Kirchheim

Unterwegs mit Sternen und Kreide

Sammelaktion Kinder aus Kirchheim und Umgebung ziehen in den nächsten Tagen durch die Straßen der Stadt, klingeln an den Haustüren und bitten um Spenden. Die Sternsinger-Aktion hat begonnen. Von Andrea Barner

Farbenfroher Start für die Sternsingeraktion 2019/2020 vor dem Kirchheimer Rathaus: Pfarrer Franz Keil von der katholischen Kirc
Farbenfroher Start für die Sternsingeraktion 2019/2020 vor dem Kirchheimer Rathaus: Pfarrer Franz Keil von der katholischen Kirchengemeinde St. Ulrich inmitten der Jungen und Mädchen. Fotos: Günter Kahlert

Sie sind wieder unterwegs in „göttlicher Mission“. Etwa 250 Kinder im Alter von 4 bis 13 Jahren klingeln in kleinen Gruppen an Haustüren, sie tragen goldene Sterne mit sich und spenden den Segen der „Heiligen Drei Könige“. Sie sammeln Geld für Kinder im Libanon, einem Land, das immer noch unter den Spätfolgen eines Bürgerkriegs leidet und große Probleme mit der Integration von mehr als einer Million syrischer Flüchtlinge hat. Die Sternsinger-Aktion 2019/2020 unterstützt dort insbesondere Schulprojekte.

Das Dreikönigssingen in Kirchheim und den umliegenden Orten wird von den katholischen Kirchengemeinden St. Ulrich und Maria Königin organisiert. „Alle Jahre wieder beginnen wir vor dem Rathaus“, sagt Pfarrer Franz Keil bei der traditionellen Aussendungsfeier. Sie wird wie immer musikalisch umrahmt von den Kirchheimer Turmbläsern unter Leitung von Heribert Diemer. Kinder, Familien, vor allem aber einsame Menschen und Kranke „warten auf die Sternstunde“ - also den Moment, wo Caspar, Melchior und Balthasar an der Türe klingeln und den Segen des Kindes in der Krippe hereinbringen. „Christus segne dieses Haus“, mit Kreide schreiben die Sternsinger den frommen Wunsch an die Tür und verbinden ihn mit der Jahreszahl. „20*C+M+B*20“ - das symbolisiert nicht etwa die Anfangsbuchstaben der Weisen aus dem Morgenland, sondern das heißt „Christus mansionem benedicat“. Manche Hausbewohner bevorzugen den Spruch, wenn er mit gesegneter Kreide von Hand aufgeschrieben wird, andere schätzen die längst eingeführten Aufkleber mit gleichen Symbolen.

„Frieden ist nur da möglich, wo sich Menschen in Frieden begegnen“, stellt Pfarrer Keil von der Kirchengemeinde St. Ulrich fest. „Da im Libanon Friede nicht mehr ist als ein Wort, könnt ihr Sternsinger durch eure Aktion mithelfen, Friedensakzente zu setzen.“ Sein Kollege Winfried Hierlemann von der Kirchengemeinde Maria Königin erzählt aus dem Matthäus-Evangelium die Geschichte der Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland. Sie folgten dem besonderen Stern, der ihnen den Weg zum Stall in Bethlehem zeigte und sie beschützten das Jesuskind vor dem machtgierigen König Herodes, der es ermorden lassen wollte. Sie brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe mit.

Gold tragen die Sternsinger bis zum 6. Januar bei ihren Hausbesuchen nur in Form des Sterns bei sich, Weihrauch dampft nur manchmal. Aber sie alle „tragen königliche Gewänder und bringen die frohe Botschaft in die Häuser“, wie Anna Bernau, die Gemeindereferentin der katholischen Gesamtkirchengemeinde die Szenerie beschreibt. Die beiden Pfarrer segnen die Sterne, die Kreide, den Weihrauch und vor allem die Kinder, die anderen Kindern in fernen Ländern zu einem lebenswerteren Leben verhelfen.

Kinder im Libanon unterstützen

„Ihr habt euch wieder super vorbereitet. Ihr habt euch über den Libanon informiert, Lieder und Sprüche gelernt. Und jetzt liegt noch viel Arbeit vor euch“, lobt Anna Bernau die meist hoch motivierten Kinder. Bis zum Montag werden sie verkleidet alle Straßen und so viele Häuser wie möglich abklappern, mit der Sammelbüchse in der Hand, mit ihren Segenswünschen, Liedern und Gedichten. Kleine Kinder, große Kinder, Neulinge und „Wiederholungstäter“ sind darunter. Mancher Sternsinger war sogar schon als Mini-König im Kinderwagen dabei.

Freiwillige Helferinnen ergänzen regelmäßig die „königliche Kleiderkammer“. „Manchmal brauchen wir einfach neue Mäntel oder Gewänder“ freut sich Birgit Neher von St. Ulrich über die neuen Kreationen, die sie und andere Ehrenamtliche angefertigt haben.

Natürlich bekommen die Kinder bei ihrem Streifzug von Tür zu Tür nicht nur Spendengelder sondern auch Süßigkeiten zum Selberessen. „Da kommt ganz schön was zusammen im Rucksack“, erzählt Regine Müller-Walzok, die Leiterin des Christlichen Familienzentrums der evangelischen Gesamtkirchengemeinde. Auch sie ist an der Sternsinger-Aktion beteiligt, denn selbstverständlich sind auch evangelische Kinder bei den „Heiligen Drei Königen“ dabei.

Die erste Mission führt einen Teil der Kinder ins Krankenhaus. Mit Franz Keil ziehen sie vom Rathaus direkt in die Krankenstationen zum Dreikönigssingen.

Die Kinder sammeln einen enormen Geldbetrag

Im vergangenen Jahr kamen in Kirchheim und Umgebung mehr als 50 000 Euro zusammen, bundesweit waren es 50 Millionen Euro.

Das Geld geht dieses Jahr an die im Jahr 2006 von Christen und Muslimen gegründete Adyan-Stiftung. Finanziert wird damit ein schulisches Bildungsprogramm im Libanon, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch der Integration und Gesundheitsversorgung dient. Außerdem werden mit dem Geld Projekte in über 100 Ländern weltweit unterstützt.

Die jährlichen Stern singer-Aktionen werden in Deutschland vom katholischen Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) veranstaltet. Die Wurzeln des „Heischebrauchs“ liegen im 16. Jahrhundert, als Kinder und Bedürftige von Haus zu Haus zogen.

Die organisierte Form der Sammlung, wie man sie heutzutage kennt, fand erstmals 1959 statt. Seitdem wurden 1,1 Milliarden Euro gesammelt. aba