Kirchheim

Morgen ist um 14 Uhr „Schluss mit lustig“

Treffpunkt Der „Heiligmorgen“ wird von Jahr zu Jahr beliebter und steht deswegen auch immer stärker in der Kritik. Der Ausschank wird dieses Jahr begrenzt. Von Andreas Volz

„Heiligmorgen“ in Kirchheim. Das spontane Treffen Tausender Kirchheimer wird morgen stärker reglementiert als bisher. Um 14 Uhr
„Heiligmorgen“ in Kirchheim. Das spontane Treffen Tausender Kirchheimer wird morgen stärker reglementiert als bisher. Um 14 Uhr endet der öffentliche Ausschank im Freien. Archiv-Foto: Carsten Riedl

Der Kirchheimer „Heiligmorgen“ ist „die“ Gelegenheit, in der Innenstadt „Gott und die Welt zu treffen“. Was die einen freut, ist den anderen aber ein Dorn im Auge. Bei der Stadtverwaltung sind Beschwerden eingegangen. Menschen fühlten sich gestört, weil im Gedränge auch noch laute Partymusik dröhnt, weil gegen später Betrunkene durch die Stadt torkeln können – und weil das alles nicht mehr wirklich dem besinnlichen Charakter des Heiligabends entspricht.

Darauf hat die Stadt nun mit der „Allgemeinverfügung zur Beachtung gaststättenrechtlicher Auflagen bei Bewirtungen am 24.12. in der Innenstadt von Kirchheim unter Teck“ reagiert. Da heißt es: „Jegliche Bewirtung im Freien ist spätestens um 14 Uhr zu beenden.“ Außerdem müsse die Musik „weihnachtlichen Charakter“ haben und dürfe nur „in Form von leiser Hintergrundbeschallung dargeboten werden“. Branntweinhaltige Getränke im Freien auszuschenken, ist verboten. Die Auflagen gelten in der gesamten Innenstadt – „jährlich am 24.12.“, wobei Zuwiderhandlungen als Ordnungswidrigkeit verfolgt werden können.

Gastronomen empört

Das ist der Text, der Kirchheimer Gastronomen empört, insbesondere weil es in der Begründung zur Verfügung auch noch darum gehen soll, „einer weiteren Fehlentwicklung entgegenzusteuern“. Michael Holz, Daniel Rau und Gunnar Stahlberg wehren sich dagegen, dass der Kirchheimer „Heiligmorgen“ in ein schlechtes Licht gerückt wird. Branntwein hätten sie in all den Jahren ohnehin nie im Freien ausgeschenkt. Laute Musik brauchen sie auch keine. Natürlich gebe es andere Anbieter, die tatsächlich Partymusik laufen lassen. Aber für die drei erwähnten Interessenvertreter der Heiligmorgen-Gastronomie hätte deswegen ein Musikverbot vollkommen ausgereicht.

Friedliche Veranstaltung

„Mehrere Tausend Menschen kommen an dem Tag zusammen. Das ist eine absolut friedliche Veranstaltung, und wir beteiligen uns auch an der Straßenreinigung“, sagt Michael Holz. Die Veranstaltung sei nie offiziell eingeführt oder gar beworben worden: „Das ist ein Anliegen der Bürger. Die wollen das, und wir Gastronomen ermöglichen es. Jeder kann doch seinen Heiligabend feiern, wie er will.“ Ohnehin würde sich die Menge zwischen 14 und 15  Uhr von selbst „verlaufen“.

Gunnar Stahlberg sagt über das „Treffen der Heimkehrer“, dass selbst Kirchheimer, die in Berlin oder in Barcelona leben, am „Heiligmorgen“ hier unterwegs sind. Erkennbar Betrunkene seien ihm auch noch nicht begegnet. Daniel Rau hat seine Konsequenzen bereits gezogen und will in der Fußgängerzone vor dem Wachthaus gar nichts mehr ausschenken: „Wir machen alles im Biergarten.“ Alle drei beklagen, dass sie von der Stadt nicht informiert wurden und nun eine Verfügung „vor den Latz geknallt bekommen“. Dabei sind sie sich durchaus einig, dass sie keine „Disco“ wollen. Sie wollen lediglich – wie bisher auch – bis 15 Uhr ausschenken dürfen.

Dafür ist es dieses Jahr zu spät. Um 14 Uhr ist morgen definitiv Schluss mit dem Ausschank im Freien. Allerdings erklärt Bürgermeister Günter Riemer auf Nachfrage: „Unsere Mitarbeiter werden sicher nicht um Punkt 14 Uhr die Gasflaschen abdrehen lassen.“ Es habe aber in den vergangenen Jahren tatsächlich laute Musik gegeben, und die Partystimmung habe so lange angehalten, bis sich die ersten Kirchgänger gestört fühlten. Welcher Gastronom für welche Angebote steht, könne die Verwaltung nicht berücksichtigen. Deshalb sei eine allgemeine Verfügung zu erlassen. Wenn der Ausschank im Freien endet, könne man trotzdem innen in den Lokalen weiter ausschenken. Gäste könnten ihre Getränke dann immer noch im Freien konsumieren.

Dass es keine Gespräche mit den Gastronomen gegeben haben soll, weist der Bürgermeister zurück: „Wir haben das im April angekündigt, und da gab es keinen großen Widerspruch.“ Zu einem weiteren Vorwurf, dass die Stadt die Gebühren drastisch erhöht habe, nimmt er sogar schriftlich Stellung: „Wir waren seither sehr günstig und haben deshalb den möglichen Gebührenrahmen etwas weiter ausgeschöpft.“

Dass die Verfügung jedes Jahr gelten soll, will Günter Riemer keinesfalls überbewerten: „Wir schauen jetzt mal, wie das läuft, und dann überlegen wir uns, wie es nächstes Jahr weitergehen soll.“