Lokale Kultur

Musikschule feiert Schwabenalter

Bei ihrem Jubiläum blickte die Musikschule Kirchheim auf 40 erfolgreiche Jahre zurück und wagte einen Blick in die Zukunft

Hšrt! Hšrt!40 Jahre Musikschule Kirchheim in der Stadthalle
Hšrt! Hšrt!40 Jahre Musikschule Kirchheim in der Stadthalle

Kirchheim. „Eine Stadt ohne Musikschule ist eine arme Stadt“, sagte die Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker bei der Feierstunde, und in diesem Sinne – aber auch nur in diesem – sei Kirchheim eine sehr reiche Stadt. Sie war in den Jahren 2001 bis 2004 schon selbst Vorsitzende

Mona Beyer

des Kuratoriums der Musikschule und schätzt deren jahrelange Arbeit in der Stadt sehr. Am Wochenende feierte diese nun ihr 40-jähriges Bestehen im Rahmen eines Festakts in der Stadthalle Kirchheim.

Die Musikschule wurde 1974 gegründet, nachdem schon in den 60er-Jahren und früher der Wunsch nach musikalischer Früherziehung auch in Kirchheim laut ertönte. 1972 bereits entstand eine Denkschrift mit Vorschlägen zur Strukturierung und Finanzierung des Hauses, ein Jahr später wurde dann der Antrag gestellt und die Zustimmung erfolgte. Dr. Roland Krämer, Mitglied des Kuratoriums der Schule, erzählte mit einem Blick in die Vergangenheit, wie er damals von Esslingen nach Dettingen gezogen war, um in Kirchheim zu arbeiten. Schnell hatte er die bittere Erfahrung gemacht, dass wer in Dettingen wohnt und in Kirchheim schafft, weder Dettinger noch Kirchheimer ist. Eine Anmeldung seines Sohnes in der örtlichen Musikschule war mit seiner Adresse also so gut wie unmöglich. Er erhielt den Tipp, einfach die Adresse der Schule des Kindes anzugeben, denn das, so wörtlich, merke kein Mensch – und so war es dann auch und der Anmeldung stand nichts mehr im Wege. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei und die Musikschule steht nun jedem offen, der Freude am Musizieren hat.

Als Einstimmung in den Abend spielte die Streicherfraktion des Kollegiums den ersten Satz der Salzburger Sinfonie Nr. 1 von Wolfgang Amadeus Mozart und der Saal lauschte gebannt den Tönen. „Melodien, wie diese“, so die Oberbürgermeisterin in ihrem anschließenden Grußwort, seien ein wichtiges kulturelles Erbe Europas und es liege in der Verantwortung eines jeden, dieses Erbe an die nächste Generation weiterzugeben. Und so werde sich die Stadt auch in Zukunft bemühen, die finanzielle Förderung der Musikschule aufrecht zu erhalten. „Alles, was man tun muss, ist, die richtige Taste zum richtigen Zeitpunkt zu treffen“, zitierte sie am Ende Johann Sebastian Bach. Und in der Tat taten das viele der Schüler und Lehrer an diesem Abend – die richtige Taste, oder besser gesagt: den richtigen Ton, zum richtigen Zeitpunkt treffen. Das Repertoire reichte weit: von klassischen Stücken Mozarts und Vivaldis über Jazz und Tango hin zu zeitgenössischem Akustikpop. Lina Ellesser und Veronika Mannhardt sangen „Mirror“ von Everly und begeisterten mit zwei engelsgleichen bis verruchten Stimmen. „Teckbrass“ spielten Pachelbels „Canon“ und „Kraken“ von Chris Hazel und das Symphonische Orchester brillierte nach einem Stück von Vivaldi besonders mit Matt Turners anmutigem „Tango Espressivo“, welcher, nachdem die Kontrabassisten ihre Instrumente schwungvoll drehten, nahezu in einer Performance dargeboten wurde. Die Mädchen des Jugendchors versteckten sich zu Anfang ganz zu Unrecht ein wenig hinter den tiefen Stimmen der Jungs, tauten dann im Laufe von „Rama Lama“ von George Jones aber vollends auf. Die Freude an der Musik war ihnen nur so ins Gesicht geschrieben. Die Cellophoniker, deren ehemaliger Leiter Hartmut Premendra Mayer im September unerwartet verstarb, spielten schöne alte Volkslieder aus Irland, Japan und Deutschland.

Den Bogen in die Zukunft spannte als letzter Redner Schulleiter Hans-Peter Weyhmüller mit seiner Ansprache um die Perspektive der Musikschule. Er sprach über die Aufgaben der Musikschule, den Anspruch eigenständig und öffentlich zu sein, die Bedeutung der musikalischen Bildung für Jung und Alt. Die Musikschule, so Weyhmüller, werde sich in Zukunft ganz anderen Herausforderungen stellen müssen, als in der Vergangenheit. Schulzeitverkürzung, sich ändernde Familienstrukturen und der demografische Wandel werden neue Bedingungen stellen, so müssten neue Unterrichtsmodelle kreiert werden, um dem entgegen zu kommen. Das Miteinander sei die Zukunft der Schule und es sei wichtig, nicht nur in die Köpfe, sondern auch in die Herzen der Kinder zu investieren.