Kirchheim

Selbst die Handschrift wird digital

Gremienarbeit Der Kirchheimer Gemeinderat erhält ab 2019 keine herkömmlichen Papierunterlagen mehr.

Symbolbild: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Im Kirchheimer Gemeinderat geht das Papierzeitalter seinem Ende entgegen: Die Ratsmitglieder sollen nur noch bis Jahresende mit Papierunterlagen versorgt werden. Bereits im September beginnt die Übergangsphase, in der die Sitzungsvorlagen nicht nur herkömmlich am Kopierer vervielfältigt werden, sondern sich auch digital abrufen lassen. Grundsätzlich gibt es die digitale Nutzung schon seit längerer Zeit: Auf der städtischen Homepage können alle Interessierten die pdf-Dateien einsehen. Das Problem besteht allerdings darin, dass man sie im Zweifelsfall eben doch ausdrucken muss, wenn man richtig damit arbeiten will.

Zum richtigen Arbeiten gehört nämlich, Begriffe zu unterstreichen und regelmäßig Randnotizen anzubringen. Das ist bei einer heruntergeladenen pdf-Datei zwar durchaus möglich. Aber wer so etwas am heimischen PC vornimmt, hat in der Ratssitzung nichts von dieser Arbeit - es sei denn, die bearbeitete Datei nimmt auf dem Weg zum Sitzungssaal eben doch noch den Umweg über einen Drucker. Das soll sich jetzt alles zum Besseren wenden: Nicht nur Papier sowie Tinte oder Toner werden gespart. Es geht dabei auch um allgemeine Ressourcenschonung und um den Kampf gegen den Feinstaub, der gerade bei Laserdruckern als erhebliches Gesundheitsrisiko gehandelt wird.

Wie also können Kirchheims Stadträte der Gesundheitsgefahr durch ihre Drucker künftig entgehen? Indem sie eben nicht mehr zuhause am PC sitzen müssen, wenn sie ihre Unterlagen digital durcharbeiten wollen. Auch Fraktionssitzungen gestalten sich als schwierig, wenn jeder dazu im eigenen Büro sitzen müsste.

Ein eigenes Tablet für jeden

Die Stadt schafft Abhilfe durch Hardware-Aufrüstung: Jedes Gemeinderatsmitglied erhält ein städtisches Tablet. Das Gerät verfügt wahlweise über eine Tastatur, mit der sich Anmerkungen eintippen lassen, oder über einen „Pencil“, also einen Schreibstift, der sich für handschriftliche Notizen eignet. Knapp 100 000 Euro soll die „Erstausstattung“ kosten, die jährlichen Folgekosten belaufen sich auf etwa 25 000 Euro - für Lizenzen und Mobilfunkverträge.

Wenn jeder sein eigenes Gerät benutzen würde, ginge es freilich günstiger. Das ist aber trotzdem keine Option, wie Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker erklärt: „Nach Auskunft unseres Datenschutz-Beauftragten muss die Sicherheit der Daten gewährleistet sein. Das gilt sowohl für städtische als auch für private Daten.“ Und ganz besonders gilt es von heute an: Der 25. Mai ist bekanntlich der Stichtag für die europäische Datenschutz-Grundverordnung.Andreas Volz