Kirchheim

Halb Europa ist zu Gast bei Freunden

Jubiläum Kirchheim feiert am Wochenende 50 Jahre Städtepartnerschaft mit Rambouillet. Mit dabei sind auch Vertreter aus Kalocsa und Bački Petrovac. Die EU bezuschusst das Treffen am Fuß der Teck. Von Andreas Volz

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Kirchheim kann am Wochenende „Sternchen sehen“ - und zwar die zwölf gelben Sterne auf blauem Grund, die für Europa stehen: Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker kündigt im Vorfeld „ein wirklich großes europäisches Ereignis für unsere Stadt“ an, denn zum ersten Mal überhaupt seien alle drei Kirchheimer Partnerstädte vereint zu Besuch: Rambouillet, Kalocsa und Bački Petrovac. Zu der serbischen Gemeinde, in der Kirchheim im vergangenen Jahr die Partnerschaft besiegelt hat, gehört der Ortsteil Maglić, der früher einmal Bulkes hieß. 1966 hatte Kirchheim die Patenschaft für Bulkes und dessen einstige deutschsprachige Bewohner übernommen.

Anlass für das jetzige Europa-Wochenende in Kirchheim ist aber die Städtepartnerschaft mit Rambouillet, die seit nunmehr 51 Jahren besteht. 51 Jahre - ist das überhaupt ein Anlass zum Feiern? Auf jeden Fall, denn vor 51 Jahren war die Partnerschaft erst einmal in Rambouillet feierlich aus der Taufe gehoben worden. Zur Bestätigung der Unterschriften von 1967 trafen sich alle Beteiligten ein Jahr später in Kirchheim - also 1968, vor genau 50 Jahren. Beim großen Jubiläum gilt dieselbe Reihenfolge: 2017 in Rambouillet, und jetzt eben 2018 in Kirchheim.

Gleiches gilt für Bački Petrovac, nur dass in diesem Fall das historische Ereignis noch Zukunft hat: Letztes Jahr wurden die Partnerschaftsurkunden in Serbien unterzeichnet. Jetzt folgt die Bestätigung im Rahmen des großen Europa-Wochenendes. Bački Petrovac ist übrigens auch anderweitig sichtbar in den Kreis der Partnerstädte aufgenommen worden: Die Tafeln an Kirchheims Stadteingängen sind seit wenigen Tagen auf dem allerneuesten Stand.

Wer feiert jetzt? Außer Tausenden von Kirchheimern sind auch 250 Gäste aus den drei Partnerstädten mit von der Partie: offizielle Delegationen einerseits, aber andererseits auch die „ganz normalen Bürger“, die die Partnerschaften mit Leben füllen sollen. Immerhin steht das gesamte Wochenende unter dem Motto: „Wir leben Europa“.

Die Menschen „leben Europa“

Bürgermeister Stefan Wörner freut sich über eine aussagekräftige Zahl, die belegt, wie sehr die Bürgerschaft in diesem Fall „Europa lebt“: „Rund 150 Gäste aus Frankreich, Ungarn und Serbien sind privat untergebracht.“ Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker unterstreicht, wie wichtig diese private Bereitschaft ist, Gastgeber zu sein. „Die Partnerschaft ist ja nicht nur für die ,Großkopfeten‘ gedacht, nicht nur für die Politik. Die Menschen sollen die Partnerschaft leben, indem sie sich gegenseitig ihre Häuser öffnen.“

Wenn also möglichst viele Menschen die Partnerschaft mit Leben füllen sollen, dann müssen auch alle Veranstaltungen des Wochenendprogramms frei zugänglich sein. Das sind sie im Prinzip auch. Es gibt nur gewisse Ausnahmen, was die Platzkapazitäten betrifft. Das ist vor allen beim offiziellen Festakt am Freitag in der Stadthalle das Problem, wie die Oberbürgermeisterin mitteilt: „Das wird ein großer Festabend mit gut 550 Teilnehmern. Da passt einfach sonst niemand mehr rein in die Halle. Deswegen wird das eine geschlossene Veranstaltung für geladene Gäste.“

Trotz aller Feierlichkeit und aller Bürgerbeteiligung geht es aber mit den Besuchern aus Bački Petrovac auch um Politik: „Zwischen den Vertretern aus Bački Petrovac und der Heimatgruppe Bulkes wird es bilaterale Gespräche geben. Thema ist unter anderem die Rettung der alten Kirche im früheren Bulkes.“ Sogar die ganz große Politik ist irgendwie beteiligt: Die Stadt Kirchheim erhält nämlich EU-Zuschüsse für das Europa-Wochenende. Nachdem also auch die Finanzierung gesichert ist, muss die Oberbürgermeisterin nur noch das inoffizielle Motto ausgeben: „Es wird ein anstrengendes Wochenende, aber wir freuen uns drauf.“