Kirchheim

Hier darf Miss Piggy glücklich sein

Landwirtschaft Sonja Hauber zieht in Bodelshofen Schwäbisch-Hällische Landschweine groß. Ab Februar will sie das Fleisch verkaufen. Von Thomas Zapp

Grünfutter gehört zum Speiseplan der Schwäbisch-Hällischen Landschweine. Fotos: Markus Brändli
Grünfutter gehört zum Speiseplan der Schwäbisch-Hällischen Landschweine. Foto: Markus Brändli

Neugierig beobachten „Miss Piggy“ und ihre Freunde die neuen Besucher. Die Schweine sehen aus, als hätten sie sich gerade ausgiebig im Dreck gesuhlt. Ihr schwarzer Kopf, der rosa Bauch und das braune Hinterteil gehören aber zum genetisch bedingten Erscheinungsbild des Schwäbisch-Hällischen Landschweins. Umgangssprachlich wird die Hausschweinrasse für heutige Maßstäbe nicht mehr ganz politisch korrekt auch „Mohrenköpfle“ genannt. Sonja Hauber hat 14 davon in ihrem „Stall der glücklichen Tiere“ stehen, wie sie den kleinen Hof in Wendlingen-Bodelshofen nennt, den sie bewirtschaftet. Seit dem frühen Herbst betreibt die gelernte Postangestellte die kleine Aufzucht und will das regionale Schweinefleisch ab Februar auf den Markt bringen.

Ob ein Schwein glücklich ist, kann der Laie schwer einschätzen, aber gut erkennbar ist, dass die Tiere sowohl saubere Boxen im Stall als auch Platz für Auslauf haben und noch ihre Ringelschwänzchen besitzen. Die sind bei Mastschweinen in der konventionellen Mast kupiert, weil sie die Schweine aus Platzmangel und Langeweile sonst „anknabbern“ würden.

Auch Stroh steht im Stall als Beschäftigungsmaterial zur Verfügung, ebenso wie Beißkugeln und -ringe. Das Stroh im Außenbereich dient dagegen ausschließlich zum „Geschäftmachen“. „Das Heu drinnen bleibt picobello sauber, Schweine sind sehr reinliche Tiere“, erzählt Sonja Hauber begeistert. In der konventionellen Mast koten und urinieren die Tiere an ihrem Stehplatz, durch Spalten im Boden treten sie den Kot in eine Grube durch. Dadurch stinkt es in den Betrieben extrem. Hier kann man den 20 Quadratmeter großen Stall ohne Atemmaske betreten.

„Die Schweinezucht ist Neuland für mich, aber es macht einen Riesenspaß“, sagt Sonja Hauber. Bei ihr hat jedes Schwein 1,20 Quadratmeter Platz im Stall, im Auslauf kommt noch mal ein Quadratmeter pro Tier hinzu. „Sie sollen es schön haben, so lange sie leben. Auch wenn sie mit „Grauer Panther“, „Rosalie“, „Miss Piggy“ oder „Alf“ spielen kann „wie mit einem Hund“ und auch eine Beziehung aufbaut, wird die gemeinsame Zeit nach sechs Monaten Mast und einem Gewicht von 120 bis 150 Kilogramm pro Tier ein Ende haben. Auch auf dem Hof der glücklichen Tiere muss Geld verdient werden - somit ist der Weg zur Schlachtbank unvermeidlich. Die letzte Fahrt soll aber so kurz wie möglich sein, um die Tiere nicht unnötigem Stress auszusetzen. Daher sucht Sonja Hauber noch Schlachter in der Nähe.

Vermarkten will sie das regionale Fleisch über Direktverkauf auf dem Hof oder auf Bestellung. Das Kilogramm Schweinefleisch wird dann 14 Euro kosten. Es gilt als hochwertig und weist eine feine Marmorierung auf. „Wenn Sie ein Kilogramm in die Pfanne legen, kommt auch ein Kilogramm am Ende heraus“, sagt sie. Geplant ist auch der Verkauf von Dosenwurst. Sonja Hauber denkt an Verkaufsautomaten im Gemeindegebiet.

Da ihre Tiere aus dem pfälzischen Westheim stammen, darf Sonja Hauber die geschützte Angabe „Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch g.g.A.“ nicht verwenden. Viel wichtiger ist ihr aber, dass es ihren Tieren gut geht. So sollen nach Miss Piggy und Co künftig weitere Tiere in Bodelshofen glücklich werden - wenn auch nur auf bestimmte Zeit.

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Glücklich sehen sie aus, die Schweine auf dem Hof in Bodelshofen. Foto: Markus Brändli
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Sonja Hauber und ihre schwäbisch-hallischen Schweine. Foto: Markus Brändli