Kirchheim

Jogger hören dumpfen Knall

Flugunfall Warum am Sonntag zwischen Kirchheim und Nürtingen ein Ultraleichtflugzeug abgestürzt ist, bleibt unklar. Jogger haben das Wrack im Wald gefunden und Erste Hilfe geleistet. Von Matthäus Klemke

Die Einsatzfahrzeuge konnten nach dem Flugzeugabsturz im Talwald nur noch den Unfallort absichern. Für den Piloten kam jede Hilf
Die Einsatzfahrzeuge konnten nach dem Flugzeugabsturz im Talwald nur noch den Unfallort absichern. Für den Piloten kam jede Hilfe zu spät.Foto: 7aktuell/Daniel Jüptner

Jogger entdeckten am Sonntag das Flugzeug, das in einem Waldstück in Reudern abgestürzt war. Sie leisteten Erste Hilfe und lotsten die Rettungskräfte zum Unfallort. Nach dem Unglück bleiben viele Fragen offen.

„Wir hörten nur einen dumpfen Knall, dann war es still.“ Das berichtet ein Jogger aus Nürtingen, der am Sonntagmittag den Notruf wegen eines abgestürzten Flugzeugs abgesetzt hat. In dem Waldstück im Gewann Hörnle geht der Feuerwehrmann jeden Sonntag mit seinem Kollegen joggen. „Ein paar Meter weiter haben wir dann einen brutalen Benzingeruch wahrgenommen.“

Die beiden Jogger trafen auf zwei Wanderer, die den Knall ebenfalls gehört hatten. „Wir haben uns dann aufgeteilt und den Wald abgesucht.“ Rasch entdeckte einer der Jogger etwas. „Aus ungefähr 20 Metern Entfernung konnten wir weiße Wrackteile im Wald sehen.“

Während einer der Helfer am Weg stehen blieb, um auf mögliche Rettungskräfte zu warten, eilten die anderen drei zu der Unglücksstelle. Die Teile des abgestürzten Flugzeugs seien auf einer Fläche im Umkreis von 20 Metern verteilt gewesen. „Das Flugzeug hatte einen Baum durchschlagen und ist dann gegen eine rund 60 Zentimeter breite Buche geprallt“, so der Ersthelfer: „Der Pilot war noch angeschnallt und unter einem der Wrackteile eingeklemmt.“

Zu dritt mussten sie das schwere Teil anheben, während der vierte Helfer den Gurt löste, den Piloten herauszog und ihn in die stabile Seitenlage legte. „Per WhatsApp habe ich der Rettungsleitstelle unseren genauen Standort geschickt. 30 bis 35 Minuten später waren die ersten Einsatzwagen der Polizei da“, sagt der Nürtinger, der seit 38 Jahren Feuerwehrmann bei der Abteilung Stadtmitte ist. Laut Polizei Reutlingen war das der einzige Notruf, der zu dem Flugzeugabsturz einging. Für den 60-jährigen Piloten aus Tübingen konnten die Rettungskräfte nichts mehr tun.

Pilot nutzte Notfallhebel nicht

Bis in die Nacht hinein untersuchten Experten die Unfallstelle, darunter Gutachter Matthias Felsch von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU). „Es war ein einmotoriges Ultraleichtflugzeug, das auf der Hahnweide gestartet und auf dem Weg zurück zum Landeplatz war“, so Felsch. Wieso die Maschine an Höhe verlor, sei unklar. „Wir müssen jetzt klären, ob es gesundheitliche Gründe gab oder ein technischer Fehler vorlag.“

Bei dem Sturzflug habe die Maschine gleich mehrere Baumwipfel gekappt. „Dabei wurde das Flugzeug schon stark beschädigt und eine Tragfläche abgetrennt.“ Am Ende sei die Maschine in ungefähr sieben Metern Höhe gegen einen Baumstamm geprallt.

Flugzeugtypen dieser Art sind mit einem sogenannten Gesamtrettungssystem ausgestattet. „Bei einem Notfall kann der Pilot einen Hebel ziehen, mit dem ein Fallschirm ausgelöst wird, der einen Absturz abbremst.“ Dieses System sei allerdings nicht ausgelöst worden.

Wie geht es jetzt weiter? „Die BFU ist nicht dazu da, um einen Schuldigen zu finden. Wir sammeln Fakten“, sagt Felsch. „Und diese sollen im Idealfall dafür sorgen, dass solche Unglücke nicht wieder passieren.“

Einen Flugschreiber haben Maschinen dieser Größe nicht an Bord. „Sie verfügen aber über einen ‚Flarm‘. Ein Gerät, das eigentlich vor Kollisionen warnen soll.“ Dieses zeichnet aber auch den Flugweg eines Flugzeugs auf. „Das wird jetzt in Braunschweig ausgewertet.“ Hinzu nimmt man die Radaraufzeichnungen der Luftwaffe, denn die kontrolliert auch den Luftraum in geringer Höhe. „Aus dem Ganzen versuchen wir dann einen genauen Flugweg zu rekonstruieren“, so Felsch. Da die Ursachen eines solchen Absturzes sehr vielfältig sein können, rechnet der Experte damit, dass die Untersuchung mindestens ein halbes Jahr dauern wird.