Kirchheim

Im Ausschuss stehen die Baukosten am Pranger

Kitteneshalde Für das Gebäude auf dem Bolzplatz zur Unterbringung von Flüchtlingen ist der Baubeschluss gefasst. Mitte September können die Arbeiten beginnen. Von Andreas Volz

In der Kitteneshalde soll bis Ende Juni 2018 ein zweistöckiges Gebäude zur Anschlussunterbringung entstehen.Foto: Mirko Lehnen
In der Kitteneshalde soll bis Ende Juni 2018 ein zweistöckiges Gebäude zur Anschlussunterbringung entstehen. Foto: Mirko Lehnen

Der Bolzplatz in der Kitteneshalde hat die längste Zeit in seiner jetzigen Form existiert: Der Technik- und Umweltausschuss des Kirchheimer Gemeinderats hat jetzt den Baubeschluss gefasst und die Ausschreibung freigegeben. Nach Sitzungsvorlage könnte der Baubeginn ab Mitte September erfolgen. Die Fertigstellung und der Bezug sind bis Ende Juni 2018 geplant. Heute in einem Jahr könnte das zweigeschossige Gebäude demnach bereits bezogen sein.

In der Ausschusssitzung ging es eigentlich nur noch um Details der Planung, aber längst nicht mehr um die Grundsatzfrage, ob überhaupt gebaut werden soll oder muss. Bürgermeister Günter Riemer ließ an der Notwendigkeit keinen Zweifel: „Die ist nach wie vor gegeben. Es liegen keine neuen Zahlen vor, aus denen hervorgehen würde, dass wir von einer Reduzierung ausgehen können.“

Auch im Gremium zweifelte niemand mehr an, dass die Stadt dieses Gebäude in der Kitteneshalde braucht, um Wohnraum für die Anschlussunterbringung zur Verfügung zu stellen - für die Flüchtlinge, denen der Landkreis nach seinem Verteilungsschlüssel Kirchheim als Wohnort nach der Erstunterbringung zuweist.

Ulrich Kübler und Hans-Peter Birkenmaier (Freie Wähler) sowie der SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Aeugle (SPD) prangerten allerdings die geplanten Baukosten als überzogen an. Ulrich Kübler ging von einem Richtwert von 2 300 Euro pro Quadratmeter aus, der einmal in einer Vorlage mit Kostenbeispielen genannt worden war. Walter Aeugle stellte dem die Kosten gegenüber, die sich in der Kitteneshalde ergeben dürften: Bei Gesamtkosten von rund 870 000 Euro für eine Gesamtfläche von 270 Quadratmetern liege der Quadratmeterpreis immerhin bei gut 3 200 Euro.

Hans-Peter Birkenmaier nannte dagegen Werte für den Kubikmeter umbauten Raums, die in diesem Fall im Schnitt bei rund 400 Euro liegen müssten. In der Kitteneshalde lägen sie aber bei 500 Euro. Deshalb hätte ihn interessiert, wo dieser Wert bei den beiden Gebäuden im Hafenkäs liegt.

Mit ganz genauen Zahlen tat sich die Stadtverwaltung indessen schwer. Deshalb versprach sie, diese zu gegebener Zeit nachzureichen. Ähnliches galt für die Frage nach der Höhe von Honoraren für Architekten oder auch für Tragwerksplaner. Gemeinderat oder Ausschuss sollen darüber einmal detailliert informiert werden.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Thilo Rose hatte nämlich nachgefragt, ob die Honorarkosten wirklich jedes Mal so hoch sein müssen, auch wenn überall immer derselbe Gebäudetyp erstellt werde. Dann müsste sich seiner Meinung nach der Planungsaufwand doch reduzieren. Günter Riemer zufolge kommt es aber erst nach dem fünften Gebäude zu einem geringeren Honoraranspruch.

Thilo Rose kam über den Abschreibungszeitraum, der ihm mit 50 Jahren viel zu hoch erschien, doch noch auf grundsätzliche Fragen zu sprechen: „Lässt sich das auch in Modulbauweise errichten, sodass man es gegebenenfalls wieder abbauen kann?“ Immerhin bestehe „die Hoffnung, dass Menschen, die dort einziehen sollen, wieder in ihre Heimat zurückkehren, wenn dort die Fluchtgründe beseitigt sind“. Außerdem sei zu bedenken, „dass die Hälfte der Menschen, für die wir da bauen, wohl gar kein Bleiberecht haben.“

Bürgermeister Riemer meinte dazu: „Weil wir dringend sozialen Wohnungsbau brauchen, waren wir uns einig, dass die Gebäude keine Einfachstbauten werden und dass sie mindestens 50 Jahre stehen bleiben sollen.“ Damit habe sich die Frage nach der Modulbauweise wohl ebenso erübrigt wie die Frage, „wer dort im Lauf der kommenden Jahrzehnte wohnen wird“. Zum Preis für den Kubikmeter umbauten Raums stellte er außerdem fest, dass dabei viele Puffer eingerechnet seien.

Was die Verwaltung noch überprüft, ist die Frage, ob sich die geplanten Stellplätze zumindest teilweise verlegen lassen, sodass ein größerer Teil des Spielplatzes im Süden des Gebäudes erhalten bleiben könnte. Ebenfalls noch nicht endgültig geklärt ist die Gestaltung des Fangzauns zwischen Bolzplatz und Gebäude. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Sabine Bur am Orde-Käß hatte gefragt, wie sich die Bälle fangen lassen, ohne dass der Eindruck entsteht, dass Gebäude sei eingezäunt.