Weniger Verpackungsmüll, das ist die Idee, die hinter dem „Unverpackt“-Trend steckt. Immer mehr Geschäfte, meist in größeren Städten, bieten Couscous, Linsen oder Haferflocken nicht in Plastik- und Papierverpackungen, sondern lose zum selbst abfüllen an. Was als exotische Idee gestartet ist, erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Schließlich ist Plastik bei vielen Verbrauchen in Verruf geraten.
Nun gibt es auch in Owen einen „Unverpackt“-Laden, und zwar im Laden des „Bioland“-Hofs Gruel. Dessen Betreiberin, die Owenerin Gabriele Gruel, hatte von den vielen Gelben Säcke in ihrem eigenen Haushalt die Nase voll. Gruel zögerte nicht lange: Mit ihrem Sohn Jonathan, der ebenfalls im Familienunternehmen arbeitet, besuchte sie die Messe für Bio-Lebensmittel in Nürnberg und nahm Kontakt zu Herstellern auf, die so genannte Schütten vertreiben. Dann hieß es warten: Aufgrund der hohen Nachfrage wurden die Gefäße, die aus Hartplastik bestehen, erst zwei Monate später aus den USA geliefert.
Seit Juni können sich Kunden des Hofladens Haferflocken, Kürbiskerne, Hirse, Linsen und vieles mehr in eigene Gefäße, zur Not auch in Papiertüten, abfüllen. Eigentlich müssen sie das sogar. „Die Produkte, die wir in Schütten haben, bieten wir seitdem nicht mehr verpackt an“, sagt Jonathan Gruel. Anders funktioniere die Umstellung nicht. In einem nächsten Schritt sollen Nudeln dazukommen. Auch Flüssigseife können die Kunden in den eigenen Spender abfüllen. Bei einigen Lebensmitteln stößt das Konzept allerdings an seine Grenzen: „Zu große Nudeln oder Spaghetti gehen zum Beispiel nicht“, sagt Jonathan Gruel. Mehl würde zu sehr stauben, deshalb füllen sich die Kunden die gewünschte Menge aus dem großen Mehlsack ab.
Praktisch funktioniert das so: Der Kunde stellt sein mitgebrachtes Gefäß auf die Waage und notiert das Leergewicht auf einem Zettel. Dann lässt er das gewünschte Produkt in Glas oder Tupperbox rieseln. An der Kasse beim erneuten Wiegen wird das Leergewicht abgezogen. Neulingen wird selbstverständlich unter die Arme gegriffen. „Viele Kunden haben nur darauf gewartet, dass es endlich irgendwo Lebensmittel zum Abfüllen gibt“, sagt Jonathan Gruel, der von keinem anderen nahegelegenen Geschäft weiß, das Nahrungsmittel in Schütten anbietet. Von den Stammkunden werde das Konzept sehr gut angenommen. Andere stünden vor den Schütten und wüssten gar nicht, was sie damit anfangen sollten. „Es dauert, bis die Kunden sich umgestellt haben“, weiß Gruel. Daran zu denken, die Gefäße zum Einkaufen mitzunehmen, sei oft eine große Hürde.
Auch wenn die meisten „Unverpackt“-Geschäfte in größeren Städten eröffnet werden: Jonathan Gruel ist davon überzeugt, dass das Konzept auch in Owen funktioniert. Die Vorteile liegen für den 26-jährigen Betriebswirt auf der Hand und beschränken sich aus seiner Sicht nicht allein auf das Vermeiden von Verpackungsmüll. „Unverpackt“ ist für ihn auch eine Antwort auf die Verschwendung oder das Wegwerfen von Lebensmitteln. „Seit es immer mehr Single-Haushalte gibt, brauchen die Menschen nicht mehr so große Mengen. Aus den Schütten kann man sich auch ganz kleine Mengen abfüllen, wenn man nicht mehr braucht“, sagt er. Die Ware sei außerdem etwas günstiger als in der Verpackung, „weil wir sie im Großgebinde kaufen“. Den günstigeren Preis gebe man natürlich an die Kunden weiter.
Geht es nach Jonathan Gruel, ist noch lange nicht Schluss. „Mein Ziel ist es, irgendwann alles, was möglich ist, in Schütten anzubieten“. Allerdings gibt es praktische Probleme. „Die größte Schwierigkeit ist momentan, die Lebensmittel in Großgebinden zu bekommen“, sagt Gruel. Die Hersteller seien noch sehr auf ihre kleinen Verpackungen fokussiert. Er hofft, dass sich das bald ändert. Denn schließlich macht der „Unverpackt“-Trend nur dann Sinn, wenn auch beim Verkäufer selbst wenig Verpackungsmüll anfällt.