also die Umwandlung von landwirtschaftlich genutzten oder naturbelassenen Flächen in „Siedlungs- und Verkehrsflächen“ – zu reduzieren. Deshalb sollen die Kommunen die Innenentwicklung forcieren. Das Dettinger Modell sei sehr gut, weil es sich dabei um ein Angebot an die Bürger handle und weil nichts „übergestülpt“ werde, betont Rainer Haußmann. „Die Bürger werden mit einbezogen. Das Modell ist übertragbar auf alle Kommunen.“

Bereits im Jahr 1997 hatte Dettingen eine Gemeindeentwicklungsplanung für den ganzen Ortskern erstellt. 1999 folgte ein städtebaulicher Rahmenplan. Dabei dokumentierte die Gemeinde bauliche Mängel und hielt fest, wo Potenziale liegen. „Den Rahmenplan haben wir allen Haushalten zukommen lassen“, erzählt der Bürgermeister. Viele Einzelgespräche seien geführt worden, in denen man den Grundstückseigentümern die Situation aufgezeigt und ihnen dargelegt habe, wie die Zukunft aussehen könnte. „Wichtig ist, keinen Druck auszuüben. Man muss aber auch kompromissbereit sein und braucht einen langen Atem und viel Herzblut.“

Als Beispiel der gelungenen Innenentwicklung in Dettingen nennt der Bürgermeister das Berger-Areal, in dem früher die Textilfabrik Berger untergebracht war. Mittlerweile wurden die alten Hallen abgerissen. Die Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, blieben jedoch erhalten. Hinzu kamen neue Wohneinheiten, sodass sich ein Mix aus historischen und neuen Häusern ergab. Allein im Berger-Areal seien 60 neue Wohneinheiten entstanden, betont Rainer Haußmann.

Wichtig sei aber nicht nur, die Gebäude zu sanieren oder zu erneuern, sondern auch das Wohnumfeld attraktiv zu gestalten. So könne man öffentliche Sanierungsmaßnahmen und private Investitionen miteinander verknüpfen. Denn wenn die Gemeinde Geld in die Hand nehme, um Plätze und Straßen zu sanieren, dann könne das die Bürger zu Investitionen motivieren.

„Unsere Strategie ist, frühzeitig zu planen und vorbereitet zu sein“, unterstreicht der Bürgermeister. Angedacht sei auch ein neues Wohngebiet in den Unteren Wiesen, das „je nach Bedarf mittelfristig“ entstehen könnte, fügt er hinzu. Damit würde man auch die beiden Ortsteile Dettingens stärker zusammenführen. Aus heutiger Sicht habe man aber nicht vor, darüber hinaus „nennenswerte neue Flächen in Beschlag zu nehmen“, fügt der Rathauschef hinzu.

Die Innenentwicklung sei in Dettingen keineswegs abgeschlossen. „Es handelt sich um eine Daueraufgabe“, verdeutlicht Rainer Haußmann, der mit seinem Stolz auf das erfolgreiche Dettinger Modell nicht hinterm Berg hält. „Es gibt immer noch genügend Potenziale. Und wer Potenziale hat, muss auch wachsen dürfen.“