Kirchheim

Trotz Wut und Erschütterung: Aufruf zu Besonnenheit

Umfrage Die Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis warnen vor Panik und setzen auf Zusammenhalt.

Berlin/Kirchheim. Entsetzen, Trauer und Wut hat der Anschlag auf einem Berliner Weihnachtsmarkt bei Menschen in ganz Deutschland ausgelöst – auch bei den Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Nürtingen.

„Ich habe die Ereignisse am Fernseher verfolgt und bin erschüttert“, sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Rainer Arnold. Für ihn steht fest: „Eine offene Gesellschaft wie die unsere ist verletzlich. Um sie im Mark zu treffen, sind keine komplizierten Methoden und Mittel notwendig.“ Das zeige der Anschlag mit dem Lastwagen: „Man braucht weder Sprengstoff noch ausgefeilte Logistik“, verdeutlicht Arnold.

„Es macht mich zornig, dass die Taten einzelner verwirrter Köpfe prägend für ein ganzes Jahr sind“, betont der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich. Was mit der Silvesternacht in Köln begonnen habe, ende nun mit dem Schock über den Anschlag in Berlin. „Das bringt wieder neue Unruhe ins Land“, fürchtet Hennrich.

„Jetzt ist der Terror auch bei uns angekommen.“ Dieser Gedanke ist dem Grünen-Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel durch den Kopf geschossen, als ihn die Nachricht erreichte. „Mir ist es ein großes Bedürfnis, meiner Trauer und meinem Unverständnis Ausdruck zu verleihen“, so Gastel. Um am Gottesdienst in der Berliner Gedächtniskirche teilnehmen zu können, hat er eine Geschäftsreise abgebrochen.

Bei aller Wut und Erschütterung sind sich die drei Politiker einig, dass Angst und Rückzug fehl am Platz sind. „Das Gebot der Stunde ist Besonnenheit“, sagt Rainer Arnold. Das gelte für die Gesellschaft ebenso wie für die Politik. Auch Matthias Gastel sieht das so: „Panik wäre das Allerletzte, was Sinn machen würde. Sonst haben die Leute, die mit Anschlägen Unruhe und Angst stiften wollen, ihr Ziel erreicht.“ Michael Hennrich stimmt ihm zu: „Es gibt keinen Schutz gegen solche Aktionen. Wir müssen normal weiterleben und zeigen, dass wir uns nicht unterkriegen lassen.“ Der Verzicht auf den Besuch von Weihnachtsmärkten wäre Rainer Arnold zufolge ohnehin sinnlos: „Wenn wir jetzt die Märkte meiden oder schließen, dann suchen sich die Täter neue Ziele.“

Nichtsdestotrotz verurteilen die Abgeordneten die Tat scharf. „Unsere Werte und unser Gesellschaftsbild, das uns Freiheit, Wohlstand und Frieden beschert, müssen wir aktiv verteidigen“, ist Hennrich überzeugt. Für alle, die gegen Gesetze verstoßen, dürfe es keine Toleranz mehr geben: „Der Staat muss sich wehrhaft zeigen und Zuwiderhandlungen konsequent ahnden.“ Ein Schlüsselfaktor ist dabei laut Rainer Arnold die Justiz: „Es wäre sehr hilfreich, wenn sie schneller arbeiten würde. Dazu bräuchten wir aber mehr Richter und Staatsanwälte.“

Und noch etwas fordern die Abgeordneten: „Wir Politiker müssen zusammenstehen, um unsere gemeinsamen Werte zu verteidigen“, sagt Michael Hennrich. Rainer Arnold warnt vor Populismus: „All denjenigen, die solche Ereignisse für ihre Zwecke ausnutzen wollen, müssen wir hart entgegentreten.“ Mehr Polizei, Abschottung oder gar der Einsatz von Militär gehe in die falsche Richtung: „So lässt sich keine Sicherheit herstellen“, ist er überzeugt. Und: „Man darf wegen des Anschlags jetzt nicht bestimmte Bevölkerungsgruppen in Mithaft nehmen“, betont Matthias Gastel.Bianca Lütz-Holoch