Es ist raus: Zum Schluss ihrer Rede sprach Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker in der Stadthalle den einen Satz, auf den alle Besucher des Dämmerschoppens gewartet hatten. „Um Begonnenes fortzuführen und notwendig Neues aufs Gleis zu setzen, werde ich mich erneut um das Amt als Oberbürgermeisterin dieser Stadt bewerben.“
Weiter kam sie nicht, denn was auch immer sie noch hätte anfügen wollen, ging im brandenden Applaus der Gäste unter. Es war beinahe ein „Genscher-Moment“. Die Begeisterung war groß - obwohl die persönliche Bedeutung für die meisten Anwesenden in der Kirchheimer Stadthalle nicht im Entferntesten zu vergleichen war mit derjenigen für die DDR-Bürger im Prager Botschaftsgarten, als der damalige Bundesaußenminister am 30. September 1989 das Wort „Ausreise“ gesagt hatte.
Um die Spannung zu steigern, hatte Angelika Matt-Heidecker vor dem entscheidenden Satz von vielen Gesprächen berichtet, die sie in den vergangenen Wochen geführt hatte, und von den vielen Ratschlägen, die sie dabei bekam. Aber auch ohne die Erwähnung dieser Gespräche und Ratschläge war der letzte Einleitungssatz mehr als glaubhaft: „Die Frage hat mich sehr beschäftigt.“
Viele Kirchheimer hat die Frage seit Wochen und Monaten ebenfalls beschäftigt, und mit dem „Ja“ zur Kandidatur sind noch längst nicht alle weiteren Fragen beantwortet, die sich daraus ergeben. So viel aber ist klar: Bis vor wenigen Jahren noch galt eine Altersgrenze für Bürgermeister, bei der sich die Grundsatzfrage zur Bewerbung der Amtsinhaberin für die Wahl im Dezember gar nicht erst gestellt hätte.
Inzwischen ist die Altersgrenze nach hinten verschoben worden: Wählbar sind Kandidaten bis zum 68. Lebensjahr, und die Amtszeit endet spätestens mit dem 73. Geburtstag. Es könnte also fast noch für eine volle Amtsperiode Angelika Matt-Heideckers reichen.
Wie die Wahl tatsächlich ausgehen wird, lässt sich im Januar noch längst nicht absehen. Das hängt auch von der Anzahl und der Qualität der Mitbewerber ab. Traditionell aber lassen sich die besonders aussichtsreichen Kandidaten abschrecken von der Aussage, dass sich Amtsinhaber wiederbewerben. Es bleibt also spannend - vielleicht sogar bis zur Wahl.