Kirchheim

Sphärische Klänge in der Kirche

Kirchheimer Orgelnacht mit Handglockenchor „GLOX“ und einem Duo mit Flöte und Orgel

Der Handglockenchor „GLOX“ brachte ungewohnten Hörgenuss in die Sankt Ulrichskirche. Nicht weniger harmonisch unterhielten Orgel
Der Handglockenchor „GLOX“ brachte ungewohnten Hörgenuss in die Sankt Ulrichskirche. Nicht weniger harmonisch unterhielten Orgel und Flöte die Zuhörer.Fotos: Markus Brändli

Kirchheim. Das Erfolgsrezept der mittlerweile 16. Orgelnacht rund um die Göckel-Orgel der Sankt Ulrichs­kirche in Kirchheim scheint einfach.

Dekanatskirchenmusiker Thomas Specker, der Initiator der Veranstaltung, erklärt es alljährlich zu Beginn: Vier Konzerte in angenehmer Atmosphäre loten die Vielfalt der Orgel als Solo- und Begleitinstrument aus. Ein kulinarisches Begleitprogramm, vom Kirchenchor angeboten, gibt den Konzerten einen entsprechenden Rahmen. Die Begeisterung für die Orgelnacht ist ungebrochen, was sich in der hohen Zuhörerschaft niederschlug.

Neben klanglicher Vielfalt und hoher Musikalität ist stets auch das überraschende, neue, das bisher ungehörte Moment zu finden. So auch diesmal. Nach einer brillant gespielten „Toccata in Seven“ von John Rutter, mit der Thomas Specker den Abend musikalisch eröffnete, wurde das Kirchenschiff in fast sphärisch zu nennende Klangwelten getaucht. Hervorgerufen wurden diese vom Handglockenchor „GLOX“ aus Schön­aich. Aus dem angloamerikanischen Raum stammend, ist hierzulande das Musizieren mit Handglocken noch nicht sehr verbreitet. Umso erfreulicher, dass sich das 2013 gegründete Ensemble unter der Leitung von Klaus Hügl mit einem Querschnitt aus seinem Programm vorstellte. Bereits das Ambiente, in dem die Musik gespielt wird, ist ungewöhnlich und beeindruckend: Schwarz bespannte Tische, Akteure in Schwarz, weiße Handschuhe. Die Kompositionen, überwiegend aus dem konzertanten Bereich oder der Popmusik gewählt, verlangten den Spielern sehr viel ab. Um mit zwei oder maximal vier Glocken pro Akteur Melodien oder Klänge darstellen zu können, sind genaues Zuhören, rhythmische Sicherheit und Teamgeist gefragt. Das Ensemble bewältigte diese Aufgaben mit Bravour und wusste mit einer homogen Leistung und verschiedenen Spielweisen der in Register aufgeteilten Glocken zu gefallen. Der Klang der Glocken ist rein und zart, dennoch tragend, kann aber auch bei Tremoli stärker anschwellen. Reicher Beifall bedachte die schönen Klänge und die unaufgeregten, professionellen Darbietungen. Thomas Specker steuerte dazu die rhythmisch geprägte „Toccata alla Rumba“ von Peter Planyavsky bei sowie als Abrundung zum Thema Glocken das bekannte „Carillon de Westminster“ von Louis Vierne, das mit den Glocken von „Big Ben“ aus London das Kirchenschiff mächtig erfüllte. Beide Stücke wurden mit virtuoser Spielfreude und zupackender Verve gespielt.

Im zweiten Konzert des Abends stand die Flöte in verschiedenen Größen und unterschiedlichen musikalischen Kontexten im Fokus. Die Musikerinnen Bärbel Brändle, Flöte, und die Weilheimer Kantorin Petra Elze, Orgel, präsentierten ein Kaleidoskop dessen, wie eine Flöte durch die Jahrhunderte musikalisch repräsentiert wurde. Ob in Barockmusik, bei einer Sonate von Georg Philipp Telemann, bei zwei Ragtimes nach Scott Joplin oder Werken zeitgenössischer Komponisten, Bernard Wayne Sanders und Hans Andre Stamm, stets zeigte sich die Flötistin allen spiel- und atemtechnischen Herausforderungen glänzend gewachsen. Petra Elze gab den Stücken dabei den souveränen Rahmen, konzertierte im besten Barocksinne mit, spielte sich aber nie in den Vordergrund und unterstrich mit farbigen Registrierungen die mannigfaltigen Begleitmöglichkeiten der Göckel-Orgel. Die hohe Musikalität der beiden Protagonistinnen zeigte sich besonders in der Ausgestaltung der elegischen Melodiebögen. Beim „Spring Dance“ des deutschen Komponisten und Organisten Hans-André Stamm wähnten sich die Zuhörer im Frühling, umgeben von einer Klangwolke voll zwitschernder Vögel, gespielt nur von einer einzelnen Piccoloflöte mit Orgel. Mit dem Orgelsolo „Bolero de concert“ von Louis Lefebure-Wely stellte Petra Elze eindrucksvoll ihre organistischen Fähigkeiten unter Beweis. Das letzte Stück war ein zartes Duo für Bassflöte und Orgel „Guten Abend, gut‘ Nacht“. Dabei lief Bärbel Brändle durch das Mittelschiff nach vorne und wurde kurz danach sowohl durch warmen Beifall als auch mit einer Rose von Thomas Specker – wie alle Akteure – belohnt.

Die beiden weiteren Rezensionen der Konzerte lesen Sie in unserer morgigen Ausgabe.

Kirchheimer Orgelnacht in Sankt Ulrich, Orgel plus handglocken, Handglockenchor Glox
Kirchheimer Orgelnacht in Sankt Ulrich, Orgel plus handglocken, Handglockenchor Glox
Kirchheimer Orgelnacht in Sankt Ulrich, Orgel: Petra Elze, Flöte: Bärbel Brändle
Kirchheimer Orgelnacht in Sankt Ulrich, Orgel: Petra Elze, Flöte: Bärbel Brändle