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Verunsicherung und Chancen

Kreis Esslingen. Auch wenn es bei der Pressekonferenz am Freitag eigentlich um die Kriminalitätsstatistik ging – unweigerlich kam das Gespräch immer wieder auf die Strukturreform der Polizei. „Im Haus herrscht völliges Unverständnis für die Wahl des Standorts“, schilderte Hans-Dieter Wagner, Leiter der Polizeidirektion Esslingen die Stimmung im Haus an der Esslinger ­Agnespromenade: „Die Verunsicherung bei den Mitarbeitern ist groß und spürbar.“ Am Dienstag war die Entscheidung gefallen, dass Ess­lingen seine Polizeidirektion verliert und das neue regionale Polizeipräsidium für die drei Landkreise Esslingen, Tübingen und Reutlingen seinen Sitz in Reutlingen haben wird.

Für 110 Mitarbeiter aus der Verwaltung und dem Führungs- und Lagezentrum mit Notruf- und Sachbearbeitung ist der Umzug von Esslingen nach Reutlingen so gut wie gesetzt. Wie viele darüber hinaus noch ihre Sachen packen müssen, weil sich ihr Arbeitsplatz in den Nachbarlandkreis verlagert, ist offen. Völlig unklar ist beispielsweise noch, was mit den 65 Mitarbeitern der Verkehrspolizei passiert. Klar ist dagegen, dass Esslingen Sitz der Kriminalpolizeidirektion für die drei Landkreise sein wird. Dass der Grund dafür in der hohen Kriminalitätsbelastung des Kreises Esslingen zu suchen sei, bestreitet Hans-Dieter Wagner. Zwar werden im Kreis Esslingen mehr Straftaten erfasst als in Tübingen und Reutlingen. „Esslingen ist aber einfach der größte Landkreis“, so Wagner. An der Einwohnerzahl gemessen, stehe der Kreis Esslingen in punkto Sicherheit aber sogar besser da als seine Nachbarkreise.

Befürchtungen, dass die strukturellen Veränderungen die Sicherheit im Landkreis Esslingen beinträchtigen könnten, weist Hans-Dieter Wagner zurück. „Es wird definitiv keine Defizite für die Bürger geben“, betonte er. Das Gegenteil sei der Fall: So werde statt der Kripobereitschaft ein Kriminaldauerdienst eingerichtet. Dadurch, dass Kripo-Streifen künftig Tag und Nacht zur Verfügung stünden, ergebe sich ein Gewinn bei Zeit und Qualität. Wo sich dagegen das „Call-Center“ der Polizei befinde, sei für die Sicherheit unerheblich.

Hans-Dieter Wagner bezeichnete sich grundsätzlich als Befürworter der Strukturreform. Eine Bündelung und Konzentration der Kräfte habe im Kleinen schon bei der Kripo stattgefunden und Früchte getragen. 2007 waren die drei Außenstellen aufgelöst und gebündelt worden. Einen ähnlichen Erfolg erwartet man nun in größerem Rahmen.bil