Kirchheim

Immer wieder sonntags - gehen junge Leute ins Altenheim

Ehrenamtspreis Das Team des Lautercafés ist seit zehn Jahren im ASB-Pflegezentrum aktiv. Jetzt sind die jungen Menschen als „Starke Helfer“ nominiert. Von Andreas Volz

Auf dem Fest zum zehnjährigen Bestehen des Lautercafés bedankt sich Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker bei d
Auf dem Fest zum zehnjährigen Bestehen des Lautercafés bedankt sich Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker bei den vielen Jugendlichen, die sich in dieser Zeit für alte Menschen engagiert haben.Foto: Carsten Riedl

Das Kirchheimer Lautercafé ist ein echter Geheimtipp. Es besticht vor allem durch sein engagiertes Mitarbeiterteam: junge Menschen zwischen 13 und 17 Jahren. Jeden Sonntag und an den meisten Feiertagen im Jahr kümmern sich mindestens zwei dieser jungen Leute darum, dass im Café alles rund läuft. Drei Stunden hat das Lautercafé regulär geöffnet. Dazu kommen 45 Minuten Vor- und Nachbereitungszeit sowie die regelmäßigen Teambesprechungen.

Alles in allem verbringen die jugendlichen Mitarbeiter also jede Menge Zeit - im Altenheim. Denn genau dort, im ASB-Pflegezentrum „An der Lauter“, ist das Café zu finden. Das Konzept des Lautercafés weist viele Besonderheiten auf. Dass es Jugendliche sind, die sich dort einbringen, ist nur einer der herausragenden Aspekte. Ein weiterer ist der, dass es meistens Zweierteams sind, die in Eigenregie die jeweiligen Dienste übernehmen und zuverlässig ausführen. Die dritte große Besonderheit: Dieses Angebot gibt es schon seit zehn Jahren - und seither ist alles reibungslos verlaufen.

Anne-Kathrin Stuth, die als Leiterin des Besuchsdiensts der Sanwald-Stiftung das Lautercafé unter ihren Fittichen hat, war nun bei der ersten Jubiläumsfeier ausgesprochen stolz auf ihre Jungs und Mädels: „In der ganzen Zeit ist es nur zwei Mal ausgefallen.“ Das hatte sie so von Anfang an nicht erwartet. Am ersten Öffnungstag, Mitte Juli 2008, waren zwei Mädchen da. Das Team ist dann recht schnell auf fünf Jugendliche angewachsen. Aber reicht das, um langfristig erfolgreich zu sein?

Anne-Kathrin Stuth zählt die Bedenken auf, die es im Vorfeld gab: „Die Jugendlichen sind doch nur am Anfang Feuer und Flamme. Das lässt dann schnell nach, wenn sie sich verlieben, wenn sie am Wochenende lieber ins Freibad gehen und vor allem, wenn sie nach der Schule aus Kirchheim wegziehen.“ Bewahrheitet hat sich zum Glück nichts von alledem - außer dass nach der Schule tatsächlich nicht mehr alle in Kirchheim wohnen.

Das Erfolgsrezept für die Nachwuchsgewinnung war ein flapsiger Spruch von Anne-Kathrin Stuth. Als das erste Mädchen zu ihr kam und vorsichtig angefragt hat, ob sie aufhören dürfe, kam die Antwort: „Nur, wenn du mir zwei andere bringst, die für dich weitermachen.“ Gesagt, getan - kurz darauf standen die zwei Neuen da. Bis heute ist Anne-Kathrin Stuth davon überzeugt, dass die Rekrutierung von Lautercafé-Personal nur auf diese Art und Weise funktionieren kann: „Die Werbung muss von den Jugendlichen selbst kommen. Da nutzt es vergleichsweise gar nichts, wenn ich in die Schulen gehen würde und eine Stunde lang erzähle, wie toll das Lautercafé ist. Wenn Gleichaltrige das sagen, glaubt man das viel eher.“

Angetan vom Engagement der Jugendlichen war auch Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker bei der Jubiläumsfeier: „Wenn ich immer wieder zu hören kriege, dass die Jugend heute nichts tut, nur auf sich selbst bezogen ist und Party macht, dann ärgert mich das - weil ich so oft sehe, dass es überhaupt nicht stimmt.“ Sie dankte allen Jugendlichen, die sich im Lautercafé für alte Menschen einbringen und sie so auch am Leben teilhaben lassen, „am Leben mit einer anderen Generation“. Für die Älteren sei es besonders wertvoll, den Umgang mit jungen Menschen zu erleben.

Mitunter gibt es gleich mehrere „Generationen“ von Jugendlichen zu erleben: Stolz erzählt Anne-Kathrin Stuth von zwei Familien, bei denen alle drei Kinder nacheinander im Lautercafé mitgearbeitet haben. Jetzt seien jeweils die Jüngsten dabei. Zeit also, dass sich wieder mal jemand mit zwei jüngeren Geschwistern meldet.