Kirchheim

Grandiose Show im Sweet- und Swing-Sound

Konzert Das Glenn Miller Orchestra begeistert in der fast voll besetzten Kirchheimer Stadthalle mit Musik auf Weltklasse-Niveau. Von Hans-Günther Driess

Glanzpunkte setzt die Gesangssolistin Ellen Bliek mit ihrer ausdrucksvollen Jazzstimme. Foto: Hans-Günther Driess
Glanzpunkte setzt die Gesangssolistin Ellen Bliek mit ihrer ausdrucksvollen Jazzstimme. Foto: Hans-Günther Driess

In the Mood“, „Pennsylvania 6-5000“, „Chattanooga Choo Choo“ - ohne diese Stücke ist ein Glenn-Miller-Konzert auch in Kirchheim nicht denkbar. Mit seinem neuen Programm „Jukebox Saturday Night“ präsentiert „The World Famous Glenn Miller Orchestra“ unter Leitung von Wil Salden eine grandiose Show im Sweet- und Swing-Sound der 1930er- und 1940er-Jahre, die das Publikum in der nahezu voll besetzten Stadthalle begeistert.

Den stimmungsvollen Auftakt bildet Glenn Millers Erkennungsmelodie „Moonlight Serenade“, übrigens die einzige Komposition, die er selbst geschrieben hat. Schon nach wenigen Takten ist klar, welch außergewöhnlicher Hörgenuss diesen Abend prägt. Die Musiker spielen auf Weltklasse-Niveau. Das Ensemble präsentiert den authentischen Swing-Sound in der traditionellen großen Big-Band-Besetzung mit jeweils vier Trompeten und Posaunen, mit fünf Saxofonen, einer Klarinette, Bass, Schlagzeug und Piano.

Die von Glenn Miller verwendete „Call and Response“-Technik zwischen den Bläser-Sections macht das schwungvolle Arrangement „Sun vally Jump“ besonders reizvoll. Wenn die Saxofone die Melodie spielen, schleudern die Blechbläser ihre „Riffs“, eingeworfene Akkorde, dazwischen.

Die Sängerin Ellen Bliek setzt mit ihrer ausdrucksvollen Jazzstimme Glanzpunkte in „A Cabana In Havana“ und in der Jazzballade „Stairway to the Stars“. Ihr Gesang erinnert an die „Grande Dame des Jazz“ Ella Fitzgerald, vor allem im Lied „Too Darn Hot“ von Cole Porter, einem der wichtigsten Komponisten und Arrangeure der Jazzgeschichte.

Die Arrangements „Midnight In Moscow“ und „Tschaikovsky’s Piano Concerto“ sind auf Tourneen nach Russland beliebte Publikums-Renner. Die Symbiose zwischen dem Klavierkonzert von Tschaikovsky und Jazz wirkt allerdings wenig überzeugend. Der bekannte Jazzstandard „Body And Soul“ von John W. Green aus dem Jahr 1930 wurde in der Aufnahme des großen Tenorsaxofonisten Coleman Hawkins aus dem Jahr 1939 bekannt. Das Solo von Peter Peuker erweckt dieses Vorbild aller Jazz-Saxofonisten gleichsam zum Leben. Welch großartige Improvisation!

Der Posaunist Hansjörg Fink spielt „When You’re Smiling“ in extrem hoher Lage mit klarem mächtigen Strahl. Die beiden jungen Trompeter Coos Zwagerman und Max Seibert brillieren in „Memories of You“ und auch das Drumsolo von Klaas Ballion im „Tiger Rag“ löst Beifallsstürme aus.

Mit dem Klavier-Intro von Will Salden strömt nach der Pause der unverkennbare Basie-Style in die Halle. Herrlich zum Genießen und Mitswingen dient „South of the Border“ von Bill Byers, der die meisten Arrangements für Count Basie geschrieben hat. Die Kontraste zwischen leisen Klavier-Passagen, gestopften Trompeten und fulminantem Big-Band-Sound werden beeindruckend gestaltet.

Eine wirkungsvolle Programmfolge hat er gewählt, der erfahrene Bandleader, denn nun folgt ein Finale mit zunehmender Dichte von Highlights, analog dazu wächst die Begeisterung im Saal. Den weltbekannten Klassiker „Blue Moon“ hat Nelson Riddle für Frank Sinatra geschrieben. Wil Salden intoniert ihn mit angenehmer Stimme und passendem Feeling. Bei „What A Wonderful World“ sieht und spürt man, dass gute Freunde auf der Bühne sitzen, die lockere Atmosphäre wirkt ansteckend. Nach „St. Louis Blues March“, „Pennsylvania 6-5000“ und „Chattanooga Choo Choo“ gibt es Standing Ovations und als unvermeidliche Zugaben „American Patrol“ und „In the Mood“.

Der Bandleader

Der Bandleader Will Salden wurde 1950 in Obbicht in den Niederlanden geboren und studierte an der Musikhochschule Maastricht. Während seines Studiums trat er mit kleineren Musikgruppen auf und gründete bald eine eigene Band.

Im Jahr 1978 beginnt der Arrangeur und Orchesterleiter mit seinen Glenn-Miller-Studien. 1982 engagiert er Topmusiker aus verschiedenen Orchestern und formiert sie zum „World Famous Glenn Miller Orchestra“, das im Jahr rund 130 Konzerte in ganz Europa und Teilen Asiens gibt.

Will Salden: „Der Erfolg von Glenn Miller, seinem Sound und seinem Orchester geht über die perfekt inszenierte und mitreißend aufgeführte Musik hinaus: Er trifft das Lebensgefühl der damaligen Zeit und steht für einen Lebensstil, der die Welt verändert hat. Die Musik ist in die Musikgeschichte eingegangen wie Mozarts „Kleine Nachtmusik“. Glenn Miller ist wie Bach oder Beethoven - mit Verlaub - eben klassisch“. hd