Kirchheim

Mehr Wiese, weniger Häuser

SPD bringt Alternativen für Klosterwiese ins Spiel

In der Diskussion über die Anschlussunterbringung von bleibeberechtigten Flüchtlingen in Kirchheim hat die SPD erneut eine Alternative zu den vom Gemeinderat beschlossenen Bauplänen ins Spiel gebracht.

Kirchheim. „Die SPD hat in den letzten beiden Gemeinderatssitzungen zusammen mit den Freien Wählern beantragt, sowohl in Jesingen als auch in Lindorf und auf der Klosterwiese nur jeweils zwei Gebäude zu erstellen und darüber hinaus weitere Flächen zu suchen“, sagte Fraktionschef Walter Aeugle. Dies sei nach wie vor der richtige Weg, weil dies eine Gettobildung verhindere und die Integration der Flüchtlinge erleichtere. „Unsere Alternative hätte zur Folge, dass auf der Klosterwiese nur für etwa 70 Menschen Wohnraum bereitgestellt werde, und nicht für 130 Personen“, hob Aeugle hervor. Leider habe eine Mehrheit aus CDU, Grünen, Frauenliste und CIK diese Variante abgelehnt, weil sie der Ansicht war, dass 80 bis 136 Personen gut in eine bestehende Nachbarschaft zu integrieren seien und die Stadt auch woanders die notwendigen Flächen nicht finden werde.

Stadtrat Marc Eisenmann erinnerte indes an die zahlreichen Vorschläge für Standorte, welche die SPD bereits in die Debatte im Gemeinderat eingebracht habe. Inzwischen würden nun immerhin weitere Standorte in Ötlingen, Schafhof IV und in der Stadt geprüft, was einer weiteren Dezentralisierung dienen könnte. „Im Vorfeld der geplanten Demonstration zur ‚Rettung der Klosterwiese‘ müssen Signale her, dass man mit tragfähigen Lösungen aufeinander zugehen kann“, sagte Eisenmann.

Es gelte aufzuzeigen, wo und wie die Flüchtlinge in Kirchheim wohnen werden und zwar ganz konkret. „Es reicht nicht aus, den Menschen einen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, wir müssen auch Maßnahmen für deren Integration in unsere Gesellschaft schon jetzt viel stärker ins Blickfeld rücken. Wir müssen den Anwohnern solcher Unterkünfte aufzeigen, wie wir sie im normalen Leben mit den neuen Nachbarn unterstützen können“, so Eisenmann. „Es ist nicht zielführend, nur zu sagen ‚Wir sind nicht gegen Flüchtlinge, sondern für den Erhalt der Klosterwiese‘“, fügte Stadtrat Andreas Kenner hinzu. Auf diese Weise könnten Jesinger und Naberner auch argumentieren, ganz nach dem Motto „den Menschen muss unbedingt geholfen werden, aber nicht bei mir in der Nachbarschaft“.

„Jedes Gebäude, das an einem geplanten Standort nicht erstellt wird, muss eben woanders gebaut werden. Denn der Gesamtbedarf bleibt ja“, unterstrich Kenner. Er persönlich könne als Stadtrat nicht dafür stimmen, dass in Lindorf, in Jesingen, im Hafenkäs und in Nabern Wohnhäuser für die Anschlussunterbringung errichtet werden „und dann quasi direkt vor meiner Haustür sagen, bei mir aber bitte nicht, weil die Klosterwiese ein unantastbares Kleinod ist“, bekannte Kenner, der selbst im Klosterviertel wohnt.

Es helfe in der gegenwärtigen Lage auch wenig, auf 700 in Kirchheim leer stehende Wohnungen zu verweisen. „Diese 700 Wohnungen gehören Eigentümern, die seit Jahren wissen, dass viele Menschen, auch Familien mit Kindern, in Kirchheim keine Wohnung finden und dies lange bevor Flüchtlinge zu uns gekommen sind“, meinte Stadtrat Bodo Schöllkopf. Dennoch ließen die Eigentümer diese Wohnungen, aus welchen Gründen auch immer, leer stehen. Eine Initiative der Stadt, diese Leerstände für den Wohnungsmarkt zu gewinnen, sei bislang ohne jeden Erfolg im Sande verlaufen. „Die Anschlussunterbringung für Flüchtlinge, zu denen die Stadt gesetzlich verpflichtet ist, kann man nur in einer fairen, solidarischen Anstrengung lösen, nicht aber nach dem Sankt-Florians-Prinzip“, brachte der Kirchheimer SPD-Vorsitzende Martin Mendler die aktuelle Herausforderung auf den Punkt. Es sei überdies wichtig, dass aus der hitzigen Debatte, die gerade Fahrt aufnehme, „der Dampf etwas herausgenommen wird“.pm