Lokale Wirtschaft

Mit Selbstbewusstsein in die Zukunft

BDS Kirchheim möchte Neuausrichtung der städtischen Wirtschaftsförderung kritisch begleiten

Was der FC Bayern München für die Bundesliga, ist der BDS Kirchheim für den Gewerbeverband: Vor Kurzem knackte der Zusammenschluss der Unternehmer und Selbstständigen die 300er-Marke bei den Mitgliederzahlen – das ist bundesweit einmalig.

Kirchheim. Seit wenigen Wochen hat die Kirchheimer Ortsgruppe des Bundes der Selbstständigen, der ältesten deutschen Mittelstandsvereinigung, über 300 Mitglieder in ihren Reihen. Vom Werbefachmann bis zum Unternehmer, vom Firmenberater bis zum Bestatter findet sich in dem starken Verband die Branchenvielfalt der Teckstadt und ihres Umlandes wieder. Ein starker Verband, der sich bei seiner Hauptversammlung am Freitagabend in der Aula der Waldorfschule Ötlingen entsprechend selbstbewusst gab.

Das Vorstands-Duo Bettina Schmauder und Thomas Oßwald erinnerte an ein Jahr mit viel Bewegung, an Höhen und Tiefen, die der BDS seit der Hauptversammlung 2012 erlebt hatte. Tiefpunkte waren der Verlust zweier ebenso verdienter wie vorbildlicher Unternehmer, Arnold Müller und Klaus Lenhart.

In der Entwicklung des Stadtverbandes hingegen verzeichnet die Doppelspitze durchweg einen positiven Trend. Mit der starken Mitgliederzahl im Rücken geht der BDS Kirchheim auch kommunalpolitische Themen selbstbewusst und druckvoll an. Kritisch sieht Oßwald die Auflösung der Stabstelle Wirtschaftsförderung. Ob dies als „Anhängsel“ zu den vielfältigen Aufgaben eines Stadtoberhauptes zu leisten ist, bezweifelte Oßwald in seinem Vorstandsbericht.

Ähnlich sehen es offenbar die Mitglieder: Erste Ergebnisse der aktuellen Befragung legen deutlich den Wunsch der Firmen offen, dass der BDS hier stärker aktiv werden soll, um die Interessen der Unternehmen zu wahren und den Standort Kirchheim attraktiv zu halten. Eines der Hauptthemen, die dabei angesprochen wurden, war die lokale Verkehrsführung. Weder für Bettina Schmauder noch ihren Vorstandskollegen Oßwald eine Überraschung, denn unter anderem sorgte die Verkehrsregelung auf dem Alleenring im vergangenem Jahr für eine kontroverse Diskussion in den Reihen des BDS. Mit den Ergebnissen der Befragung werde man in Gespräche mit der Stadtverwaltung und den Fraktionen gehen, kündigte Bettina Schmauder an. Unter den Gästen suchte man sowohl die Verwaltungsspitze als auch Vertreter des Gemeinderates wegen der parallel angesetzten Klausurtagung an diesem Abend vergebens.

Mitgestalten, mitdiskutieren und Akzente setzen – das will die Mittelstandsvereinigung weiterhin auch im Rahmen des Kirchheimer Zukunftsdialoges, den sie nicht nur unterstützt, sondern auch als Plattform für die Weiterentwicklung der Teckstadt sieht. Auch das neue Gründerinnennetzwerk, das zum Jahresende starten soll und in Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus Linde läuft, zählt Schmauder dazu. Intern bietet der BDS mit verschiedenen Stammtischen und Themenabenden sowie dem neuen, von Vorstandsmitglied Hans-Joachim Most ins Leben gerufenen Business-Lunch, Möglichkeiten zum Austausch und Netzwerken.

Eines der Leuchtturmprojekte, das der BDS Kirchheim initiiert hat, ist der Wirtschaftspreis. Geht es nach Bettina Schmauder und Thomas Oßwald, darf dieser Preis zur Nachwuchsförderung nicht nur kreis-, sondern auch landesweit Schule machen. Interessant wäre es, so die Vorsitzende, zum Beispiel die Ergebnisse aus verschiedenen Kreis- oder Ortsverbänden zum gleichen Thema zu sehen. In Kirchheim jedenfalls soll der Wirtschaftspreis auch in diesem Jahr wieder ausgelobt werden. Ebenso ist eine Messe in Planung. Dabei wolle man aber ein neues Konzept verfolgen: „Die Ideen dazu werden in Kürze vorgestellt“, kündigte Bettina Schmauder an.

Auch die Arbeit der Projektgruppen soll nach den Plänen des Vorstandes wieder intensiviert werden. Unter anderem ist eine Fortsetzung des Seminars „Fit für die Zukunft“ für 2013 in Vorbereitung. Die Veranstaltung mit 32 Auszubildenden zum Thema telefonieren und selbstständiges Arbeiten jedenfalls sei sehr gut angenommen worden. Zudem sei es ein Mittel, um sich auf dem enger werdenden Arbeitsmarkt besser zu positionieren.

Im Schulterschluss mit dem City Ring will der BDS das „Projekt Sanduhr“ vorantreiben, mit der Kunden bis zu acht Minuten auf allen oberirdischen Parkplätzen in der Innenstadt parken können, um so nicht für den Gang zum Bäcker oder an den Kontoauszugsdrucker Parktickets lösen zu müssen.

In den Blick nimmt der BDS Kirchheim zunehmend die Soft Skills. Steffen Kernstock, Geschäftsbereich interne Kommunikation, hielt einen feurigen Kurzvortrag zum Thema Corporate Social Responsibility, die unternehmerische Gesellschafts- und Sozialverantwortung. Er machte den BDS-Mitgliedern Mut, sich in diesem Bereich zu engagieren. Auf Dauer zahle sich die Investition in Nachhaltigkeit und ganzheitliche Grundsätze für die Unternehmen aus. Die Palette reiche dabei von mehr Energieeffizienz bis hin zu Inklusion oder Projekten für einen sanften Übergang in die Rente. Wer hingegen nur auf den kurzfristigen monetären Gewinn achte, säge an dem Ast, auf dem er sitze.

In den anschließenden Neuwahlen zum Vorstand bestätigte die Mitgliederversammlung Hans-Joachim Most als stellvertretenden Vorsitzenden für den Bereich Kooperation sowie Schriftführer Olaf Neumann in ihren Ämtern. Monika Kern gibt den Bereich Veranstaltungen an Karin Battenschlag ab, die bisher Kerngruppenleiterin für Dienstleistung, Beratung und freie Berufe war. Ihr bisheriges Amt übernimmt Norbert Häuser. Volkhard Priss besetzt den aus Krankheitsgründen brachliegenden Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Presse neu.