Kirchheim

Kaffeepause ins Auto verlegt

Verkehr In großen Städten lässt sich nur schwer eine bezahlbare Wohnung finden. Das bedeutet für viele Pendler im Landkreis: ab ins Auto und rein in den Stau.

Kaffee für die Nerven: Für Berufspendler gehört der tägliche Stau schon in den Tagesplan.Symbolbild: pr
Kaffee für die Nerven: Für Berufspendler gehört der tägliche Stau schon in den Tagesplan.Symbolbild: pr

Viele Berufspendler verbringen ihre Kaffeepause nicht freiwillig im Auto. Für sie bedeutet der Weg zur Arbeit immer wieder Staufrust. Auch vielen Pendlern im Landkreis Esslingen geht es ähnlich. 40 Prozent aller Berufstätigen verlassen auf dem Weg zur Arbeit die Grenzen des Landkreises - das sind 31 Prozent mehr als im Jahr 2000. Das hat die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mitgeteilt.

Die IG BAU Stuttgart beruft sich auf eine Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Die Gewerkschaft nennt den Trend „alarmierend“. Immer mehr Menschen müssten weitere Strecken zur Arbeit zurücklegen - und verbrächten immer mehr Lebenszeit im Stau, kritisiert Bezirkschef Mike Paul. Dafür sei auch eine verfehlte Wohnungsbaupolitik in den Ballungsgebieten verantwortlich. „Seit Jahren hält das Angebot bezahlbarer Wohnungen nicht mit dem Bedarf Schritt. Wir haben in den größeren Städten eine gute Entwicklung bei den Arbeitsplätzen, aber für die Menschen wird es schwieriger, sich dort eine Wohnung zu leisten“, sagt Mike Paul. Strecken von über 50 Kilometern bis zum Betrieb seien gang und gäbe. Das belastet nicht nur die Umwelt, sondern auch die Nerven und die Gesundheit.

Die IG BAU fordert ein Umdenken in der Wohnungspolitik. „Man muss viel mehr als bisher investieren, um bezahlbaren Wohnraum in den Metropolen und Ballungsräumen zu bekommen“, betont Mike Paul. Es muss daher mehr Sozialwohnungen und bezahlbare Mietwohnungen geben. Dafür muss es laut dem Bezirkschef eine deutlich bessere Förderung geben.

Um die Berufspendler im Kreis Esslingen zu entlasten, müsse mittelfristig jedoch auch die Verkehrsinfrastruktur ausgebaut werden, fordert Mike Paul. „Wir brauchen bessere Schienennetze und mehr Radwege. Aber auch bei Straßen und Brücken ist der Nachholbedarf groß“, sagt Mike Paul.

Die Entwicklung im Landkreis ist nach Angaben des BBSR Teil eines bundesweiten Trends: Im Jahr 2015 pendelten 60 Prozent aller Beschäftigten zum Arbeitsplatz. Durchschnittlich legten sie dabei 16,8 Kilometer zurück. 15 Jahre zuvor lag die Pendlerquote noch bei 53 Prozent.pm