Lokale Wirtschaft

Kundennähe wichtig

Vertreterversammlung der Volksbank Kirchheim-Nürtingen

2012 haben die Vereinten Nationen als internationales Jahr der Genossenschaften ausgerufen. Bei der Volksbank Kirchheim-Nürtingen will man dieses Thema im zweiten Halbjahr verstärkt aufgreifen, kündigte Vorstandsmitglied Wolfgang Mauch bei der Vertreterversammlung an. Unter anderem sollen bei der Vertreterwahl im Herbst die Mitglieder erstmals auch im Internet abstimmen können.

Nürtingen. Die Kirchheimer-Nürtinger Volksbank wäre die erste Volksbank in Deutschland, die dieses Verfahren anbietet, sagte Vorstandsmitglied Harald Kuhn. Man greife damit einen Vorschlag aus dem Beirat der Bank auf. Das Online-Verfahren ermögliche die bequeme Wahl von zu Hause aus oder in einer der Geschäftsstellen. Aber auch Briefwahl werde es weiterhin geben. Die letztliche Entscheidung, ob es zur Online-Wahl kommt, trifft nun der Wahlausschuss. Die Vertreterversammlung stimmte jedenfalls einer Änderung der Wahlordnung bei zwei Gegenstimmen mit großer Mehrheit zu. Nachfragen hatte es unter anderem zur Nachvollziehbarkeit der Stimmabgabe gegeben.

Wolfgang Mauch legte in seinem Bericht einen Schwerpunkt auf das Jahr der Genossenschaft. Weltweit seien 800 Millionen Menschen Mitglied einer Genossenschaft in über 100 Ländern, sagte er. In Deutschland gebe es 7 600 Genossenschaften mit 20 Millionen Mitgliedern und mit steigender Tendenz. Seien Genossenschaftsbanken vor 10 bis 15 Jahren noch belächelt worden, hätten sie sich in der Krise als Stabilitätsfaktoren erwiesen, bei denen nicht Provisionsinteressen an erster Stelle stünden.

Bei der Volksbank Kirchheim-Nürtingen wolle man den genossenschaftlichen Gedanken nicht zuletzt im Hinblick auf ihr 150-Jahre-Jubiläum 2013 in den Mittelpunkt rücken. So zum Beispiel bei den Mitgliederversammlungen.

Am Tag der Genossenschaft im Juli sei zusammen mit anderen Genossenschaften eine gemeinsame Veranstaltung geplant. Auch setze man nach wie vor auf Kundennähe: Trotz Internet und neuer Kommunikationsmedien stehe die persönliche Beratung bei vielen Mitgliedern weiterhin an erster Stelle, sagte Mauch.

Was die Zinsentwicklung anbelangt, so gehe man bei der Voba Kirchheim-Nürtingen bei den kurzfristigen Zinsen von einem gleichbleibend niedrigen Niveau aus. Bei den langfristigen Zinsen sei allenfalls ein leichter Anstieg zu erwarten. Die Bank selbst sei im Kundengeschäft gut ins Jahr gestartet, sodass man von einer stabilen Entwicklung für 2012 ausgehe.

2011 war für die Nürtinger-Kirchheimer Volksbank ein erfolgreiches Jahr. Das betonte Harald Kuhn, der den Zahlenpart des Vorstandsberichts übernommen hatte: Die Kredite überstiegen mit einem Plus von 5,5 Prozent erstmals die Milliarde (1,041 Milliarden Euro). Die Kundeneinlagen stiegen um 4,5 Prozent auf 1,218 Milliarden Euro. Das betreute Kundenvolumen, inklusive des Vermittlungsgeschäfts von Versicherungen, Bausparverträgen und Wertpapieren, stieg um 81 Millionen auf 3,452 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss beträgt wie im Vorjahr 4,5 Millionen Euro. Die Versammlung – 229 der insgesamt 530 Vertreter waren in die Nürtinger Stadthalle K3N gekommen – stimmte der Gewinnverwendung zu, wonach an die Mitglieder eine Dividende von 5,5 Prozent ausgeschüttet wird. Die Volksbank Kirchheim-Nürtingen hat 50 468 Mitglieder. Sie beschäftigt 305 Vollzeitkräfte einschließlich 27 Auszubildenden.

Drei Millionen Euro gehen in die Rücklagen. Das sei wichtig, um im Kreditgeschäft weiter wachsen zu können, so Kuhn. Zwar erfülle die Volksbank mit einem Eigenkapitalanteil von 14,2 Prozent den gesetzlich geforderten Mindestwert von acht Prozent, doch würden mit „Basel III“ nicht mehr alle EK-Bestandteile anerkannt. „Da sind viele Punkte noch ungeklärt“, sagte Kuhn, der seinen Bericht in freier Rede vortrug.

Im Prüfbericht des Württembergischen Genossenschaftsverbands, vorgetragen von Guido Gneiting, wird der Bank eine angemessene Eigenkapital-Ausstattung, eine geordnete Vermögens- und eine gute Ertragslage attestiert. Vorstand und Aufsichtsrat wurden von der Versammlung auf Antrag von Kaufhaus-Chef Joerg Hauber entlastet.

In den sechsköpfigen Aufsichtsrat – dessen Vorsitzender Jörn Mitsdörffer zügig durch die Versammlung führte – wurden die turnusmäßig ausscheidenden Mitglieder Susanne Ertle-Straub aus Nürtingen und Eve Neubold-Sigel aus Weilheim wiedergewählt. Kritische Stimmen aus der Versammlung gab es bei einer Satzungsänderung, wonach künftig die Mindestzahl der Aufsichtsräte von sechs auf drei abgesenkt wird. Vorstandsmitglied Kuhn versicherte, dies geschehe nur, um beim unvorhergesehenen Ausscheiden eines Aufsichtsrats nicht sogleich eine außerordentliche Vertreterversammlung einberufen zu müssen. Es sei nicht geplant, den Aufsichtsrat zu verkleinern. Dennoch gab es hier fünf Gegenstimmen und vier Enthaltungen.