Kirchheim

Tiere sind keine lebenden Spielzeuge

Tierhaltung Hund, Katze oder Hamster – die Anschaffung sollte gut überlegt sein. Tiere zu halten ist eine langfristige und verantwortungsvolle Aufgabe. Von Daniela Haußmann

Tiere sind keine lebenden Spielzeuge
Tiere sind keine lebenden Spielzeuge

Jedes Jahr landen nach Angaben der Tierschutzorganisation Peta 300 000 Tiere in Heimen und Auffangstationen. Eine Zahl, die laut Sandra Nebe nicht selten das Resultat von Frust und Überforderung ist. Die Sprecherin des Tierschutzvereins Kirchheim betont deshalb eindringlich, dass der Kauf von Hund, Katze und Co. intensiv durchdacht und vor Weihnachten nicht überstürzt getätigt werden sollte. „Anfangs ist der Enthusiasmus oft groß“, berichtet Nebe. Futter, Kratzbaum, Katzenklo oder Einstreu sind nebst Samtpfote –„dank“ Ebay-Kleinanzeigen und anderen Internetseiten – rasch angeschafft. „Doch die Freude weicht schnell der Ernüchterung, wenn die mit der Haltung verbundenen Pflichten in den Vordergrund treten“, kritisiert die Tierschützerin, deren Einrichtung auf Katzen spezialisiert ist.

Ausgesetzt oder ins Tierheim

Die Tierheime sind laut Sandra Nebe mit Kaninchen überfüllt. „Sie sind für wenig Geld sehr leicht zu bekommen“, erklärt die Sprecherin und bemängelt: „Etliche Hasen werden ausgesetzt und nicht ins Tierheim gebracht. Dabei ist gerade dort die Chance groß, dass sie in gute Hände kommen.“ Schließlich prüfen Nebe und ihre Vereinskollegen, ob ihr Schützling und der Interessent optimal zusammenpassen. Leben Kinder im Haushalt? Wie sieht die Tagesstruktur des neuen Besitzers aus? Bringt er genügend Zeit mit, um das Tier optimal zu versorgen? Diese und andere Fragen, werden bereits vor der Vermittlung geklärt. „Und ob es dem Tier in seinem neuen Zuhause gut geht prüfen wir mit unangekündigten Besuchen“, berichtet Sandra Nebe.

Dass Kaninchen nicht nur einen Käfig brauchen, in dem sie sich aufrichten können, sondern auch Auslauf, ist Dr. Cornelie Jäger zufolge vielen Haltern bei der Anschaffung ebenso wenig bewusst, wie die Tatsache, dass sie sich nicht für die Einzelhaltung eignen. „Allerdings sind Meerschweinchen“, nach Auskunft der Landes­tierschutzbeauftragten, „nicht die richtigen Kameraden für die Tiere, denn die beiden Arten können nicht miteinander kommunizieren.“ Die Zähne der Mümmelmänner wachsen ebenso wie die Krallen ständig nach. Eine entsprechende Pflege ist damit laut Peta ebenso unabdingbar wie ein abwechslungsreiches Nahrungsangebot, das nicht nur aus Fertigfutter besteht. In der Dämmerung werden Kaninchen aktiv. So ist bei der Wohnungshaltung auch in der Nacht mit Geräuschen zu rechnen. Und letztlich bleiben auch Nage- und Kratzspuren nicht aus, wenn die Langohren durch die Wohnung hoppeln.

Verantwortung liegt bei Eltern

Dieses Beispiel zeigt, dass vermeintlich leicht zu haltende Kleintiere mit einem nicht zu unterschätzenden Aufwand verbunden sind. Monika Rehm-Röse rät deshalb dringend dazu, keine übereilten Entscheidungen zu treffen, auch wenn die Kinder sich noch so gerne einen kuscheligen Freund wünschen. „Tiere sind keine Spielzeuge“, mahnt die Leiterin des Kirchheimer Tierheims. „Auch wenn die Kleinen beteuern, sich zu kümmern, ruht die Verantwortung letztlich auf den Schultern der Eltern. Das gilt auch, wenn Kinder das Jugendalter erreichen und andere Interessen in den Vordergrund rücken.“ Rehm-Röse räumt ein, dass Tiere durchaus das soziale Lernen von Kindern und Jugendlichen unterstützen. „Voraussetzung ist aber, dass die Eltern ihnen den richtigen Umgang vermitteln und gegebenenfalls Grenzen aufzeigen, wenn etwas nicht richtig läuft“, betont die Tierschützerin.

Und natürlich dürfen auch die Kosten, die ein Tier mit sich bringt nicht unterschätzt werden. Cornelie Jäger beziffert die Summe, die jährlich für die Haltung eines Hundes anfällt auf mindestens 1 000 Euro. „Eine Zahl, die eher im unteren bis mittleren Bereich angesiedelt ist und in der nur die Routinebesuche beim Tierarzt enthalten sind“, so die Expertin, die deshalb empfiehlt „sich vor dem Kauf eines Tieres genau über dessen Lebenserwartung, Bedürfnisse und den damit einhergehenden Anforderungen zu informieren.“ Das beuge Frust, Enttäuschung und Überforderung vor. Mit dem Hund des Nachbarn Gassi gehen, Katze, Kaninchen oder Vögel eines Bekannten während des Urlaubs zu versorgen und einschlägige Ratgeber zu wälzen, kann nach Ansicht von Jäger helfen, sich der Verantwortung bewusst zu werden, die das Halterdasein mit sich bringt. Wer mit dem Gedanken spielt, Besitzer eines Tieres zu werden, kann sich mit seinen Fragen auch an den Tierschutzverein Kirchheim wenden, der allerdings während der Weihnachtszeit keinen seiner Schützlinge in fremde Hände abgibt.

Tiere sind keine lebenden Spielzeuge
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