Kirchheim

Musiker feiern unter Freunden

Konzert Bands aus der Region kennen sich vom Internet und spielen zusammen in der Bastion.

Kirchheim. Es gibt kleine, intime Konzerte, da entsteht spontan eine Gemeinschaft und man verbringt den Abend mit den Musikern, als ob sie alte Freunde seien. Dann gibt es kleine, intime Konzerte, wo die Musiker tatsächlich mit Freunden feiern, und wer nicht dazugehört, kommt sich unter Umständen fehl am Platz vor. Die Musiker der regionalen Online-Community Calypse.de und ihr Publikum kennen sich sehr gut, haben zusammen viel Spaß beim Jammen und Tanzen, und wer richtig dabei sein will, sollte sich vorher der Community im Internet anschließen.

Auf jeden Fall half das Publikum anderen beim Musikhören: Der Eintritt zum „Calypse Live“-Konzert geht an die ehrenamtliche Schenkscheune Kirchheim. Deren Prinzip ist schnell erklärt: Dinge, die man selbst nicht mehr braucht, kann man dort jemandem schenken, der sich darüber freut, und selbst etwas Schönes mit nach Hause nehmen.

„Delizcious“, die erste Sängerin des Abends, ist schon zwei Mal bei Calypso-Konzerten in der Bastion aufgetreten. Mit ihren klaren, eingängigen Stimme präsentiert sie englische Pop-Songs von ihrem ersten Album sowie ganz neue Lieder, die ihr Mann oder sie selbst geschrieben haben. Mit einer schönen Stimme und romantischen, ruhigen Balladen kann man nichts falsch machen - so richtig mitreißen jedoch auch nicht. Da hilft es nicht, dass die Begleitmusik aus der Dose stammt und der Sound dementsprechend nicht an Livemusik heranreichen kann. Allerdings ist die Sängerin erst am Tag zuvor für eine Band eingesprungen, die krankheitsbedingt abgesagt hat - außerdem ist auch ihr Gitarrist krank geworden. Wer unter solchen Umständen innerhalb von einem Tag ein Set auf die Bühne bringen kann, verdient großen Respekt.

Überhaupt ging im Vorfeld des Konzerts einiges schief: Zwei Bands hatten kurzfristig abgesagt, auch dem nächsten Sänger Marco Cianci ging der Gitarrist wegen Krankheit abhanden. Zum Glück griff er zur Gitarre und begleitete seine gefühlsbetonten Popsongs selbst. Bei „Mir doch egal“ dreht er das Tempo hoch und zeigt mit einem originellen, witzigen Text seine Sprachkunst. Auch mit Selbstironie kommt er gut an: „Wenn ihr denkt, dass meine Musik gefühlsduselig ist, habt ihr mich noch nicht rappen gehört“, kündigt er seine Rap-Pa­rodie an.

Eine passende Überleitung zum Hip-Hopper Passi: Mit abwechslungsreichen Samples, leidenschaftlich und authentisch bringt er klassische Hip-Hop-Themen wie Gesellschaftskritik und Perspektivlosigkeit auf die Bühne und stellt sein musikalisches Talent in der spontanen Zugabe unter Beweis: „Sag was du denkst“ rappte er ohne Hintergrund-Beat, was bei weniger souveränen Rappern wohl nach hinten losgegangen wäre - nicht jedoch bei Passi.

Last but not least heizte die Punk/Nu-Rock-Band „Crowd of Exempt“ dem Publikum ein. Die Frontsängerin ist eine wahre Rockröhre mit einer unerschütterlich starken Stimme. Mit dabei sind auch ein richtig guter Gitarrist und Bassist sowie ein Schlagzeuger, der die Wände der Bastion zum Beben bringt. Harter, echter Rocksound im Stil von „Rise against“, den man immer wieder gerne hört. Elisabeth Selch