Kirchheim

Neuer Chef im „extravaganten Revier“

Polizei Fabian Mayer ist gestern offiziell in sein Amt als Leiter des Kirchheimer Polizeireviers eingeführt worden. Die hohe Identifikation seiner Mitarbeiter mit ihrer Dienststelle hat er bereits schätzen gelernt. Von Andreas Volz

Neuer Leiter des Polizeireviers in der einstigen Villa Fritz Weise ist seit Anfang Februar Polizeioberrat Fabian Mayer. Foto: Je
Neuer Leiter des Polizeireviers in der einstigen Villa Fritz Weise ist seit Anfang Februar Polizeioberrat Fabian Mayer. Foto: Jean Luc Jacques

Die Immobilienanzeige hätte wohl so gelautet: „Ruhig gelegene Villa mit eigenem Park sucht neuen Hausherrn“. Tatsächlich aber ist die Villa der Sitz des Polizeireviers Kirchheim, und gesucht war dessen neuer Leiter, nachdem sich Thomas Pitzinger im Herbst gen Filderstadt verabschiedet hatte - nach 19 Jahren in Kirchheim. Der neue „Hausherr“, wie sich der Personalratsvorsitzende Oliver Auras in seiner Anspielung auf die Immobilie ausdrückte, heißt Fabian Mayer. Er ist 38 Jahre alt, hat seine neue Aufgabe Anfang Februar übernommen und wurde gestern im Rahmen einer Feierstunde offiziell als Revierleiter eingesetzt.

Die Villa des einstigen Stararchitekten Philipp Jakob Manz, 1907 für Fritz Weise erbaut, war ein Anknüpfungspunkt für alle Redner. Nicht nur Oliver Auras bezeichnete sie als „das extravaganteste Polizeirevier in unserem Präsidium“. Auch Polizeipräsident Professor Alexander Pick, der in Reutlingen ebenfalls in einem Manz-Bau untergebracht ist, lobte das besondere Ambiente in Kirchheim. Thomas Pitzinger, von dem er Urlaubsgrüße übermittelte, habe zwar in ein größeres Revier gewechselt. Aber architektonisch könne Filderstadt eben doch nicht mit Kirchheim mithalten.

Noch größer sei allerdings „der Kontrast zur seelenlosen Architektur des Innenministerium“ - einer von vielen Arbeitsstellen in der umfangreichen beruflichen Vita Fabian Mayers im Polizeidienst. Alexander Pick sprach darum auch von einer „enormen Verwendungsbreite, die ihn für die Führungsaufgabe hier in Kirchheim prädestiniert“.

Außerdem verfüge auch der Privatmann Fabian Mayer als Familienmensch und als aktiver Fußball-Jugendtrainer über die notwendigen Mechanismen, um Stressbelastungen im Beruf zu kompensieren: „In praktisch allen gesellschaftlichen Bereichen stellen wir einen alarmierenden Verfall traditioneller Werte wie Anstand, Gesetzestreue und Respekt vor dem Mitmenschen fest.“ Die Polizei sei von dieser Entwicklung akut betroffen. Rein statistisch sei im Polizeipräsidium Reutlingen in den vergangenen fünf Jahren jeder dritte Polizist „von Gewaltakteuren“ verletzt worden.

Immerhin herrscht gegenseitige Wertschätzung nach wie vor im Umgang zwischen Polizei und Stadtverwaltung. Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker vertraut deshalb darauf, dass sich die gute Zusammenarbeit nahtlos fortsetzt: „Wir wollen gemeinsam eine lebenswerte Stadt erhalten. Dazu zählt auch die Sicherheit - die subjektive genauso wie die objektive.“ Zuständig für die Sicherheit sei in erster Linie die Polizei.

Das hatte eingangs bereits Andreas Stolz betont, der Leiter der Direktion Polizeireviere im Präsidium Reutlingen: „Vor Ort entsteht das Bild des Bürgers von seiner Polizei.“ Folglich komme einem Revierleiter eine besondere Verantwortung zu. Andreas Stolz gab dem neuen Chef in Kirchheim eine wichtige Anleitung mit auf den Weg: „Mitarbeiterorientierte Führung vor positivem Menschenbild ist der Schlüssel zum Erfolg.“

Fabian Mayer selbst bekannte sich zu seinem Personal im Kirchheimer Revier, das sich auf immerhin 120 Köpfe beläuft: „Die Architektur hier sticht natürlich sofort ins Auge. Viel wichtiger sind aber die Menschen, die in diesem Gebäude arbeiten.“ In den zwei Monaten seit Dienstantritt hat er bereits das gute Klima in Kirchheim und die hohe Identifikation mit dem Revier schätzen gelernt. Das zeige sich unter anderem an der Bereitschaft, zusätzliche Dienste zu übernehmen.

Besonders bedankte er sich bei zwei Kollegen: bei seinem Vorgänger Thomas Pitzinger, der ein sehr gut funktionierendes Revier hinterlassen habe, und bei seinem Stellvertreter Daniel Straub. Dieser hatte in der viermonatigen Interimszeit kommissarisch die Amtsgeschäfte im Kirchheimer Revier geleitet.

Nichts Neues zur Buttersäure

Zum Buttersäurewurf vom vergangenen Dienstag in der Kirchheimer Alleenstraße gibt es bislang keine neuen Erkenntnisse, wie am Rande der Amtseinsetzung des neuen Polizeirevierleiters zu erfahren war. Der Staatsschutz ist weiterhin mit den Ermittlungen zugange. Es liegen aber noch keine Ergebnisse vor, die sich der Öffentlichkeit als gesichert präsentieren ließen. Dem Teckboten liegt lediglich eine zusätzliche Erkenntnis vor: In dem Gebäude ist noch eine weitere Einrichtung untergebracht: die Informations-, Beratungs- und Beschwerdestelle (IBB) für Anfragen aus der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung des Landkreises Esslingen. Die Buttersäure war genau in den Räumlichkeiten der IBB gelandet.vol