Lokale Kultur

Selbstbewusster Blick nach Stuttgart

Künftig können sich auch Kunstschaffende aus der Region um das Stipendium des Landkreises Esslingen bemühen

Mit seinem Arbeitsstipendium hat der Landkreis Esslingen schon vielen jungen Künstlern unter die Arme gegriffen. Einige sind heute fest in der Kunstszene verankert. Der Kultur- und Schulausschuss des Kreistags hat nun beschlossen, dass auch Kunstschaffende aus der Region Stuttgart in den Genuss der Förderung kommen sollen.

foto: roberto bulgrin5. 9. 2011Plochingen, Atelier im Dettinger Park: Kunst-Stipendiatin Manuela Tirler
foto: roberto bulgrin5. 9. 2011Plochingen, Atelier im Dettinger Park: Kunst-Stipendiatin Manuela Tirler

Kreis Esslingen. Das Kunststipendium des Landkreises Esslingen gibt es seit 20 Jahren. Es ermöglicht jungen Kunstschaffenden, nach ihrer Ausbildung drei Jahre lang kostenfrei in einem Atelier auf dem ehemaligen Industrieareal Dettinger in Plochingen zu arbeiten. Zu Beginn ihrer Stipendienzeit präsentieren sie sich in einer gemeinsamen Ausstellung, zum Ende in Einzelausstellungen mit einem Katalog, der ihre Weiterentwicklung während des Stipendiums zeigt. Die Stipendiaten, die aktuell in den Ateliers in Plochingen arbeiten, sind Seob Ji, Wolfgang Neumann, Manuela Tirler und Daniela Wolf.

Nun soll das Stipendienprogramm für junge Künstler aus der Region Stuttgart geöffnet werden. Das sagte Peter Keck, Kulturamtsleiter und Pressesprecher in Personalunion, im Kultur- und Schulausschuss des Kreistags. Einen Bezug zum Landkreis müssen die Kandidaten jedoch weiterhin nachweisen. Außerdem soll das Förderprogramm noch besser mit Bildungseinrichtungen vernetzt werden. Ein weiteres Ziel ist es, auf dem Ateliergelände Diskussionsforen zu kulturellen Themen zu veranstalten.

„Sie können auf dieses Stipendium stolz sein“, sagte Nikolai B. Forstbauer, Kulturchef der Stuttgarter Nachrichten, im Kultur- und Schulausschuss. Der Redakteur, der den Landkreis Esslingen unter anderem bei der Auswahl der Stipendiaten berät, verwies auf ehemalige Stipendiaten wie Ulrich Gsell, Silvia Siemes und Thomas Rissler – „Namen, die Sie ganz selbstverständlich in der bundesdeutschen Kunstszene verankert sehen“.

Nikolai B. Forstbauer hat gemeinsam mit Mirarbeitern des Landratsamts Ideen für die Weiterentwicklung des Stipendiums entwickelt. Von ihm stammt unter anderem der Vorschlag, zweimal jährlich auf dem Dettinger Areal in Plochingen Diskussionsforen mit Persönlichkeiten aus der Kunstszene abzuhalten. Dazu sollen auch die Kunstlehrer der Schulen im Landkreis Esslingen eingeladen werden. Die engere Verzahnung mit den Schulen kam besonders bei Sozialdemokraten und Grünen gut an. Peter Keck wies allerdings darauf hin, dass im Kunstbereich schon heute viele Kooperationen laufen. Als Beispiel nannte er die Schulkunstausstellung, die jedes Jahr im Landratsamt stattfindet.

An der Ausgestaltung des Programms als Arbeitsstipendium und an der Dauer von drei Jahren will Nikolai B. Forstbauer nicht rütteln. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal und sollte beibehalten werden“, sagte er. Gabriele Probst (Grüne) warf in der Diskussion die Frage auf, ob die Förderdauer von drei Jahren nicht zu lang sei. Viele junge Leute wollten sich heute nicht mehr so lange binden. „Ein Bildhauer braucht allein ein halbes Jahr, bis er ins Atelier eingezogen ist“, entgegnete Peter Keck. Wenn man das Stipendium verkürze, bekäme gerade diese Künstlergruppe, aus der ja die erfolgreichsten Stipendiaten stammten, Probleme. Nikolai B. Forstbauer pflichtete ihm bei. „Wenn das Stipendium kürzer dauert, können die Stipendiaten auch nicht viel für den Landkreis tun“, sagte er.

Der Plan für die Weiterentwicklung des Kunststipendiums wurde von allen Fraktionen des Kultur- und Schulausschusses für gut befunden – mit dem Hinweis, besonders von CDU und Freien Wählern, dass durch die Öffnung für Kulturschaffende aus der Region der Bezug zum Landkreis nicht verloren gehen möge. Der kritische Hinweis von Gabriele Probst, dass auf dem Ateliergelände eine Küche und Duschen fehlen, wurde vom Weilheimer Ex-Schultes Hermann Bauer (Freie Wähler) mit der launigen Bemerkung quittiert, man möge ihnen doch eine Dauerkarte fürs Freibad zur Verfügung stellen. Das sei vermutlich günstiger.