Kirchheim

Nachgefragt: Ein neuer Führerschein?

Foto: Daniela Haußmann
Foto: Daniela Haußmann

Junge Fahrer bauen öfter Unfälle. Carsten Bamberg vom ADAC will den Führerschein revolutionieren.

Herr Bamberg, fast jeder vierte Unfall mit Personenschaden wird von jungen Fahrern verursacht. Hat das begleitete Fahren ab 17 denn gar nichts gebracht?

Carsten Bamberg: Doch, die Einführung des begleiteten Fahrens ab 17 war ein wichtiger Schritt, um junge Erwachsene vor Unfällen zu schützen. Auf diesem Weg konnte das Risiko bereits reduziert werden. Aus Sicht des ADAC wäre es wünschenswert, in einem weiteren Schritt die Fahrausbildung von Neulingen zu verbessern.

Das heißt?

Bamberg: In einer Studie der Universität Regensburg konnte festgestellt werden, dass durch ein Fahrsicherheitstraining das eigene Risikobewusstsein verbessert wurde und die Teilnehmer einen defensiven Fahrstil eher bevorzugen als vor dem Training. Wünschenswert wäre deshalb ein mehrstufiger Führerschein, der sich an dem Modell Österreich orientiert.

Wie sieht dieses Modell aus?

In Österreich müssen Fahranfänger, nachdem sie ihren Führerschein erhalten haben, innerhalb eines Jahres noch zwei Perfektionsfahrten absolvieren und an einem Fahrsicherheitstraining teilnehmen, das mit einer verkehrspsychologischen Schulung verbunden ist. Insgesamt sieht der ADAC eine Fahrausbildung über einen längeren Zeitraum als sinnvoll an, weil so die Erfahrung nicht alleine auf der Straße gesammelt werden muss.

Immer wieder wird das begleitete Fahren ab 16 diskutiert. Macht eine Altersabsenkung Sinn?

Eine Herabsetzung des Alters auf 16 Jahre ist nur dann sinnvoll, wenn es an einen mehrstufigen Führerschein gekoppelt ist, weil das jugendliche Risikoverhalten bei jüngeren Verkehrsteilnehmern stärker ausgeprägt ist als bei älteren. Dies würde die Einführung von Fahrsicherheitstrainings zusätzlich legitimieren.

Alte Autos - junge Fahrer: Wer in älteren Fahrzeugen verunglückt, erleidet häufiger schwere Verletzungen als in modernen Pkws. Was rät der ADAC?

Das ist in der Tat ein weiteres Problem, von dem junge Fahrer betroffen sind. Sie fahren häufig ältere Fahrzeuge, die im Schnitt seit 10,7 Jahren über die Straßen rollen. Diese Autos sind noch nicht mit modernen Sicherheitssystemen ausgestattet. Airbags und der Anti-Schleuder-Schutz ESP können Leben retten. Deshalb sollten Fahranfänger beim Kauf eines Gebrauchtwagens auf die Mindeststandards achten. Daniela Haußmann