Kirchheim

Gezerre um den Ginsterweg

Übergabe Anwohner der Ötlinger Halde überreichen der Oberbürgermeisterin 856 Unterschriften mit der Bitte, vor der Bebauung ein Gesamtkonzept zu erstellen. Von Andreas Volz

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Eine Eingabe mit 856 Unterschriften haben Bewohner der Ötlinger Halde gestern Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker überreicht. Sie erinnern an die Konzeption „Freiflächen und Bewegungsräume“ für Ötlingen, die der Gemeinderat vor zehn Jahren verabschiedet hat. Dabei war es auch um den Erhalt von Grün- und Freiflächen sowie von Parkmöglichkeiten gegangen.

Durch den geplanten Bau eines zweigeschossigen Hauses zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen gehe aber im westlichen Ginsterweg eine der letzten verbliebenen Grün- und Freiflächen in der Halde verloren, sagen die Anwohner. Der Parkdruck werde sich weiter verstärken. Quintessenz der Forderungen an den Gemeinderat und die Stadtverwaltung ist deshalb folgender Satz: „Wir bitten Sie, auf die Bebauung der Grün- und Parkplatzfläche im westlichen Ginsterweg zu verzichten.“

Federführend unterzeichnet haben diese Eingabe die drei Anwohner Rolf

Werner, Walter Oster­tag und Dr. Oliver Stoll. Letzterer führte gestern das offizielle Gespräch mit der Oberbürgermeisterin und mit Bürgermeister Günther Riemer. Er warb im Namen der Anwohner dafür, die Bebauung zumindest zu verzögern, bis ein geeignetes Gesamtkonzept für die Halde - oder wenigstens für das Gebiet „Tobel-Zoller-Halde“ - erstellt ist, gemeinsam mit den Bürgern.

Oliver Stoll und seine Mitunterzeichner sehen durchaus die Notwendigkeit, günstigen Wohnraum zu schaffen - „egal, ob es um Flüchtlinge geht oder um andere neue Anwohner“. Dazu brauche es aber einen Ausgleich der jeweiligen Interessen. „Wir sind jederzeit für weitere Gespräche offen und haben auch schon einige Ideen“, sagte Oliver Stoll und stellte sogar eine dauerhafte Zusammenarbeit mit der Stadt in Aussicht: „Wir sehen unser Anliegen jetzt auch

 

 

 

 

als Keimzelle für ein künftiges Quartiersmanagement.“

Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker stellte fest: „Wir sind es gewohnt, Unterschriften zu erhalten, wo wir Möglichkeiten zum preisgünstigen Wohnen schaffen wollen.“ Nur kurz ging sie deshalb auf Verpflichtungen ein, „die wir umzusetzen haben, ob wir wollen oder nicht“. Zum Freiraumkonzept von 2007 meinte sie: „Es war von Anfang an klar, dass wir den Maßnahmenkatalog nicht eins zu eins umsetzen können.“ Inzwischen seien zehn Jahre vergangen, und damit habe die Gültigkeit der Studie ihre Grenzen erreicht: „Das ist nicht mehr verbindlich.“ Spielmöglichkeiten gebe es in der Halde nach wie vor: „Der Quartiersplatz hat eine Ausstrahlung weit über den Veilchenweg hinaus.“ Wenn die Container an der Haldenschule abgebaut seien, entstehe dort außerdem ein neuer Platz als Treffpunkt für Jugendliche.

Aus dem Termin zur Unterschriftenübergabe nehme sie das Signal der Bürgerschaft mit, sich zu engagieren. Sie sicherte zu, gemeinsam in Arbeitskreisen zu überlegen, wie sich das Gebiet weiterentwickeln lasse. Klar und deutlich fügte sie aber hinzu: „Wir brauchen die Bebauung im Ginsterweg. Wir müssen jetzt zwar weniger Menschen unterbringen, als wir 2016 noch aufgrund der damaligen Zahlen dachten.“ Deshalb sei die Stadt ja auch bereits am Herunterfahren. Im Ginsterweg solle nur noch eins von zwei möglichen Häusern gebaut werden, und das auch nur zwei- statt dreigeschossig, mit Platz für bis zu 22 Personen. „Aber trotzdem haben wir aktuell ein Defizit an Wohnmöglichkeiten und können noch nicht alle Menschen unterbringen.“

Bürgermeister Riemer ergänzte: „Nach wie vor haben wir große Not, genügend Wohnraum bereitzustellen. Wir haben alles abgeschöpft, was in den letzten beiden Jahren vorhanden war. Jetzt schaffen wir Baurecht auf unserem Eigentum - so auch im Ginsterweg.“ Viele andere Flächen scheiden wegen des Naturschutzes oder wegen der Eigentumsverhältnisse aus. Deshalb kommt er zu dem Schluss: „Wir dürfen nichts verzögern, was wir umsetzen können.“

Abschließend sagte Oliver Stoll: „Wir sperren uns nicht grundsätzlich gegen die Anschlussunterbringung oder gegen günstiges Wohnen in der Halde. Aber macht es doch mit uns zusammen. Wenn schon gebaut wird, dann doch bitte so, dass alle damit leben können.“