Kirchheim

Und die Tuba singt „Summertime“

Konzert Fünf Männer, sieben verschiedene Schalldämpfer, acht Instrumente: Mit dem Ludwigsburger Blechbläserquintett hat sich die Vesperkirche absolute Meister in die Christuskirche geholt. Von Peter Dietrich

Das Ludwigsburger Blechbläserensemble spielt anspruchsvolle Werke mit einer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit.Foto: Peter
Das Ludwigsburger Blechbläserensemble spielt anspruchsvolle Werke mit einer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit.Foto: Peter Dietrich

Ein Jahr ist es her, da hatte eine Mitarbeiterin der Kirchheimer Vesperkirche anderswo das Ludwigsburger Blechbläserquintett gehört. „Die müssen wir unbedingt fürs zehnjährige Jubiläum haben“, hatte sie dann zu Diakon Uli Häußermann gesagt. Nun war das Quintett für das Kulturprogramm der Vesperkirche in die Christuskirche am Gaiserplatz gekommen: fünf Mann, sieben verschiedene Schalldämpfer, acht Instrumente und unermessliches Können.

Will man bei diesem herausragenden Konzert unter dem Motto „Best of Brass“ noch irgendetwas bemängeln? Man könnte den fünf Profis mit einem Augenzwinkern vorwerfen, dass sie die schwierigsten Sachen mit so einer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit spielen, dass der Zuhörer dabei glatt vergessen könnte, wie weit und fordernd der Weg dorthin ist. „Nur wer selbst ein Instrument spielt und weiß, wie schwer das ist, weiß dieses Können recht zu schätzen“, meinte ein nach eigenen Worten „restlos begeisterter“ Zuhörer in der Pause.

Ein bisschen Italien in Kirchheim

Die insgesamt rund 80 Zuhörer waren auch physikalisch nötig, brachten sie doch die hervorragende Akustik der Christuskirche ins Gleichgewicht und verhinderten zu viel Hall. Die fünf Herren mit den roten Fliegen eröffneten mit Gioachino Rossinis Ouvertüre von „Wilhelm Tell“, um sich danach vom Schweizer Freiheitshelden zugleich nach Deutschland und Italien zu begeben - hatte sich Johann Sebastian Bach für sein Concerto in c-Moll doch auch beim Kollegen Antonio Vivaldi bedient. Die italienischen Einflüsse waren zeitlich schon lange vor Bach wichtig, auch Heinrich Schütz war in Italien. Von ihm sowie von Daniel Speer, Giovanni Gabrieli und Samuel Scheidt hatten die Bläser vier fünfstimmige Canzoni zusammengestellt.

Zwischen den Werken gab Hubertus von Stackelberg, Trompeter und Initiator des Ensembles, kurze Einführungen. Die wohl spanischste Oper, sagte er, habe wohl ein Franzose geschrieben: Georges Bizet. Er empfahl für die Ausschnitte aus „Carmen“, in diesem Fall für die Melodie statt der Gesangsstimme besser das Horn einzusetzen, so geschah es.

Nach der Pause ging es dann musikalisch nach Verona. Bei Giuseppe Verdis Oper „Nabucco“ werde dort der Gefangenenchor immer doppelt gespielt, sagte Hubertus von Stackelberg. „Sie können klatschen wie sie wollen, wir spielen es nur einmal. Wir sind alle gewerkschaftlich organisiert und müssen um zehn im Bett sein.“ Ein Beispiel dafür, wie locker, humorvoll und mit Freude die Künstler ihren Auftritt nahmen.

Tuba-Klänge anstatt Gesang

Bei der Suite aus George Gershwins Oper „Porgy and Bess“ durfte beim sanften Wiegenlied „Summertime“ statt einer Frauenstimme die Tuba ran. Sie, beziehungsweise David Polkinhorn als ihr Spieler, machte das wunderbar. Umgekehrt hatte der Mann mit dem Horn aber keine Tuba im Namen, sondern hieß Harald Domes. Hinzu kamen Christof Schmidt an der Posaune, er war für den verhinderten Michael Peuser eingesprungen, und der Trompeter Klaus-Ulrich Dann.

Faszinierend war, wie der Zuhörer bei Jean Francois Michels „Pariser Salonmusik“ vor seinem inneren Auge zuerst den Pariser Autoverkehr und später die schwingenden Beine der Tänzerinnen sehen konnte. Auch die zwei südamerikanischen Stücke dienten dem Tanz, bevor vier Mal Swing von Duke Ellington den krönenden Abschluss bildete. Der Duke hat ordentlich schräge Rhythmen verarbeitet, aber für das Ludwigsburger Blechbläserquintett waren auch sie kein Problem. Im vergangenen Jahr hat es das erste Mal in 30 Jahren ein komplettes Jazzkonzert gespielt und dafür sein Repertoire erweitert.

Weiter als oft bekannt reicht das Repertoire von Duke Ellington, er hat für drei „Sacred Concerts“ glaubensstarke Kirchenmusik komponiert. Mit Gospel endete das Konzert aber auch ohne ihn, als Zugabe gab es „Joshua Fit the Battle of Jericho“.