Kirchheim

Kommentar: Jetzt liegt‘s am Bürger

Menschen, die in einen Bus in Kirchheim einaussteigen - Einführung des günstigen Stadtticket
Über den Erfolg des Stadttickets stimmen nun die Bürger mit ihrem Fahrverhalten ab. Foto: Jean-Luc Jacques

Stadtticket "Zu viel!" Das antwortet die Kollegin, die an schönen Tagen zur Arbeit radelt, auf die Frage, was sie von ihrem Wohnort Jesingen zur Martinskirche für ein Busticket zahlt. „Zu viel“, das sind in diesem Fall 2,50 Euro. - Wer ein Auto besitzt, sieht da wenig Anreiz, es in der Garage zu lassen. Fährt die Kollegin abends noch heim, ist sie 5 Euro los.

Moment mal, ab Januar sind es noch 3 Euro. Für diese Summe dürfte die Kollegin sogar zur Mittagspause nochmal heim- oder nachmittags zum Kaffeeklatsch nach Ötlingen fahren, denn es handelt sich um ein Ticket für den ganzen Tag. Statt 10 Euro nur 3 - da sieht die Sache schon anders aus. Nicht nur schwäbische Schnäppchenjäger, sondern auch die Kollegin, die aus Franken kommt, finden die Ersparnis höchst interessant.

Kirchheim hat seine Hausaufgaben gemacht. Die Stadt lässt sich die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs mehr als 100 000 Euro im Jahr kosten und lebt so moderne Verkehrspolitik. - Ein „Nein“ zum Stadtticket wäre auch gar nicht infrage gekommen in einer Zeit, in der derlei Tickets landauf, landab vor der Umsetzung stehen. Ein „Nein“ zum Stadtticket käme erst recht nicht infrage für eine Stadt, in der die Grünen bei den jüngsten Wahlen überproportional zugelegt haben. Zahlreiche Gruppierungen und Fraktionen forderten eben dieses Ticket vor den Wahlen vehement. Längst war klar: Geht nicht gibt‘s nicht.

Jetzt liegt der Ball beim Bürger. Inwieweit Klimaschutz im Kleinen mit dem persönlichen Lebensstil in Einklang zu bringen ist, das wird sich ein Stück weit an den Fahrgastzahlen ablesen lassen.

Die Kollegin jedenfalls nimmt sich fest vor, ab Januar bei Regen Bus zu fahren.

Von Irene Strifler