Kirchheim

Mit freundlichen Briefen gegen das Vergessen anschreiben

Die Kirchheimer Gruppe von amnesty international bittet um die Mithilfe gegen staatliches Unrecht

Kirchheim. Eine der wichtigsten Aufgaben der internationalen Organisation amnesty international (ai) ist es, sich für Menschen auf der ganzen Welt einzusetzen, die wegen ihres Eintretens für die Menschenrechte oder wegen ihrer politischen Überzeugungen verfolgt werden. ai fordert in vielen Ländern dazu auf, an Regierungen Briefe zu schreiben, in denen sich Menschen für die Verfolgten einsetzen. Auch das Verbleiben spurlos verschwundener Menschen konnte aufgeklärt werden, wenn in Briefen hartnäckig nach ihrem Schicksal gefragt wurde. Die Kirchheimer Gruppe von ai bittet auch in diesem Monat um Unterstützung für die Briefkampagne. Die fertig formulierten Briefe können im Weltladen in der Dettinger Straße abgeholt werden.

Im März 2013 wurden Rania Alabbasi, ihr Ehemann Abdulrahman Yasin sowie ihre sechs Kinder im Alter zwischen 3 und 15 Jahren von den syrischen Behörden festgenommen. Seitdem fehlt von ihnen jede Spur. amnesty international betrachtet sie als Opfer des Verschwindenlassens. Naila Alabbasi, die Schwester von Rania Alabbasi, sagte amnesty international: „Sie ist Zahnärztin und war sehr beliebt bei ihren Patienten und Kollegen, weil sie energiegeladen, ehrlich und eine gute Zahnärztin ist. Ihre Praxis war erfolgreich, aber es war ihr immer wichtig, kostenfreie Behandlungen für diejenigen anbieten zu können, die kein Geld haben.“ Am 9. März 2013 erschienen Angehörige des syrischen Militärgeheimdienstes im Haus von Rania Alabbasi und Abdulrahman Yasin im Vorort Mashroua Dummar von Damaskus und nahmen Abdulrahman Yasin ohne Angabe von Gründen fest. Am darauffolgenden Tag konfiszierten sie Wertsachen, Unterlagen und die Autos der Familie. Zwei Tage später wurden Rania Alabbasi und ihre sechs Kinder ebenfalls festgenommen. Die syrischen Behörden haben den Verwandten der Familie trotz entsprechender Nachfragen bisher keine Informationen über die Gründe für ihre Festnahme, über ihr Schicksal oder über ihren Verbleib gegeben. ai bittet um höflich formulierte Briefe an den syrischen Präsidenten, Bashar Ja‘afari, Ständiger Vertreter der Arabischen Republik Syrien bei den Vereinten Nationen, 820 Second Avenue, 15th Floor, New York, NY 10017, USA.

Am 27. Dezember 2014 riegelten kamerunische Sicherheitskräfte im Rahmen einer Fahndungsoperation die Ortschaften Magdeme und Doublé im Bezirk Mayo-Sava in der Region Extrême-Nord ab und nahmen mehr als 200 Männer und Jungen willkürlich fest. Grund für den Einsatz waren mehrere vorausgegangene Angriffe der bewaffneten Gruppe Boko Haram. In der Nacht starben mindestens 25 Männer in einer provisorischen Zelle der Gendarmerie von Maroua. Der Aufenthaltsort von mindestens 130 Männern und Jungen ist bis heute ungeklärt. Im Juli 2016 erfuhr amnesty international von der kamerunischen Regierung, dass bezüglich der 25 Todesfälle in Haft bald ein Verfahren vor dem Militärgericht in Yaoundé beginnen soll. Die Identität der verstorbenen Männer ist nach wie vor nicht öffentlich bekannt. Die Familien der Verstorbenen können in dem Verfahren offenbar als Zivilkläger auftreten. Über den Aufenthaltsort der etwa 130 „verschwundenen“ Männer und Jungen weiß die Regierung eigenen Angaben zufolge nichts. Es ist davon auszugehen, dass sie Opfer des Verschwindenlassens geworden sind. amnesty international ist nicht bekannt, dass in ihrem Fall eine Untersuchung eingeleitet worden wäre. Die Familien der Betroffenen appellieren weiterhin an die Behörden, den Verbleib der „Verschwundenen“ preiszugeben, die Identität der im Gewahrsam gestorbenen Männer öffentlich zu machen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. ai bittet um höflich formulierte Briefe an den Präsidenten von Kamerun, Paul Biya, P.O. Box 95, Yaoundé, Kamerun.

Emilie Dumont wurde bei ihrer Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen, sie fühlt sich jedoch schon immer als eine Frau, die im Körper eines Mannes geboren wurde. Jahrelang lebte sie aufgrund gesellschaftlichen Drucks in diesem für sie falschen Körper. Im Jahr 2013 entschied sie sich dafür, offen als Frau zu leben. Die französische Regierung verweigert ihr jedoch bisher die Änderung ihres amtlichen Geschlechts und die damit einhergehende offizielle Anerkennung der von ihr gewünschten Geschlechtsidentität. Dies bedeutet, dass es Emilie nicht möglich ist, ihr Geschlecht in offiziellen Ausweisdokumenten – etwa im Personalausweis, Reisepass oder Führerschein – zu ändern, was zu erheblichen Schwierigkeiten führt, wenn sie beispielsweise ein Paket abholen, einen Scheck unterzeichnen, ins Ausland reisen oder wählen gehen möchte. Emilie Dumont fordert von der französischen Regierung die Achtung ihrer Rechte als Transfrau und setzt sich damit mutig für die Rechte aller transgeschlechtlichen Personen in Frankreich ein. Derzeit kämpft sie gerichtlich für die Änderung ihres amtlichen Geschlechts. Obwohl sie zahlreiche gesetzlich vorgeschriebene Nachweise eingereicht hat, wie zum Beispiel Nachweise über ihre Hormonbehandlung seit 2013 sowie Pläne für eine baldige geschlechtsangleichende Operation, wurde ihr Antrag am 22. Dezember 2015 abgewiesen. Emilie Dumont hat Rechtsmittel gegen diese Entscheidung eingelegt und rechnet jetzt im September mit einem Gerichtsentscheid. ai bittet um Solidaritätsschreiben für Emilie Dumont an Julie Heslouin, 72-76, bd. de la Villette, 75940 Paris cédex 19, Frankreich. pm