Kirchheim

Guter Rat hat seinen Preis

Rückblick Die Hilfsangebote des AKL sind nachhaltig gesichert, die Finanzen aber nicht.

Kirchheim. Der Arbeitskreis Leben Nürtingen-Kirchheim (AKL) hat seinen Jahresbericht für 2016 vorgelegt. Mit über 500 Menschen, die im letzten Jahr Kontakt zum AKL aufnahmen, stieg die Zahl der Anfragen deutlich. Das Präventionsangebot des AKL für junge Menschen steht seitdem unter der Schirmherrschaft des baden-württembergischen Sozialministers Manne Lucha. Anders als die Hilfsangebote des AKL sind die Finanzen nicht nachhaltig gesichert - das vergangene Jahr wurde mit einem Defizit abgeschlossen.

329 neue Beratungsfälle

Im Jahr 2016 haben 523 Menschen den Weg zum Arbeitskreis Leben gefunden. Der deutliche Anstieg ist auf die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit der beiden letzten Jahre zurückzuführen. Das Projekt „Offene Worte statt stilles Leid“ brachte die Angebote des AKL ihrer Zielgruppe näher. Bei 329 Erstkontakten folgte eine intensive Beratung und Begleitung. „Der AKL wird hier in der Region mit seinem Angebot unbedingt gebraucht. Die Nachfrage nach Krisenhilfe ist ungebrochen hoch“, erläutert Geschäftsführerin Ursula Strunk die Zahlen.

Um der Nachfrage sowohl qualitativ als auch zahlenmäßig gerecht zu werden, bildet der AKL ab Herbst 2017 bürgerschaftlich Engagierte zu Krisenbegleitern aus. Aber auch Mitglieder, die den Verein anderweitig unterstützen, werden dringend gesucht. „Ein Verein lebt von seinen Mitgliedern“, erklärt Ursula Strunk.

Mit dem Projekt „Verrückt? Na und! - Seelisch fit in Schule und Ausbildung“ ist der AKL seit 2012 an Schulen und Berufsschulen im ganzen Landkreis aktiv. Das Projekt richtet sich an Schüler ab Jahrgang 9. Die Jugendlichen und jungen Menschen werden über psychische Erkrankungen und Gesundheit aufgeklärt und auch darüber, was man tun kann, wenn es im Leben eben mal nicht rund läuft. Problem sei oft die Tabuisierung des Themas.

Wie hoch ist die Gefahr?

Die Beratung von Kollegen aus anderen Feldern der sozialen Arbeit hat im letzten Jahr deutlich zugenommen. Hier investiert der AKL regelmäßig in Kooperationstreffen und Austausch mit anderen Fachkräften. Seit 2015 wird die Anzahl der Fachberatungen daher statistisch separat erfasst. Bei den Anfragen geht es in einem hohen Maße um die Einschätzung der Gefahr und eventuell notwendiges Eingreifen.

Das erneute Defizit des Haushalts konnte in diesem Jahr durch den Förderverein des AKL ausgeglichen werden. „Nachhaltigkeit bei den Angeboten bedeutet auch dauerhaft Kosten - und diese werden bei gleichbleibender Ausstattung höher“, so Geschäftsführerin Ursula Strunk. Für eine langfristige Sicherung der Angebote wünscht man sich aber einen nachhaltigen Partner. „Mit unseren Themen Krise und Suizidalität ecken wir gerade bei Unternehmen immer noch an. Nur wenige engagieren sich offen für den AKL“, erzählt Ursula Strunk weiter.

Der AKL engagiert sich seit über 30 Jahren für Menschen in Lebenskrisen und bei Selbsttötungsgefahr. Ziel ist es, mit dem Betroffenen eine Perspektive zu entwickeln und ihn zurück in einen selbstbestimmten Alltag zu begleiten. pm

Info Der Arbeitskreis Leben ist erreichbar über das Krisentelefon in Nürtingen unter der Nummer 0 70 22/1 92 98 und in Kirchheim unter 0 70 21/7 50 02 oder im Internet auf www.ak-leben.de.