Kreis Esslingen. Die Sozialpädagogin Veronika Schlechter wurde Anfang 2014 vom Kreisdiakonieverband angestellt, um ehrenamtliche Hilfen in und außerhalb der kirchlichen Flüchtlingsarbeit zu koordinieren. In der Nürtinger Bezirksstelle in der Plochinger Straße 61 bekam sie dafür ein Büro. Von dort aus beriet sie Ehrenamtliche, vor allem aber vermittelte sie bei sämtlichen Fragen die richtigen Ansprechpartner, seien es Ämter und Behörden, professionelle Kräfte in der Betreuung von Flüchtlingen oder auch die Experten der ehrenamtlichen Arbeitskreise.
Mittlerweile halten der Landkreis und größere Städte, darunter auch Nürtingen, dafür eigenes Personal vor. „Doppelstrukturen bringen nichts“, sagte Michael Waldmann, Nürtinger Dekan und seit kurzem auch neuer Vorsitzender des Kreisdiakonieverbands, gestern in der Nürtinger Bezirksstelle. Die Koordination überlässt man nun anderen, die Beratung von Ehrenamtlichen ist in Anbetracht der hohen Zahlen an Flüchtlingen jedoch wichtiger denn je. „Die Zahl der Arbeitskreise ist von 25 auf 60 im Landkreis angestiegen“, so Schlechter. Der Dekan weist auf das kirchliche Selbstverständnis hin, sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren. Schon im alten Testament finden sich Textstellen, die dazu ermahnen, Fremden eine Heimat zu geben, so wie dem Volk Israel Heimat gewährt worden sei. Die Menschen, die kommen, seien Chance und Aufgabe zugleich. Sie könnten fehlende Arbeitskräfte ersetzen, aber es werde auch viele geben, die zunächst viel Unterstützung brauchen.
„Ehrenamtliche innerhalb und außerhalb kirchlicher Hilfen verrichten dabei einen unschätzbaren Dienst“, betont Waldmann. Deshalb stellt die evangelische Landeskirche in diesem und im nächsten Jahr jeweils fünf Millionen Euro zur Unterstützung des Ehrenamts zur Verfügung. Damit soll in jedem Kirchenbezirk des Landes zumindest eine halbe Personalstelle geschaffen werden. Die selben Summen fließen in Länder wie zum Beispiel Syrien, den Iran und Irak, um dort Bedingungen zu fördern, die es den Menschen ermöglichen, zu bleiben, so Waldmann.
Eberhard Haußmann, Geschäftsführer der Kreisdiakonie, bezeichnet das Konzept als ein Netz von Servicestellen für Ehrenamtliche. Im Landkreis werden die 50-Prozentstellen in Nürtingen, Kircheim, Bernhausen und Esslingen angesiedelt. Dazu kommt die 75-Prozent-Stelle von Veronika Schlechter, die zunächst mit ihrer Erfahrung auch für die neuen Stelleninhaber Ansprechpartnerin sein wird. Zu den Aufgaben gehört die Begleitung von Ehrenamtlichen, auch durch Angebote der Supervision mit Einzel- und Gruppengesprächen. Ihr Einsatz beibt oft nicht ohne Auswirkungen auf die eigene Befindlichkeit, zum Beispiel, wenn es zu starken Identifikationen mit den Personen kommt, die man betreut. Abschiebungen werden dann als sehr schmerzlich empfunden, oder auch Fragen der Familienzusammenführung. So geht es auch darum, sich selbst abzugrenzen. Andere wiederum kommen gegenüber ihren Mitmenschen in Rechtfertigungsnöte für das, was sie tun.