Kirchheim

Korsh ist längst nicht mehr „der Flüchtling“

Auszeichnung Das Kirchheimer Autohaus Schmauder & Rau wird für seine Bemühungen um die Integration von Flüchtlingen ausgezeichnet. Von Irene Strifler

Bundesweit sechs Unternehmen haben in Berlin den CSR-Sonderpreis für die Integration von Flüchtlingen erhalten, darunter das Kir
Bundesweit sechs Unternehmen haben in Berlin den CSR-Sonderpreis für die Integration von Flüchtlingen erhalten, darunter das Kirchheimer Ehepaar Bettina und Stefan Schmauder (dritte und vierter von links).Foto: pr

Korsh kennt sich aus mit Lacken und Konservierung. Er ist dicht dran am Facharbeiterbrief als Lackierer. Ab Sommer wird der 22-Jährige in seinem Ausbildungsbetrieb Schmauder & Rau in Kirchheim fest angestellt. Damit hat der ehemalige Flüchtling aus dem Irak erreicht, was ihm kaum jemand zutraute: eine Facharbeiterstelle, verbunden mit einem Höchstmaß an Integration im Schwabenländle.

„Korsh war nicht lange ,der Flüchtling‘ in unserem Betrieb“, erzählt Bettina Schmauder. Er wurde schnell zum Kollegen. „Aus Flüchtlingen Kollegen machen“, lautet nämlich das Credo von Stefan und Bettina Schmauder. Von diesem Ziel lässt sich das Unternehmerpaar leiten und leistet damit seinen Beitrag zur Bewältigung der Flüchtlingskrise.

Ihr Engagement hat jetzt bundesweit Beachtung gefunden: Bettina und Stefan Schmauder nahmen kürzlich in Berlin den CSR-Preis der Bundesregierung in Empfang. Das Kirchheimer Autohaus wurde gemeinsam mit fünf weiteren Unternehmen für sein Engagement um die betriebliche Integration von Flüchtlingen ausgezeichnet. Gewürdigt wurde „vorbildliches gesellschaftliches und unternehmerisches Engagement“.

„Wir sind da schon stolz da­rauf“, erzählt Bettina Schmauder. Schließlich ging der bundesweite CSR-Preis für das Kirchheimer Autohaus nicht gerade an einen Global Player, denen man ja gemeinhin mehr Möglichkeiten zutraut, auf besondere Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter einzugehen.

Doch bei Schmauders wird nicht „gefremdelt“: Immer wieder finden dort Flüchtlinge einen Job, als Aushilfe, Praktikant oder in Teilzeit. „Natürlich läuft nicht immer alles glatt“, räumt Bettina Schmauder ein. Dafür jedoch gibt es bekanntlich niemals eine Garantie. Dennoch: Der Betreuungsaufwand ist bei Flüchtlingen größer als bei anderen Lehrlingen. Probleme bleiben nicht aus.

Die Kirchheimer Preisträger sehen ihr Engagement als gesellschaftspolitische Aufgabe. Mit Schulungen in kultureller Kompetenz wollen sie in der Zukunft Problemen entgegenwirken und Mitarbeiter in ihrem Betrieb speziell schulen. Das lohnt sich allemal: „Das Kümmern um Flüchtlinge bereichert unseren Unternehmensalltag enorm“, sind sich die Schmauders sicher.

Manchmal darf man sich einfach nicht entmutigen lassen, ist eine wichtige Erfahrung. Korsh zum Beispiel war nach nur vierjähriger Schulzeit mit seinen Eltern nach Deutschland gekommen. Es haperte nicht nur an der Sprache, sondern auch an der Lernkompetenz. Geschäftsführer Stefan Schmauder bemerkte jedoch schnell: Korsh war motiviert. Dennoch bedurfte es einiger Zeit, den richtigen Ausbildungsgang für ihn zu finden. „Mit Unterstützung der Agentur für Arbeit, der Beratungsstelle „CHAI“ in Kirchheim und dem Bildungsträger BAZ Esslingen konnten wir die Probleme meistern“, fasst Bettina Schmauder zusammen. Sie freut sich, dass der junge Mann nach Beendigung seiner Ausbildung dem Betrieb als Lackierer erhalten bleibt: „Eine Win-win-Situation für alle.“

„Wir sehen uns sicherlich nicht als Vorreiter und wissen, dass sich auch andere Betriebe sehr für Flüchtlinge engagieren“, betont Bettina Schmauder. Der bundesweite Preis bedeutet für sie aber eine Anerkennung aller Bemühungen und ist auch ein Dank an die Mitarbeiter, gemeinsam an einem Strang gezogen zu haben. Zudem ist der Preis Ansporn. Für einen engagierten Praktikanten soll im Herbst eine zusätzliche Ausbildungsstelle geschaffen werden, wieder in enger Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle „CHAI“.

Präzisionsarbeit in der Lackiererei: Korsh wird von Teamleiter Robert Straus angeleitet.Foto: Carsten Riedl
Präzisionsarbeit in der Lackiererei: Korsh wird von Teamleiter Robert Straus angeleitet.Foto: Carsten Riedl