Lokale Kultur

Untiefen und Stolperfallen bei der Zugabe

Serenadenkonzert des Symphonischen Orchesters der Musikschule Kirchheim in Dettingen

Das Symphonische Orchester der Musikschule Kirchheim unter der Leitung von Johannes Stortz zeigte im Dettinger Gemeindehaus sein
Das Symphonische Orchester der Musikschule Kirchheim unter der Leitung von Johannes Stortz zeigte im Dettinger Gemeindehaus sein Können. Foto: privat

Dettingen. Einen hochklassigen Solisten-Reigen präsentierte das Symphonische Orchester der Musikschule Kirchheim unter der Leitung

Florian Stegmaier

von Johannes Stortz zu seinem traditionellen vorweihnachtlichen Serenadenkonzert.

Im voll besetzten Dettinger Gemeindehaus im Pfarrgarten übernahm Annika Möller den Solopart in Max Bruchs „Kol Nidrei“, einem Adagio für Violoncello und Orchester. Bruchs op. 47 lebt vom Nebeneinander zweier kontrastierender Melodien, die der Komponist der jüdischen Tradition entlehnt hat. Das weitestgehend kammermusikalisch-intim gehaltene Stück, das dem Orchester nicht zuletzt dank dem Einsatz einer Harfe eine breite, wenn auch dezent gehaltene Klangfarbenpalette zumisst, wird ganz von der virtuosen Stimme des Solo-Cellos beherrscht.

Auf einer soliden, geschmeidigen Technik fußend, gelang es Annika Möller hierbei, dem interpretatorischen Anspruch gerecht zu werden, im Verbund mit dem Orchester eine auch atmosphärisch zu greifende Balance zwischen dem Lamento des Kol-Nidre-Themas und dem deutlich optimistischer gehaltenen zweiten Thema herzustellen, das Bruch dem Choral „O weep for those that wept on Babel‘s stream“ entnommen hat.

Erst vor wenigen Wochen hatten Laura Mück und Juliane Ziegler beim „Podium junger Künstler“ als Solis­tinnen in Johann Sebastian Bachs Doppelkonzert für zwei Violinen in d-Moll BWV 1043 glänzen können. Nun war das Werk auch in seiner vollständigen dreisätzigen Pracht zu erleben. Das Sechzehntel-Dauerfeuer der schnellen Ecksätze bewältigten beide Künstlerinnen mit stoischer Präzision; konzentriert und stilsicher spürten sie der kontemplativen Gesanglichkeit des mittleren Largo-Satzes nach.

Schön ausgespielter Dialog zwischen Solistin und Orchester

Als Solistin in Mozarts Hornkonzert in Es-Dur KV 447 verhalf schließlich Evi Käßbohrer der Wiener Klassik zu Ehren. Inspirierter und gewagter als seine Schwesterwerke, passt sich das dritte Hornkonzert auch in seiner Besetzung mit zwei Klarinetten, zwei Fagotten und Streichern klangfarblich sehr gut dem Charakter des Soloinstruments an. Dem harmonisch kühn angelegten, schon symphonische Ausmaße annehmenden Kopfsatz kam vor allem der schön ausgespielte Dialog zwischen Solistin und Orchester zugute. Die frohgestimmte Romanze, deren Tempoangabe Larghetto die Musiker dankenswerter Weise mit einem wohltuenden Zug nach vorne deuteten, leitete in ein bravourös gespieltes und von schmetternden Jagdfanfaren durchdrungenes Finale ein, das zu recht den begeisterten Applaus des Publikums nach sich zog.

In der Programmfolge umrahmt waren die solistisch-konzertanten Beiträge von zwei wunderbaren sinfonischen Leckerbissen: zum einen Alfred Reeds gehörig auftrumpfendes „Festival Prelude“ und zum andern Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge d-Moll im Arrangement für Orchester von Victor Lopez. Beide Darbietungen machten klar, über welch beeindruckende Präzision, gestalterische Kraft und dynamisches Abstufungsvermögen das Orchester verfügt.

Das schwierigste Stück, verriet Johannes Stortz zum Abschluss des offiziellen Programmteils, habe man sich freilich für den Zugabenteil aufgehoben. Mit Robert Sheldons eindrucksvollen „Danzas Cubanas“ tauchte das Orchester mit breit aufgestelltem Schlagwerk in einen synkopisch aufgeheizten, von afro-kubanischen Idiomen durchpulsten Hexenkessel, dessen Untiefen und rhythmische Stolperfallen die jungen Musiker mit sichtlicher Spielfreude und überlegener Leichtigkeit meisterten.

Für Abkühlung und einen jahreszeitlich angemessenen Ausklang sorgte schließlich der weihnachtliche Choral „Ich steh an Deiner Krippen hier“.