Kirchheim

Ministerin macht Mut

Bildung Die CDU hatte Susanne Eisenmann zum Neujahrsempfang in die Naberner Zehntscheuer eingeladen. Die Kultusministerin blickt positiv in die Zukunft. Von Anja Heinig

Susanne Eisenmann führte beim CDU-Neujahrsempfang in Nabern in die Details der Bildungspolitik ein.Foto: Anja Heinig
Susanne Eisenmann führte beim CDU-Neujahrsempfang in Nabern in die Details der Bildungspolitik ein. Foto: Anja Heinig

Heikle bildungspolitische Themen wurden beim Neujahrsempfang des CDU-Gebietsverbands Teck ebenso angesprochen wie die politischen Ziele. Eine souveräne Bildungsministerin räumte in der Naberner Zehntscheuer Fehler in der Vergangenheit ein, ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen. Sie sprach von Herausforderungen in den kommenden Jahren und machte Mut, dass Baden-Württemberg wieder einen oberen Platz an der Bildungsspitze einnehmen könne.

Der Gebietsverbandsvorsitzende Wilfried Veeser zeigte in seiner Begrüßung auf, vor welchen Problemen die Kommunalpolitiker in der Bildungspolitik stehen. Er mahnte fehlende Gelder an und konstatierte, dass gute Bildung Ressourcen braucht. Weiter sprach er die Problematik mit vergangenen Reformen an - auf der einen Seite wolle man Ruhe in die Schulen bringen, auf der anderen Seite fehle es jedoch massiv an Personal.

Susanne Eisenmann, die lang Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport in Stuttgart war, nahm den Spielball auf. Sie referierte 45 Minuten - ohne Manuskript - authentisch, souverän und bürgernah. „Jeden fünften Euro, der im Doppelhaushalt durch den Landtag von Baden-Württemberg verabschiedet wurde, investieren wir in die Bildung, denn wir haben ein Qualitätsproblem.“ Es wurden eklatante Fehler gemacht - dies habe unter anderem die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung aufgezeigt: Erschreckend ist, dass jeder Fünfte unter den Viertklässlern die Grundschule verlässt, ohne lesen zu können. Jeder Fünfte erreichte in den Grundfächern Lesen, Schreiben und Rechnen nicht den Mindeststandard.

„Wir haben vergessen, uns weiterzuentwickeln.“ Zeitgleich nahm die Kultusministerin aber auch die Eltern in die Pflicht und verteidigte die Lehrer, die oftmals an der oberen Belastungsgrenze arbeiten. Man habe die Grundschulen ziemlich lang allein gelassen. Leistungsstanderhebungen seien dringend erforderlich, denn nur so wisse man, wo ein Kind steht und könne passgenaue Förderprogramme anbieten. Sie warb für einen intensiven Dialog mit Schulen und Eltern, weil es ein durchlässiges und transparentes Schulsystem gibt: Alle Schularten stehen nebenein- ander und haben gleiche Wertigkeit. Intensiv warb sie für die „Duale Ausbildung“.

Die bevorstehende Pensionierungswelle, die nicht aus dem Nichts kam, bereitet der Kultusministerin große Sorge. Allein im vergangenen Jahr gab es landesweit 5 100 Stellen zu besetzen.

Ein weiteres Problem sei, dass es einen Überhang an Gymnasiallehrern gebe - hier habe das Kultusministerium 2 000 Referendare, die trotz Abschlusses keine Anstellung gefunden hatten, angeschrieben. Lediglich 28 junge Lehrer nutzten die Chance und nahmen das Angebot an, an anderen Schulen zu unterrichten - unter Zusage des Ministeriums, dadurch Karriereperspektiven und Pluspunkte bei einer Weiterbewerbung zu erhalten.

Der Vortrag der Ministerin machte deutlich, dass ihr die Bildungspolitik, die Schüler und ihre Lehrer am Herzen liegen. Sie sagte zu, dass sie kleinere Schulen, gerade im ländlichen Raum, erhalten werde und dass es mit ihr keine Deputats- und Klassenteilererhöhungen gebe.

Drei Fragen an Susanne Eisenmann

1. Welche Herausforderungen sehen Sie in der Gesellschaft?

Wir leben in einer starken Demokratie, mit einer kritischen und freien Presse, wir haben alle Möglichkeiten, die ein demokratischer, sozialer Rechtsstaat bietet. Das ist nicht immer selbstverständlich, man muss dafür arbeiten - zum Teil auch streiten. In vielen Ländern, auch in unmittelbarer Nähe, kämpfen Menschen für diese Errungenschaften. Wir müssen uns klar werden, welche Stärke wir haben und gemeinsam darauf aufbauen.

2. Was hat es mit dem Tag der beruflichen Orientierung auf sich?

Der Tag der beruflichen Orientierung soll die Schüler animieren, sich mit dem Thema ausein- anderzusetzen, damit sie bruchlos und erfolgreich ins Berufsleben einsteigen können. Daher soll jeweils ein ganzer Tag im Jahr in diesem Sinne gestaltet werden. Verschiedene Partner, wie die Agentur für Arbeit, unterstützen diesen Aktionstag.

3. Föderalismus - wie steht die Ministerin dazu?

Den verteidigt sie klar: Wenn wir die zentrale Bildungsverantwortung in Berlin hätten, wären alle gleich schlecht. Die Länder haben sich unterschiedlich weiterentwickelt. Ein föderales System ist inspirierend und fordert den Wettbewerb.