Lokale Kultur

Traumhafte Bilder aus drei Kunstwelten

Die Kirchheimer Volksbank stellt Werke von Michael Kupfermann, Hermann Dieter Maier und Klausjürgen Wussow aus

Die Ausstellung ist bis zum 26. April in der Volksbank zu sehen.Foto: Genio Silvano
Die Ausstellung ist bis zum 26. April in der Volksbank zu sehen.Foto: Genio Silvano

Kirchheim. Der Reiz der Kunstausstellungen in der Kirchheimer Volksbank rührt nicht allein von der unbestreitbaren Qualität der Exponate, auch nicht nur von den oftmals prominenten Namen her, die in bewährter Zusammenarbeit mit der Reuderner Galeristin Brigitte Kuder-Broß dort regelmäßig dem Kunstpub­likum präsentiert werden.

Es ist nicht zuletzt das Miteinander dem ersten Schein nach völlig unterschiedlicher Positionen und Hintergründe, die diesen Ausstellungen ihr besonderes Gepräge geben. Was in anfänglicher Näherung autonom betrachtet zwar großartig, im Gesamten jedoch zunächst disparat scheint, wächst unter einem gemeinsamen Leitmotiv plötzlich zu einem synergetischen Verbund zusammen. Ein beglückendes Erlebnis für den Betrachter, das sich auch in der aktuellen Werkschau mit Arbeiten von Michael Kupfermann, Hermann Dieter Maier und Klausjürgen Wussow einstellen kann. Zahlreiche Vernissagegäste durfte Vorstandsmitglied Wolfgang Mauch zur feierlichen Eröffnung willkommen heißen, die dank des Blechbläserensembles „Teckbrass“ unter Leitung von Johannes Stortz in den Genuss eines gelungenen musikalischen Rahmenprogramms kamen.

Die Ausstellung versammelt drei individuelle künstlerische Welten, die aber von einem verklammernden Motiv gefasst werden, das Kunsthistorikerin Barbara Honecker im Rahmen ihrer Einführung gleich zu Beginn nannte: alle beschäftigen sie sich mit Träumen.

So erzähle Michael Kupfermann in der Wechselwirkung von Abstraktion und Gegenständlichkeit in seinen Ölbildern, Farbradierungen und Mischtechniken von Visionen, die erst beim genaueren Betrachten zu erkennbarer Formensprache gerinnen. Den farbintensiven Arbeiten in Öl mit ihren sich funktional gebenden Zeichen stehen lyrisch gehaltene Lasuren in den Mischtechniken des an der Kunsthochschule seiner Heimatstadt Kiel zum Maler und Grafiker ausgebildeten Künstlers gegenüber. Pars pro toto verwies Honecker auf die Arbeit „Ikaroid“, die im Rekurs auf antike Mythologie den ewigen Traum des Menschen vom Fliegen thematisiert und stützte damit ihre These, wonach Kupfermann – stets mit der subjektiven Eigenleistung des Betrachters rechnend – „traumhafte“ Bilder male.

Mit Skulpturen und Assemblagen ist Hermann Dieter Maier vertreten. Seit 30 Jahren ist der Absolvent der Stuttgarter Kunstakademie, der dort bei Dieter Groß, Horst Bachmeyer und Rudolf Schoofs studierte, am Nürtinger Max-Planck-Gymnasium als Kunstlehrer tätig. Sein Bemühen gilt der Erschließung neuer ästhetischer Zusammenhänge durch das kreative Spiel von Material und Form, Stofflichkeit und Farbe. „Man könnte auch hier von Träumen sprechen, die der Künstler uns erzählt und zu

Künstlerischer Reflex auf Fukushima

denen er uns anregen will“, führte Barbara Honecker aus. Maiers Ansatz erinnerte die Laudatorin an das Arbeiten der Surrealisten. Eine Kunst, die im Entstehen entstehe, sei ein klar surreales Vorgehen, zu dem das Wort Träume nur allzu gut passe. Dass Maier sich hierbei nicht nur mit Idyllen befasst, führt seine Arbeit „Fukushima“ vor Augen, die mit stringent kombinierten Materialien, unprätentiös und ohne falsches Pathos als künstlerischer Reflex auf die Natur- und Technikkatastrophe in Japan zu deuten ist.

Durch seine Hauptrolle in der TV-Serie „Die Schwarzwaldklinik“ ist Klausjürgen Wussow einem Millionenpublikum in bleibender Erinnerung. Freilich gab es auch schon ein Leben vor „Professor Brinkmann“: etwa als gefeierter Wiener Burgschauspieler oder als gefragter Synchronsprecher. Gut vorstellbar, dass Aquarellkasten und Pastellkreiden dem Vielbeschäftigten einen privaten Ausgleich verschafften. Wenn auch Wussows Arbeiten nicht mit der Elaboriertheit der bildnerischen Werke seines Schauspielkollegen Armin Müller-Stahl konkurrieren können und zum schrillen Charme der Malerei eines Udo Lindenberg einen introvertierten Gegenpol bilden, fallen doch die ganz persönlich empfundenen Bezüge auf, die Wussow in seine Arbeiten gelegt hat.

Das Pastell „Stephansdom“, an dem Barbara Honecker den intensiven Gebrauch kräftiger Farben und die dichte Verwendung von Strichen hervorhob, mag etwas von den heimatlichen Gefühlen ausdrücken, die der Schauspieler dieser biografischen Station entgegenbrachte. Den charakteristisch entschiedenen Pin­selstrich im Verbund mit kräftiger Farbigkeit setzte Honecker in Bezug zur expressionistischen Malweise, etwa die der deutschen „Brücke“-Künstler.

Ein Traum, den Klausjürgen Wussow als Mitbegründer der Deutschen Kinderkrebsnachsorge zu Lebzeiten verwirklichen konnte, war die 1997 erfolgte Eröffnung der Kinderklinik Tannheim im Schwarzwald. Im Schulterschluss mit Barbara und Alexander Wussow, die nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 2007 dessen Erbe angetreten haben, unterstützt Galeristin Brigitte Kuder-Broß die Tannheimer Klinik bis heute. Dieser Einrichtung kommt auch der Verkaufserlös der ausgestellten Arbeiten von Klausjürgen Wussow in voller Höhe zu.

 

Die Ausstellung ist bis einschließlich Donnerstag, 26. April, in den Räumen der Kirchheimer Volksbank zu sehen.