Kirchheim

Ohne Emotionen geht es nicht

Anschlussunterbringung Die Stadt stellte die Planung für das Gebäude in Ötlingen vor. Am Ende der Infoveranstaltung für den Ginsterweg gab es Lob von Günter Riemer für die überwiegend sachliche Diskussion. Von Iris Häfner

Im evangelischen Gemeindehaus in Ötlingen informierte die Kirchheimer Stadtverwaltung über das geplante Bauprojekt.  Fotos: Mark
Im evangelischen Gemeindehaus in Ötlingen informierte die Kirchheimer Stadtverwaltung über das geplante Bauprojekt. Foto: Markus Brändli

Eine Mauer, um den Höhenunterschied des Baugrunds auszugleichen, die Parksituation und Kinder, die von der Haustür direkt auf die Straße springen, das war die Gemengelage, um die es hauptsächlich bei der Informationsveranstaltung zum Bebauungsplan „Tobel-Zoller-Halde“ im Ötlinger Ginsterweg ging. Dann gab‘s auch noch Probleme bei der Zustellung der Einladungsbriefe für die Anlieger. Einige hatten das Schreiben nur einen Tag vor der Veranstaltung, die um 18 Uhr im Gemeindehaus begann, im Briefkasten gefunden. „Dafür muss ich mich entschuldigen, es wurde eine Straße vergessen“, sagte Kirchheims Bürgermeister Günter Riemer, als dieser Vorwurf laut wurde.

Doch der Reihe nach. Im Ginsterweg in Ötlingen soll für die Unterbringung von Geflüchteten aus Kriegs- und Krisengebieten sowie von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen Wohnraum geschaffen werden. Die Fläche gehört der Stadt Kirchheim, und noch ist dort ein großer Parkplatz für die Anlieger - und Bäume spenden Schatten. Die wollen manche Anlieger und vor allem die Naturschützer erhalten. Zumindest ein Zuhörer hatte dazu eine klare Position, die er in einem Zwischenruf deutlich machte: Um die Birken ist es nicht schade. Dabei haben nicht wenige Birken eine gute Überlebenschance, denn statt zwei Gebäuden soll nur ein Haus mit vier Wohnungen realisiert werden, das im östlichen Bereich der Fläche stehen wird. Zweigeschossig mit einem begrünten Pultdach soll es werden, wenn der Bebauungsplan genehmigt wird.

Es sind die Ausnahmeregelungen, die manchem Anwohner sauer aufstoßen. Flachdächer gibt es in dem Wohngebiet nicht, sogar die Farbe der Dachziegel wurde von der Stadt vorgeschrieben. Günter Riemer versprach, sämtliche Anregungen, die von den Anwohner kamen, für die weiteren Beratungen mitzunehmen, denn schließlich sei noch nichts beschlossen. Eventuell wird es dann doch noch ein Satteldach. Die Verwaltung hofft, dass Ende diesen Jahres der Baubeschluss fällt. Dann kann im Frühjahr mit dem Rohbau begonnen werden und die ersten Bewohner Ende 2019 - oder Anfang 2020 - einziehen.

Wo derzeit noch Bäume für die auf dem großen Parkplatz abgestellten Fahrzeuge Schatten spenden, wird künftig ein Gebäude für Gef
Wo derzeit noch Bäume für die auf dem großen Parkplatz abgestellten Fahrzeuge Schatten spenden, wird künftig ein Gebäude für Geflüchtete und Obdachlose stehen. Foto: Markus Brändli

Der Stadtverwaltung informierte die Anwohner über den aktuellen Stand der Planungen. Auch das irritierte den einen oder anderen, denn detaillierte Nachfragen konnten nicht konkret beantwortet werden. Die genaue Planung erfolgt erst dann, wenn die Genehmigung vorliegt. Eckdaten gibt es sehr wohl. Vier Wohnungen wird es geben, in denen Familien oder Einzelpersonen untergebracht werden. Dabei kann es durchaus sein, dass sich zwei Menschen ein Zimmer teilen. In solchen Fällen wird jedoch darauf geachtet, dass sich diese Personen möglichst schon kennen und gut miteinander können. Auf einen Keller wird verzichtet, Waschmaschine und Trockner werden deshalb in der Küche bereitgestellt. Vier oder fünf Stellplätze gehören zur Außenfläche, ebenso eine Abstellmöglichkeit für Fahrräder und Kinderwägen.

Weshalb die Haustür so nah am Ginsterweg ist, wo es dort auf der Südseite doch keinen Gehweg gibt, wollten die Anwohner wissen aus Sorge um die Kinder, die dann möglicherweise in ein Auto rennen. Die Antwort fiel eindeutig aus: Die Wohnräume sind nach Süden orientiert, weshalb der zurückversetzte und überdachte Hauseingang im Norden geplant ist - und schließlich gibt es auch noch die Sorgfaltspflicht der Eltern. Auch die Höhendifferenz des Grundstücks bereitet den Planern keine Sorgen, derartige Gegebenheiten finden sich in Kirchheim öfters, auch wenn ebene Flächen günstiger zu bebauen sind. Der Wasen oder das Farrenstallgelände wurden als ebene Alternativen von den Anwohnern vorgeschlagen, sachliche Gründe sprechen dagegen. „Dann wären wir Gemeinderäte und die Verwaltungsmitarbeiter ebenso da - nur das Publikum wäre anders“, sagte Ulrich Kübler, der für die Freien Wähler im Stadtrat sitzt, bezüglich des Standorts. Er ist sich wie seine Kollegen der Problematik bewusst. „Wir haben uns diese Aufgabe nicht ausgesucht. Die große Politik hat uns diese Aufgabe zugewiesen“, sagte er.

Außergewöhnlich hohen Parkdruck kann Günter Riemer rund um das geplante Wohngebiet nicht ausmachen. Zudem ließe sich auf den großzügigen Grundstück der eine oder andere Stellplatz einrichten.