Kirchheim

Steampunk trifft auf Metal

Konzert „Tales of Nebelheym“ und „Krayenzeit“ rocken historisch ab und versetzen ihre Fangemeinde in der Bastion vollkommen in Wallung. Von Brigitte Gerstenberger

Mittelalter-Rock Krayenzeit, Club Bastion Konzert, Musik
Mittelalter-Rock Krayenzeit, Club Bastion Konzert, Musik

Das Phänomen der musikalischen Retro-Welle konnte am Samstagabend in der Bastion bestaunt werden. Wobei zu konstatieren ist, dass der modische Begriff „Retro“ im Zusammenhang mit dem musikalischen Geschehen im mittelalterlichen Gemäuer der Bastion präzisiert werden muss.

Da spielte zunächst als Vorgruppe die Stuttgarter Band „Tales of Nebelheym“. Durch ihre prägnante Instrumentierung und das bestens gelungene Wiederaufnehmen von Traditionen, unter anderem des Celtic-Folk, hätte die Band durchaus auch als Hauptakt durchgehen können. Das Interessante der Combo ist ihr Narrativ: sinnstiftende, in englischer Sprache gesungene Erzählungen, allesamt eingebettet im Steampunk-Folk, mit Bezug zum viktorianischen Zeitalter. Kulturelle Erinnerungsstücke zurückliegender Jahrzehnte, als dampf- und zahnradgetriebene Mechanik die Industrielle Revolution einläutete. Vom fröhlichen Tavernenlied über epische Hymnen bis hin zur melancholischen Ballade spielte „Tales of Nebelheym“ perfekt und variationsreich auf. Dank bizarr anmutender Steampunk-Kostüme war die Band ein Blickfang für sich.

Alsdann kam „Krayenzeit“ auf die Bühne. Von vielen Wacken- und wackeren Fans aufs Herzlichste begrüßt, legte die Band mit ihrem Titelsong „Spieglein, Spieglein“ phonstark los und wummerte sich metal-mäßig in die Gehörgänge ihrer begeisterten Fangemeinde, die mit bunten Plastik-Leuchtstäbchen die heiß ersehnten „Krähen“ willkommen hießen. Mit temporeichen Metal-Rhythmen drang die Mittelalter- sause ins mittelalterliche Gemäuer, das auch nach fünfzig Jahren Bastions-Historie ohne Schwierigkeiten standhielt. Zwar klingelten so manchem Konzertbesucher danach die Ohren, aber was soll‘s: Ein hart gespieltes Riff benötigt nun mal eine gewisse Lautstärke.

Drehleier, Flöten, E-Gitarre, Bass und Drums und freilich der Gesang von Frontmann Markus Engelfried - die Songs von „Krayenzeit“ gingen den Fans unter die Haut. Die Band, die sich an mittelalterlichen Tonarten und Melodiebögen orientiert und sich auch keltischer Einflüsse bedient, ist letztendlich eine typische Mixtur des Subgenres des Mittelalterrocks. Keine Band will in Schubladen gesteckt werden, und doch sind alle Schubladen offen. Das Rad muss nicht ständig neu erfunden werden, egal wie die Genres auch heißen mögen.

Mal gibt die Band gnadenlos Vollgas, Partytime ist angesagt, und im nächsten Moment wird der Schalter umgelegt und eine emotionsgeladene Ballade lässt Träumereien zu. Alles sehr abwechslungsreich. Doch nach längerem Zuhören und einer gewissen Spieldauer erscheint der Aufbau der Arrangements und Songs mitunter recht gleichförmig. Zuweilen scheint der Sound auch etwas überfrachtet und obwohl auf Deutsch gesungen, ist es schwierig, die Texte zu verstehen. Nichtsdestotrotz: Drei Studioalben hat die Band seit 2015 veröffentlicht. Derzeit arbeitet „Krayenzeit“ an ihrem vierten Studioalbum, das für das Frühjahr 2019 geplant ist. Eine erwartungsfrohe Zeit für alle Fans der Ludwigsburger Band.

Frontmann Markus Engelfried zog die Fans von „Krayenzeit“ sofort in seinen Bann. Das Konzert wurde zu einer wahren Mittelalter-S
Frontmann Markus Engelfried zog die Fans von „Krayenzeit“ sofort in seinen Bann. Das Konzert wurde zu einer wahren Mittelalter-Sause.Fotos: Markus Brändli
Die Drehleier würzt dem MIttelalterrock von Krayenzeit mit ihrer ganz besonderen Klangnote
Die Drehleier würzt dem MIttelalterrock von Krayenzeit mit ihrer ganz besonderen Klangnote