Kirchheim

Mehr Sicherheit für Patienten mit Infarkt​

Medizin Die Kardiologie der Kirchheimer Medius-Klinik hat für zweieinhalb Millionen Euro einen zweiten Herzkatheter-Messplatz in Betrieb genommen. Von Bernd Köble

Arbeit im neuen Herzkatheterlabor in Kirchheim. Der neue zusätzliche Messplatz bietet den Medizinern mehr Bedienkomfort und den
Arbeit im neuen Herzkatheterlabor in Kirchheim. Der neue zusätzliche Messplatz bietet den Medizinern mehr Bedienkomfort und den Patienten zusätzliche Sicherheit. Foto: Carsten Riedl

Manfred P. hat Glück gehabt. Als er vor einer Woche ein ungewohntes Druckgefühl in der Brust verspürt, ist dies für den 76-Jährigen zunächst kein Grund zur Sorge. Keine Schmerzen, keine Vorerkrankungen, ein Leben lang Sport getrieben. Was soll da schon sein? Als sich sein Zustand nicht bessert, entscheidet er sich doch für den Notruf. Kurze Zeit später liegt er in der Kirchheimer Medius-Klinik im Herzkatheterlabor. Diagnose: Herzinfarkt. Manfred P. bekommt zwei Stents eingesetzt, die die verstopften Gefäße offen halten. Eine Woche später ist er wieder draußen. Er kann nach der Reha weiter Sport treiben, hat keine Dauerschäden.

Nicht immer verläuft ein Herzinfarkt so glimpflich. Etwa 20 000 Patienten sind seit 2006 im Kirchheimer Katheterlabor behandelt worden - im Schnitt sind es jeden Monat 150. So lange schon gibt es dort einen sogenannten Linksherzkathetermessplatz, wo minimalinvasiv Gefäßverengungen behoben und Herzschrittmacher eingesetzt werden können. Anfang der Woche nun wurde in der Klinik ein weiterer Entwicklungsschritt mit viel Pomp gefeiert. „Ein Meilenstein“, nennt Klinik-Geschäftsführer Thomas Kräh die Inbetriebnahme eines zweiten Kathetermessplatzes in der Kardiologie. 700 000 Euro hat die medizinische Ausrüstung gekostet. Rechnet man die nötigen Umbaumaßnahmen hinzu, die nötig waren, weil der zweite Arbeitsplatz bei laufendem Betrieb in bestehende Räume integriert werden musste, hat die Klinik 2,5 Millionen Euro investiert. Gut angelegtes Geld, vor allem: Geld, das selber erwirtschaftet wurde, wie Kräh betont. „Das ist kein Luxus“, sagt der Klinikchef. „Ein Katheterlabor ist ein Muss für eine gute, wohnortnahe medizinische Versorgung.“ Über 700 Herzpatienten mehr als im Vorjahr hat die Kirchheimer Klinik im vergangenen Jahr versorgt. Der alte Messplatz, der voll ausgelastet ist, wurde deshalb inzwischen generalüberholt.

Neues Gerät bringt viele Vorteile

Dass Kirchheim nun über zwei solcher Einrichtungen verfügt, bringt viele Vorteile. Durch die parallele Versorgung, 24 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr, gibt es so gut wie keine Wartezeiten mehr. „Das macht auch unsere Arbeitszeiten planbarer und uns als Arbeitgeber attraktiver,“ sagt Thomas Kräh. Das neue Gerät schont zudem Ärzte und Patienten durch eine geringere Strahlenbelastung und bietet den Medizinern mehr Bedienkomfort. Um Herzschrittmacher oder implantierbare Defibrillatoren einsetzen zu können, muss nun nicht mehr in den OP umgezogen werden. Nach den Umbaumaßnahmen stehen im sogenannten Nachruhebereich für ambulante Patienten jetzt elf statt bisher vier monitorüberwachte Plätze zur Verfügung - ein weiterer Vorteil.

Entscheidend ist jedoch der Faktor Zeit. „Ein Drittel aller Patienten haben bei Erstbeschwerden einen Infarkt“, sagt Dr. Martin Beyer, Chefarzt für innere Medizin im Kirchheimer Klinikum. Nach der Diagnose müsse der innerhalb von 90 Minuten versorgt sein, sonst drohen irreparable Schäden. Zwischen der Ankunft in der Klinik-Tiefgarage und dem Moment, als der Ballon in seiner Herzarterie das Blut wieder fließen ließ, lagen bei Manfred P. exakt 22 Minuten. „Sehr viel schneller geht es nicht mehr“, sagt Beyer, der Patienten ermutigt, auch im Zweifel schnell zu reagieren und zum Hörer zu greifen. „In der Frühphase eines Infarkts kann man am meisten retten“, sagt der Mediziner. „Das geht nur über Aufklärung.“

Die Chancen auf schnelle Hilfe stehen für Patienten im Kreis Esslingen generell gut. An der Medius-Klinik in Ruit gibt es einen dritten Herzkathetermessplatz. Auch dort finden jährlich etwa 1 800 Untersuchungen statt.

Links oder rechts - ein großer Unterschied

Mit einem Linkskatheter untersuchen Mediziner das arterielle System der linken Herzkammer. Dadurch können Gefäßverengungen oder Verschlüsse lokalisiert und durch Implantate - sogenannte Stents - aufgedehnt und offengehalten werden.

Mit einem Rechtskatheter misst man den Druck im rechten Herzbereich, der das Lungensystem versorgt. In der Medius-Klinik in Kirchheim werden beide Untersuchungen regelmäßig durchgeführt. bk